Montag, 31. Mai 2010

30 Jahre Republik Freies Wendland /31.5.10

Guten Tag,
vor 30 Jahren wurde bei Gorleben der Bauplatz der Bohrstelle 1004 besetzt und die "Republik Freies Wendland" gegründet. Das Hüttendorf wurde zwar nach einem Monat mit einem bis dato nie dagewesenen Polizeiaufgebot geräumt, aber der Kampf gegen den atomaren Wahnsinn ging dann erst richtig los.

30 Jahre Republik Freies Wendland feiern wir vom Fr. 4. Juni bis So. 6. Juni 2010 an den Atomanlagen Gorleben. Programm anbei.

Am Sa. 5. Juni wird es um 12 Uhr eine Umzingelung des Bergwerks geben.

Bitte kommt alle!

Weitere Infos unter www.bi-luechow-dannenberg.de und www.contratom.de.

Bitte diese Info weitergeben!

Viele Grüße
Gerhard Förster

Bürgerinitiative Umweltschutz
Lüchow-Dannenberg e.V.
Rosenstr. 20
29439 Lüchow
Tel. 05841 4684

Sonntag, 30. Mai 2010

Torsten Haarseim´s Buch: "German War" /9.06.10

Der Autor Torsten Haarseim bat uns in einer E-Mail auf sein Buch "German War" aufmerksam zu machen. Dieses möchten wir hiermit gerne tun.

Was passiert beim Super-Gau konkret?

Sehr geehrte Damen und Herren,
in meinem Roman "German War" wird unter anderem der Ablauf eines Super-Gaus beschrieben: Auszug aus dem Roman "German War":

"... Die Druckwelle fegte die beiden Kühltürme weg wie Streichholzschachteln im Sturm. Unmittelbar erfolgte der beabsichtigte Super-GAU des Atomkraftwerkes Grohnde. Die sichertechnischen Einrichtungen waren nicht im Geringsten auf einen derartigen Angriff ausgerichtet. Die nukleartechnischen Barrieren I, II und III (das Containment) wurden völlig zerstört. Die Steuerstäbe, welche bei Störfällen zwischen die Brennstäbe abgesenkt werden sollten, um die Kettenreaktion zu unterbinden, existierten nicht mehr. Die unmittelbar erfolgte Kernschmelze mit Temperaturen weit über 2.000 °C führte dabei zum explosionsartigen Rundumabriss des Reaktordruckbehälterbodens. Während der Prädetonation wurde der gesamte Reaktorkern innerhalb von Millisekunden explosionsartig verdampft. Es wurde eine enorme Energiemenge frei. Durch das verdampfende Kühlwasser hatten sich darüber hinaus auch noch tausende Kubikmeter Wasserstoff gebildet. Der Wasserstoff vermischte sich mit dem Luftsauerstoff und explodierte unter Bildung einer gewaltigen Druckwelle..."

Neben diesem Szenario wird auch der Einsatz von Atomwaffen detailliert beschrieben. Das Buch führt konkret vor Augen und klagt damit an.

Bitte informieren Sie sich auf der Homepage http://germanwar.npage.de über einige Hintergründe und Details zum Buch. Wenn Sie dieses Buch lesen und weiterempfehlen, würde ich mich freuen. Vielleicht können Sie mir auch eine Kritik dazu senden.

Empfehlen Sie auf Ihrer Homepage Bücher? Wenn ja, möchte ich fragen, ob Sie mein Buch aufnehmen können?

Vielen Dank für Ihr Bemühen.


Mit freundlichen Grüßen

Torsten Haarseim

Kontaktdaten:
Torsten Haarseim
eMail: torsten.haarseim(ÄT)googelmail.com
homepage: http://germanwar.npage.de

Samstag, 29. Mai 2010

Video: Röttgen will Sicherheitsstandards für Gorleben senken /27.05.10

Ein Video von RBB Kontraste bei YouTube

Ein Film von RBB Kontraste 7.21min
Bericht: Manka Heise und Chris Humbs


Risiko Atommüll – Röttgen will Sicherheitsstandards senken

Bundesumweltminister Röttgen will die Sicherheitsstandards am geplanten atomaren Endlager Gorleben senken. Geplant ist, auf eine Rückholbarkeit des Strahlenmülls zu verzichten. Das Risiko: Es könnte im Salzstock zu chemischen Reaktionen bis hin zu Explosionen kommen.

Sicherheit geht in Deutschland über alles. In kaum einem anderen Land sind die Auflagen für Unternehmen und Organisationen so umfangreich. Jede Fabrik, jede U-Bahn, jedes Forschungsexperiment ist auf einen möglichen Worst Case vorbereitet. Falls etwas passiert, gibt es immer einen Rettungsplan. Doch ausgerechnet bei der Endlagerung von Atommüll, einem der risikoreichsten technischen Vorhaben überhaupt, will man darauf künftig verzichten. Bundesumweltminister Röttgen will, wie KONTRASTE herausfand, beim geplanten Atomendlager Gorleben die Sicherheitsstandards senken. Der strahlende Abfall soll für immer und nicht rückholbar im Salz verschwinden. Manka Heise und Chris Humbs.

Wir sind in Gorleben, über 800 Meter tief im Salzstock. Eigentlich sollte es hier trocken sein. Doch dann sehen wir rostige Schrauben: Lauge tritt aus. Mit Eimern fängt man sie auf - und dann sehen wir sogar einen richtigen Abfluss. Aus dieser Probe-Bohrung liefen 165 Kubikmeter der Salzlauge. Darüber will aber keiner so recht mit uns vor der Kamera reden.

Auch nicht der zuständige Umweltminister. Ein Interview zu den Problemen lehnt Norbert Röttgen ab. In seinen Pressestatements gibt er sich offen für alles, doch in Wahrheit ist und bleibt Gorleben sein klarer Favorit für die Endlagerung des hochradiaktiven Mülls.

Norbert Röttgen (CDU), Bundesumweltminister
„Zur Offenheit des Verfahrens gehört, dass man sich auch auf Alternativen vorbereiten muss. Auch das werden wir tun, ohne dadurch die Priorität Gorleben in Frage zu stellen.“

Gorleben hat eben Priorität – und was nicht passt, wird passend gemacht. Schließlich ist in diesen Salzstock schon viel Geld gesteckt worden. Trotz drohender Gefahren will nun Röttgen den Müll für immer im Salz versenken. Genau das sagt sein neuer Entwurf zu den Sicherheitsanforderungen aus, der KONTRASTE vorliegt.

Bisher gab es einen Passus, der vorschreibt, dass die Bergung des Mülls 500 Jahre lang möglich sein muss. Im neuen Entwurf von Minister Röttgen ist die Bergung, also die Rückholbarkeit, gestrichen.

Eine sehr riskante Entscheidung, erfahren wir im niederländischen Groningen.
Hier an der Universität hat man – weltweit führend - Salz hochradioaktiver Strahlung ausgesetzt. Fazit: Über längere Zeit könnte Salz den Atommüll eventuell nicht mehr sicher abdichten – es wird spröde und rissig.

Dr. David Vainshtein, Atomphysiker
„Während der Bestrahlung zerfällt das Salz in Natrium und Chlor. Und dieser Zustand entwickelt ein Eigenleben.“

Dieser Prozess heißt Radiolyse. Die Strahlen des hochradiaktiven Mülls beschießen die Salzkristalle. Dabei werden Natrium- und Chloratome aus den Molekülen herauskatapultiert.

Diese freien und aufgeladenen Atome springen aber sofort wieder an ihren Platz zurück. Dabei entladen sie sich explosionsartig.

Dr. David Vainshtein, Atomphysiker
„Das kann sehr, sehr gefährlich werden, da das Salz insgesamt instabil wird.“

Trotz dieses Risikos plant man in Deutschland, den hochradioaktiven Müll ohne große Abschirmung in Bohrlöchern zu lagern. Durch die Bestrahlung entstehen unzähligen kleinen Explosionen. Dadurch könnte eine Hitze von bis zu 1.500 Grad Celsius entstehen, befürchten die Wissenschaftler. Diese Temperaturen reichen, um den Müll zum Schmelzen zu bringen.

Noch mehr Strahlung würde so freigesetzt werden. Das Salz wird immer instabiler. Über Risse könnte Lauge zum Müll gelangen und so die Reaktionen noch verstärken. Größere Risse wären die Folge. Radioaktivität könnte so nach außen gelangen, die Umgebung kontaminieren. Eine Gefahr für die Umwelt.

Der niederländische Publizist Hermann Damveld begleitet die Endlagersuche in Europa seit drei Jahrzehnten. In Holland lässt man aufgrund der strahlungsbedingten Veränderungen längst die Finger vom Salz.

Herman Damveld, Endlagerexperte
„Man dachte, wenn Radioaktivität eine explosionsartige Folge auf Salz hat, dann ist Salz vielleicht nicht so geeignet.“

In den Niederlanden haben deshalb bis heute keine Probebohrungen im Salz stattgefunden - Dänemark und Frankreich haben sich ebenfalls vom Salz abgewendet. Selbst die Regierung der USA, einst Verfechter vom Salz, sieht nun bei der Endlagerung für hochradioaktiven Müll Schwierigkeiten.

Zitat
„…hitzeerzeugender Abfall, wie verbrauchte Brennstäbe, beschleunigt einen Prozess, der Salz schnell deformiert. Dies könnte möglicherweise zu Problemen führen.“

In Deutschland versuchten Wissenschaftler Anfang der 90er zu belegen, dass Salz doch als Endlagerstätte geeignet ist. Selbst bei diesen Versuchen mit schwach radiaktivem Abfall im Forschungsbergwerk Asse veränderte sich das Salz sichtbar durch die dunkle Verfärbung.

Trotzdem soll die Einlagerung von hochradioaktiven Abfällen in Gorleben kein Problem sein. Das meint zumindest Klaus Kühn. Er war Chef der Asse und Leiter der Tests mit Salz.

Klaus Kühn, ehem. Asse-Leiter
„Wir haben Gorleben relevante Forschungen in der Asse betrieben."
KONTRASTE
„Was kam dabei heraus?“
Klaus Kühn, ehem. Asse-Leiter
„Positive Ergebnisse soweit wir die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu Ende durchführen durften. Aller bisher vorliegenden Ergebnisse sind positiv, das heißt, die Endlagerung radioaktiver Abfälle in einer Salzformation ist die beste Lösung.“

Wirklich aussagekräftige Versuche mit hoher Strahlung hat Kühn in der Asse nie durchgeführt. Weder die Atomwirtschaft noch der Staat wollten hierfür das nötige Geld investieren. Was bleibt, sind Vermutungen. Trotzdem bescheinigt Klaus Kühn als Berater der Bundesregierung grünes Licht für Salz.

Für die Wissenschaftler aus Groningen ist das ein Skandal. In einem Brief an die Mitglieder des Umweltausschusses warnen sie vor Klaus Kühn. In einem Beratungsgespräch habe er den Politikern die international anerkannten Forschungsergebnisse falsch wiedergegeben. In der Mitteilung an die Fachpolitiker heißt es:

Zitat
„Ich schreibe Ihnen diesen Brief, da unsere Arbeit an diesem Thema in einer sehr unkorrekten Weise dargestellt wurde. Die Realität entspricht exakt dem Gegenteil dessen, was Dr. Kühn Ihnen erklärte.“

Doch die Bundesregierung setzt weiter auf die Gutachten des ehemaligen Asse-Chefs und dessen Mitarbeitern. Auf diejenigen, die schon die Sicherheitsfragen in der Asse völlig falsch einschätzten und auf die Probleme im illegalen Endlager zu spät reagierten.

Auf Anfrage von KONTRASTE, ob es gerade wegen der Laugenzuflüsse neuen Forschungsbedarf zur Radiolyse gäbe, heißt es:

Zitat
„Nein.“

Trotz all der unerforschten Risiken mit dem hochradioaktiven Müll soll dieser für immer und unwiederbringlich im Salz versenkt werden.

Dr. David Vainshtein, Atomphysiker
„Es ist vergleichbar mit einem Teekessel, den man auf das Feuer stellt und fest verschließt und dann das Wasser kocht. Der Kessel kann explodieren oder nicht. Fakt ist, es ist eine ziemlich gefährliche Art und Weise, den Tee zu kochen.“

Eine Option auf eine rettende Bergung des Mülls im Notfall wurde auf Bitten der Atomindustrie gestrichen. Eine Offenhaltung und sichere Überwachung des Endlagers über viele Jahre wäre nämlich sehr teuer. Diese Kosten müssten die AKW-Betreiber auf den Strompreis umlegen. Und das würde nun mal den Atomstrom sehr unattraktiv machen.


Mittwoch, 26. Mai 2010

Vor 30 Jahren "Republik Freies Wendland" Fotos von Günter Zint /25.5.10

30 Jahre Republik Freies Wendland
Vor 30 Jahren entstand auf dem Gelände der Tiefbohrstelle 1004 in Gorleben ein Protest-Hüttendorf, die "Republik Freies Wendland". Dort lebten hunderte AtomkraftgegnerInnen 33 Tage ihre Vision einer anderen Welt. Dann wurde das Hüttendorf mit dem bislang größten Polizei-Einsatz der damaligen Bundesrepublik geräumt. Anläßlich des 30. Jahrestages ruft die BI Lüchow-Dannenberg zu Protesttagen vom 4.-6.2010 rund um die Atomanlagen auf.

Günter Zint, der Umbruch die Fotos für diesen Rückblick zur Verfügung stellte, lernte dort seinen Kollegen Hinrich Schultze kennen. Sie gründeten "panfoto" und begleiteten über viele Jahre die Anti-Akw-Bewegung mit ihren Bildern. Auch für manche Berliner war das Dorf 1004 ein Schlüsselerlebnis. Anfang der 80er Jahre gab es in Berlin noch etliche organisierte Anti-Atomkraft-Gruppen, die "Schöneberger", "Kreuzberger" oder "die Neuköllner", die sich regelmäßig im Ökodorf in der Kurfürstenstraße 14 trafen. Auf 1004 war ihr Treffpunkt...

44 Fotos von Günter Zint
Weiter bei http://www.umbruch-bildarchiv.de

Einlagerung hochradioaktiver Abfälle direkt in Bohrlöchern? /26.5.10

Am Ende doch das Endlager
Nach Gorleben wird Technik geliefert, mit der Atommüll direkt eingelagert werden kann. Ein Indiz dafür, dass die Ergebnisoffenheit der Erkundungen womöglich nur vorgetäuscht ist.
VON REIMAR PAUL

GÖTTINGEN taz | Immer mehr spricht dafür, dass der Salzstock Gorleben nicht "ergebnisoffen" erkundet, sondern zum Endlager für hochradioaktiven Atommüll ausgebaut wird. Als jüngstes Indiz werten Atomkraftgegner die Anlieferung einer Maschine, mit der die Einlagerung von hochradioaktiven Abfällen direkt in Bohrlöcher geprobt werden soll.

Das dazu notwendige Gerät wurde bereits vor zwei Wochen nach Gorleben per Schiff und Schwertransport gebracht. Hersteller ist die Firma Siemag, ein international agierender Ausrüster und Spezialist für Förderanlagen im Bergbau. Diese Apparatur wird seit anderthalb Jahren von der Deutschen Gesellschaft für den Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe (DBE) getestet, die als Subunternehmer im Gorlebener Salzstock arbeitet. Die Versuchsanlage steht in der ehemaligen Turbinenhalle eines Kohlekraftwerks im niedersächsischen Landesbergen bei Nienburg. Das ursprünglich verfolgte Konzept für die Endlagerung hochradioaktiven Mülls - dazu zählen abgebrannte Brennstäbe aus AKWs und in flüssiges Glas eingeschweißte Abfälle aus der Wiederaufarbeitung - sah vor dem endgültigen Einlagern die Umverpackung von Castor- in sogenannte Pollux-Behälter vor. Dies sollte in der Gorlebener Pilotkonditionierungsanlage (PKA) erfolgen, die seit Jahren fertiggestellt ist, ihren "heißen" Betrieb bislang aber nicht aufgenommen hat.

"Mit der Lieferung der Anlage verspotten die DBE und die Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) das beschwichtigende Gerede von einem Mehrbarrierenkonzept bei der Einlagerung hochradioaktiver Abfälle", sagt der Sprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, Wolfgang Ehmke. Die GNS lieferte für die Versuche in Landsberge Bauteile.

Ehmke erinnerte gestern daran, dass schon Sigmar Gabriel (SPD) als Bundesumweltminister auf die Barriere "Deckgebirge" über einem Salzstock verzichten wollte. Jetzt komme es "noch toller". Bei der direkten Einlagerung werde dem Atommüll nur beim Hantieren ein Schutzbehälter übergestülpt. "Dann heißt es: plumps, ab ins Bohrloch - ähnlich wie beim Verstürzen der Abfälle in der Asse."
REIMAR PAUL

Quelle: http://www.taz.de

Video: Atom-Gegner dringen auf Gorleben-Gelände vor /24.5.10

Atomkraft-Gegner sind am Pfingstmontag(24.5.10) in das Gelände des Salzstocks im niedersächsischen Gorleben eingedrungen. Dieser wird als Atommüll-Endlager in Betracht gezogen.

Etwa 60 teils vermummte Aktivisten hätten zwei Tore aufgebrochen und mit Leitern das Pförtnerhaus erklommen, sagte ein Polizeisprecher. Mit Vorschlaghämmern hätten sie die Verglasung des Hauses eingeschlagen. Anschließend hätten sie auf der Zufahrtsstraße eine Barrikade errichtet. Nach knapp zwei Stunden sei der Polizeieinsatz weitgehend beendet gewesen, sagte der Sprecher. Die Demonstranten seien abgezogen.

Nach Angaben der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg hatten sich bis zu 200 Gorleben-Gegner versammelt. Die Initiative kündigte weitere Proteste anlässlich des 30. Jahrestags der Räumung und Zerstörung des Hüttendorfs Republik Freies Wendland am 4. Juni 1980 an.
Quelle: http://www.focus.de
Bild oben: http://www.publixviewing.de/Andreas Conradt


Ein Video von Graswurzel-tv bei YouTube

Ein Film von http://www.graswurzel.tv 1.51min
Schnitt: Jonathan Happ
Kamera: Jonathan Happ

Castor-Gegner kletterten auf der Verladestation /21.5.10

Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe "ContrAtom" ist es am Freitag gegen 14 Uhr gelungen, ungehindert über den Zaun der Castor-Verladestation in Breese in der Marsch zu steigen und ein paar Meter die fest installierte Leiter des Kran-Gebäudes hinaufzuklettern. Nach etwa einer Viertelstunde zogen sich die AtomkraftgegnerInnen zurück.

Wie die Bürgerinitiative Umweltschutz (BI) Lüchow-Dannenberg erklärte, protestierten die Mitglieder der Gruppe ContrAtom mit ihrer Aktion gegen den für November geplanten Castor-Transport nach Gorleben. Die BI erinnert: Das Bundesamt für Strahlenschutz hatte Anfang Mai den Transport von 11 hochradioaktiven Glaskokillen aus der Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) La Hague in Frankreich ins hiesige Zwischenlager genehmigt.

November 2010: "Die größten Proteste aller Zeiten"

Kerstin Rudek, Vorsitzende der BI, betonte vor Ort: "Seit 40 Jahren wird Atommüll produziert. Niemand weiß bisher, wohin mit diesem gefährlichen Strahlenmüll. Jeder weitere Castor-Transport nach Gorleben bedeutet eine Vorfestlegung auf den Salzstock Gorleben als ungeeignetes Endlager". Die Bevölkerung werde sich mit Händen und Füßen gegen die Verseuchung ihrer Kinder und Kindeskinder wehren, kündigt Kerstin Rudek an; die BI bereite sich bereits auf "die größten Proteste aller Zeiten im Wendland" vor: "Zahlreiche Initiativen und unzählige Menschen werden sich im November auf den Weg ins Wendland machen, um gegen die unverantwortbare Atompolitik der Bundesregierung und das skrupellose Festhalten der Atomlobby an einer hochgiftigen und überflüssigen Dinosauriertechnologie zu demonstrieren".

Aktivisten von ConrAtom kommentierten ihre Aktion: Man dürfe nicht den Ursprung der Kulturellen Landpartie vergessen, die ja aus den Reihen des Widerstandes geboren sei. Deshalb sei die KLP immer wieder ein Anlass, auf die Gefahren der Atomkraft hinzuweisen, besonders auch mit Blick auf die Diskussion um die Laufzeit-Verlängerung für Atomkraftwerke.

Foto: Hagen Jung
Quelle: http://wendland-net.de/

Sicherheitsanforderungen für atomare Endlager sollen weiter aufgeweicht werden /17.5.10

europaticker: Land Niedersachsen habe sich für Aufweichungen stark gemacht. DIE LINKE: Sicherheitsanforderungen für atomare Endlager sollen weiter aufgeweicht werden

Nach Informationen der Fraktion DIE LINKE im Niedersächsischen Landtag sollen die Sicherheitsanforderungen für atomare Endlager gesenkt werden. „Nach unseren Erkenntnissen hat sich insbesondere das Land Niedersachsen für Aufweichungen stark gemacht. Ziel der Landesregierung ist es, möglichst schnell das Endlager Gorleben zu installieren“, sagte Kurt Herzog, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion. So sollen künftig sogar Laugenzutritte wie in der Asse nicht mehr ausgeschlossen sein. Außerdem wolle man eine behälterlose Bohrlochlagerung erlauben, die eine Rückholung des Atommülls unmöglich mache.

Zusätzlich solle der sogenannte quantitative Risikoansatz entfallen. „Dabei ist die bisherige Bestimmung ohnehin schon lax“, kritisierte Herzog. Nach den bisherigen Grenzwerten dürfen radioaktive Nuklide in einer Größenordnung austreten, nach denen das Auftreten schwerwiegender Krankheiten wie Krebs bei jedem 1000. Anwohner im Bereich der Toleranz liegt.

Hinter verschlossenen Türen wollen die politisch Verantwortlichen nach Angaben von Herzog Tatsachen schaffen. „Die stülpt man später der Bevölkerung einfach über. Das ist das Gegenteil von Transparenz“, so Herzog. Er wies darauf hin, dass die im Jahr 2008 vom damaligen Umweltminister Sigmar Gabriel vorgelegte erste Version der Sicherheitsbestimmungen mehrfach entschärft und an die Verhältnisse in Gorleben angepasst wurden. „So hat man die geologischen Mängel, die der Salzstock Gorleben aufweist, einfach dadurch umgangen, dass man kein Mehrbarrieren-System mehr vorsah und auch kein abschottendes intaktes Deckgebirge“, sagte Herzog.
Quelle: http://www.umweltruf.de

Dienstag, 25. Mai 2010

12. Castortransport nach Gorleben genehmigt /5.5.10

Widerstand formiert sich schon jetzt

3. Mai 2010 - Der Countdown hat begonnen: heute, am 30. Jahrestag der Besetzung der Bohrstelle 1004 in Gorleben - der legendären Republik Freies Wendland - hat das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) den Transport von 11 Behältern mit HAW - Glaskokillen aus der französischen Plutoniumschmiede Cap de La Hague zum sogenannten Transportbehälterlager Gorleben genehmigt.
"Ein denkwürdiges Geburtstagsgeschenk", kommentiert die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI). Am 4./5. Juni werden einige Hundert Freunde und Sympathisanten der Republik Freies Wendland auf ihrem Fest und bei der beabsichtigten Umzingelung des Schwarzbaus Gorleben die ersten Verabredungen treffen, wie im Herbst beim nächsten Castortransport die "Abstimmung mit den Füßen" gegen Gorleben als Endlagerstandort und gegen die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken organisiert werden kann.

Wie schon in der Vergangenheit wurden die Behälter der Serie HAW 28 M nicht realen Belastungstests unterzogen, moniert die BI. Die Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) hatte zuvor einen Bauantrag zur Erweiterung des Fasslagers gestellt, zusammen mit der betriebsbereiten Pilot-Konditionierungsanlage (PKA) konzentriert Gorleben alle Facetten des ursprünglich geplanten "Nuklearen Entsorgungszentrums" (NEZ) mit dem Kernstück Atommüllendlager im Salzstock Gorleben.

Ein BI-Sprecher: "Von daher dient jeder weitere Transport der Zementierung Gorlebens als NEZ, diese Politik, Gorleben Stück für Stück als Atommüllzentrum durchzusetzen, verdient die richtige Antwort, den massenhaften Protest."

Wolfgang Ehmke 0170 510 56 06
Quelle: http://de.indymedia.org

Dienstag, 4. Mai 2010

Gorleben: 33 Tage Klein-Utopia /4.5.10

Vor 30 Jahren entstand die Republik Freies Wendland – ein Lebensentwurf für eine Welt ohne Atomkraft
von Reimar Paul

Die alten Flugblätter und Fotobände über die Platzbesetzung im Gorlebener Wald vor 30 Jahren stapeln sich fast einen Meter hoch. Der »Atom Express«, eine Zeitung von Initiativen gegen Atomanlagen, berichtete damals im Frühjahr 1980: »Am Wochenende des 3. Mai zogen Hunderte junger Menschen aus dem Landkreis, Landwirte, Handwerker, Schüler, Studenten, verstärkt durch auswärtige Freunde zur Bohrstelle 1004. Die Menge wuchs und wuchs, bis es Tausende waren, und sie griffen zu Säge, Hammer, Beil und Nägeln und errichteten auf dem vernichteten Kulturboden die Republik Freies Wendland.«

Auf sandigem Boden, an der Stelle, wo eine Atommülllagerstätte gebaut werden soll, entstehen Dutzende Häuser aus Baumstämmen, Stroh und sogar aus Glas. Auch ein großes Rundhaus für Versammlungen, eine Batterie von Latrinen und ein Passhäuschen mit Schlagbaum, wo die Wendenpässe ausgestellt werden und über dem die grün-gelbe Wendlandfahne flattert. »Es gab Energiesparhäuser mit Heizung aus Flaschen, die sich in der Sonne erwärmten und nachts die Wärme nach innen abgaben. Es gab eine Großküche, eine Krankenstation, eine Kirche und eine Badeanstalt mit holzbeheizter Badewanne«, erinnert sich der Fotograf Günter Zint. In den ersten Tagen bringt ein Bauer Wasser in einem großen Tank ins Hüttendorf. Später wird eine Bohrung niedergebracht, das Wasser gelangt nun mittels einer Handpumpe ins Dorf. Das »Nordrhein-Westfalen-Haus« ist eine Reihenhausanlage aus fünfeckigen, wabenförmig zusammenhängenden Hütten mit kleinen Innenhöfen. Das »Haus der Architekten« besteht fast ausschließlich aus Glasfenstern und -türen. »Hackys Loch« ist nichts weiter als eine mehrere Meter tiefe Erdhöhle. Das »Fritz-Teufel-Haus« muss für die Anschuldigung des Lüneburger Regierungspräsidiums herhalten, die Republik Freies Wendland sei ein Refugium für Terroristen. Auch die beiden Türme im Dorf bieten Anlass zu Stimmungsmache. »Dort oben haben sie Wachs für die Bullen«, zitiert die »Bild« einen fiktiven Dorfbewohner.

An den Wochenenden werden die 500 bis 700 ständigen Besetzer von tausenden Besuchern förmlich überrollt. Das Dorf wird zur touristischen Attraktion für Familienausflüge und Kaffeefahrten. Viele Gäste solidarisieren sich mit der Protestaktion, bringen Lebensmittel und Werkzeug vorbei, andere kommen mehr zum Exoten-Angucken. »Eines Abends tauchen unverhofft ein paar Damen im Abendkleid und Herren im Smoking auf und überreichen etwas verlegen Platten mit Häppchen, die von einer Geschäftseinweihung übrig geblieben sind«, schreibt die Journalistin Sabine Rosenbladt.
Saboteure am Werk

Im Hüttendorf sind schon nach vier Tagen die ersten 1000 Wendenpässe ausverkauft. Die Einnahmen, der Pass kostet zehn Mark, gehen in die Dorfkasse. Der Pass ist »gültig, so lange sein Inhaber noch lachen kann«. Die in einer eigenen Münzpräge hergestellten Geldstücke – Währungseinheit war das oder der »Wend« – können sich als Zahlungsmittel nicht durchsetzen.

Zivilpolizisten nisten sich auf dem Platz ein, sie werden enttarnt und nach Hause geschickt. Dann beunruhigt eine Serie von Brandanschlägen die Dorfbewohner. In einer Nacht legen Unbekannte in einem Zelt Feuer. Sie zerstören auch eine Kamera, stehlen Stempel für die Wendenpässe und Broschüren. Da man weitere Anschläge befürchtet und zudem akute Waldbrandgefahr besteht, werden Brand- und Nachtwachen eingerichtet. Jeweils zehn Leute patrouillieren in Vier-Stunden-Schichten von 21 Uhr bis 9 Uhr durch das Dorf und die Umgebung.

Kein Tag vergeht ohne Kulturprogramm. Umsonst und draußen oder im Freundschaftshaus spielen Rockbands, Folkgruppen, Theaterkollektive. Am neunten Tag der Besetzung errichten Göttinger Theologiestudenten eine Holzkirche. Zum ersten Gottesdienst kommen 100 Leute. Am 18. Mai strahlt »Radio Freies Wendland« seine erste Sendung aus, hunderte Dorfbewohner versammeln sich am Lautsprecherwagen. Es gibt in der Folgezeit mehrere Sendungen, auch die Räumung wird live übertragen. Viele Polizisten hören mit: »Radio Freies Wendland tönt unentwegt aus dem kleinen Transistorradio, das ein Kollege mitführt. So erfahren wir auch das, was wir nicht sehen können. RFW berichtet in erstaunlicher Sachlichkeit«.
Was tun bei Räumung?

An einem Abend berichten Bremer Atomgegner über die harten Auseinandersetzungen bei der Demonstration gegen eine Rekrutenvereidigung im Weserstadion am 6. Mai. In vielen Zeitungen hat es danach Kampagnen gegen die Bremer »Reisechaoten« gegeben, die nun auch in Gorleben »einsickerten«. Auch bei der Veranstaltung im Freundschaftshaus vertreten einige die Meinung, dass Steinewerfer »bezahlte Provokateure« seien und im Hüttendorf nichts zu suchen hätten.

Während sich viele im Dorf auf die Gestaltung eines alternativen Lebens konzentrieren, gibt es heftige Kontroversen zwischen den Atomkraftgegnern aus dem Landkreis und denen aus den Städten. Der Streit dreht sich um die Perspektiven der Besetzung, um den Widerstand bei der Räumung. Soll die Republik Freies Wendland verteidigt werden? Wenigstens symbolisch, durch Jauche-Beschuss, durch Barrikaden? Als man sich nicht einigen kann, ob Barrikaden noch gewaltfreie Widerstandsmittel sind, schreiten ihre Befürworter zur Tat. Sie heben auf den Zufahrtswegen Gruben aus und tragen starke Äste zusammen. Nach einer Intervention des Bürgermeisters der Nachbargemeinde Trebel, der mit der Besetzung sympathisiert, dem Sperren der Gemeindewege aber nicht zustimmt, wird beschlossen, die Hindernisse wieder abzubauen. Da aber zunächst niemand den Beschluss umsetzt, stehen die angefangenen Barrikaden noch tagelang herum.

Das Verhältnis der Dorfbewohner, so haben es viele erlebt und beschrieben, ist trotz der Spannungen und Konflikte durch Vertrauen und Emotionalität gekennzeichnet. »Ich hab mich über jeden gefreut, der neu angekommen ist. Das waren ja alles Leute, die was Ähnliches wollten wie du selbst, ich hätte jedem um den Hals fallen können«, erzählt eine Lehrerin. Die 83-jährige Anti-Atom-Veteranin Lilo Wollny sagt: »Auf dem Platz, als ich die Leute gesehen hab, hatte ich andauernd das Gefühl, ich muss die irgendwie in den Arm nehmen, und ich hab das auch gemacht.«

Bei der Räumung der Republik Freies Wendland am 4. Juni stehen und sitzen den rund 10 000 Polizisten und Grenzschützern – viele von ihnen haben sich vermummt und ihre Gesichter geschwärzt – 4000 Atomkraftgegner gegenüber. Die Staatsmacht zieht ein Bürgerkriegsmanöver auf, mit ständig startenden, landenden und im Tiefflug über die Hütten donnernden Hubschraubern. Polizisten zerren die Demonstranten aus der Menge und laden sie auf der anderen Seite der Absperrungen wieder ab. Die unter den Türmen ausharrenden Besetzer leisten heftigeren Widerstand, der allerdings auch hier bald gebrochen ist. Riesige Bulldozer walzen die Hütten platt. In die Wut über die Räumung mischen sich Tränen. »Das Antiatomdorf war nicht allein gegen die tödliche Atomenergie gerichtet, sondern Symbol neuer Lebensweise überhaupt«, schrieb am folgenden Tag der Gewerkschafter und Atomkraftgegner Heinz Brandt. Die »Zeit« widmete der Republik Freies Wendland einen langen Artikel. »Was da in Klein-Utopia einstürzte«, stand da, »war die Architektur einer Welt ohne Hiroshima.«
Der Widerstand lebt

Das Hüttendorf wurde zerstört. Die Republik Freies Wendland aber lebt fort. Viele von uns, die wir in diesen Tagen im Wendland von Scheune zu Scheune radeln, hat die Republik Freies Wendland mit geprägt. Die Wochen im Hüttendorf, der jahrelange Widerstand davor und danach – all das hat eine politische Sozialisation vermittelt, von der sich manches bis heute erhalten hat. Die Republik Freies Wendland war nicht die erste und schon gar nicht die letzte Widerstandsaktion im Wendland. Aber sie verhalf dem Widerstand zu einer eigenen Identität. Einer Identität, die mit dem jeweiligen Wohnsitz der Widerständigen nichts zu tun hat. Den Bewohnern der Republik Freies Wendland blieben nur 33 Tage, um ihre Ideen zu entwickeln, auszutauschen und ihr Zusammenleben entsprechend zu organisieren. Das »Experiment 1004« wurde durch die Räumung abrupt – wenn auch erwartet – unterbrochen. Es hat, wenn auch vielleicht anders als damals erwartet, hat es seine Fortsetzung gefunden: im anhaltenden, fantasievollen Widerstand gegen die Atomkraft.

ND-Autor Reimar Paul nahm an der Besetzung und Gründung der Freien Republik Wendland teil.
Quelle: http://www.neues-deutschland.de

GNS kündigt Erweiterungsbau in Gorleben an / 27.4.10

BI Umweltschutz: Wird Gorleben zur Drehscheibe bei der Konditionierung von Atomabfällen?

Gorleben wird größer: die Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) will anbauen. Eine Verpackungsanlage für die schwach- und mittelaktiven Abfälle soll direkt neben der Halle, in der bisher rund 2000 Gebinde stehen, errichtet werden. Die GNS nennt den Erweiterungsbau "Prüf- und Qualifizierungsgebäude", die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) sieht darin ein weiteres Eingeständnis, dass bisher niemand die Atommüllendlagerung in Griff hat: " Angeblich wurden in der Lagerhalle konradgängige Container verwandt, nun - 15 Jahre nach Einführung dieser Konditionierungstechnik - ist sogar ein Erweiterungsbau vonnöten, um die Einlagerungsbedingungen im geplanten Endlager für schwach- und mittelaktive Abfälle in Salzgitter erfüllen zu können: ein Disqualifizierungsgebäude soll errichtet werden".

Gorleben werde, so die Befürchtung der Gorleben-Gegner, zur Drehscheibe bei der Verpackung schwach- und mittelaktiver Abfälle. "Eine Neuinvestition in Millionenhöhe tätigt die GNS nicht, um nur die Abfälle, die bisher in Gorleben unzureichend verpackt wurden, neu zu verpacken", schreibt die BI. Da warten die Abfälle, die möglicherweise in der Asse II wieder ans Tageslicht befördert würden, auf eine Konditionierung, und das würde zu einem ständigen Hin- und Hertransport von Atommüll führen und damit zu einer zusätzlichen Gefahr, zum Beispiel bei einer Kollision auf der Straße. Sorgen bereite auch die Strahlenexposition, wenn mit verpresstem Rohabfall hantiert werde: "Mit der Abluft gerät Strahlung in die Atemluft", warnt die BI. Man werde nun den GNS- Antrag unter die Lupe nehmen und den Fokus nicht allein auf die Castortransporte, sondern auf den gesamten Betriebsablauf der GNS richten, kündigt die Bürgerinitiative an.
Quelle: castor.de