Montag, 30. Juni 2008

Castoren nach Gorleben im Herbst 2008

Die wendländische Widerstandsgruppe WiderSetzen bereitet Proteste gegen die Transporte nach Gorleben vor. Informationen zur Aktion hier

Die Betreiber haben die Genehmigung vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erhalten, elf französische Transportbehälter des Typs TN85, von der Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague zum Zwischenlager nach Gorleben in Niedersachsen zu transportierten.

"Die Glaskokillen, die in diesem Jahr transportiert werden, haben eine höhere Strahlung und entwickeln deshalb mehr Wärme", wird vom BfS zugegeben. "Deshalb war es notwendig, einen neuen Transportbehältertyp einzusetzen. Statt des bislang benutzten deutschen Castor-Behälters HAW 20/28 CG kommt jetzt der Behältertyp TN85 der französischen Firma TN International zum Einsatz. Er ist speziell für den Transport dieser Glaskokillen nach Deutschland konstruiert worden. Auch mit dem TN85 werden jeweils 28 Glaskokillen transportiert. Der TN85 ist für eine maximale Wärmeleistung von 56 Kilowatt genehmigt."

Castortransport für 2009 abgesagt

Der Transport 2009 musste abgesagt werden, weil es Probleme bei der Computersimulation von Sicherheitstests gab, die nur mit Behältermodellen im Maßstab 1:2 durchgeführt wurden. Die Castor-Herstellerfirma Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) hatte Berechnungen manipuliert, um Sicherheitswerte einhalten zu können. Der jetzt genehmigte TN85 wurde sogar nur mit einem Modell im Maßstab 1:3 getestet.

Castortransport ist um 17:45 Uhr gestartet.

Der Transporttermin wurde bestätigt, die Castoren werden vom 7. - 10. November in das oberirdische Zwischenlager Gorleben gebracht. Der Zug mit elf Castorbehältern ist um 17:45 Uhr am Abend des 7. November im französischen Verladebahnhof Valognes gestartet und soll voraussichtlich am 9. November in Dannenberg eintreffen. Der Straßentransport von Dannenberg ins Zwischenlager Gorleben könnte dann am 9. spät, oder am 10. November, in den frühen Morgenstunden stattfinden. In Gorleben angekommen, sollen sie, wie die bereits 80 vorhandenen Castoren in einer Beton-Blechhalle stehen, um abzukühlen. Bei dem Abstellen der Atommüllbehälter in der Halle sind die Castoren an ihrer Außenseite bis zu 85 Grad Celsius heiß. 40 Jahre, so ist geplant, sollen die Atommüllbehälter dort stehen und abkühlen. Die Wärmeabfuhr aus der Lagerhalle erfolgt mittels Belüftungsöffnungen im unteren Teil der Wände und Entlüftungsöffnungen im Dachbereich.

Die warme Luft steigt nach oben und gelangt über die Lüftungsschlitze im Dach ins Freie. Durch die Öffnungen in den Seitenwänden strömt kalte Luft von außen nach. Auf Abluftfilter wurde aus Kostengründen verzichtet. Man vertraut darauf, dass die Behälter dicht bleiben und die radioaktiven Stoffe auch bei schweren Unfällen sicher einschließen.

Das Moratorium läuft längstens bis zum Oktober 2010

Im kommenden Jahr könnte eine christdemokratisch geführte Bundesregierung das Moratorium für den Salzstock Gorleben noch vor 2010 aufheben. Längstens 10 Jahre sollte das geplante Endlager im Gorlebener Salzstock ruhen, um nach Alternativen zu suchen. Getan hat sich in den verstrichenen Jahren nichts. Es ist auch nicht anzunehmn, das sich dieses in den nächsten Monaten grundlegend ändern wird.

Der Prototyp für Gorleben, das Bergwerk Asse II säuft ab.

Gelingt es uns nicht die Öffentlichkeit über den tatsächlichen Zustand des Salzstockes Gorleben aufzuklären, der Stimme der Bevölkerung Gehör zu verschaffen, wird der bereits im Zwischenlager Gorleben stehende Atommüll im Salzstock verscharrt. Die Folgen könnten für die Umwelt noch verheerender sein, als die radioaktive Verseuchung im "Versuchsendlager Asse II" in Wolfenbüttel. Dort haben Messungen Caesium 137, kein natürliches, sondern ein künstliches Radionuklid in den täglichen Laugenzuflüssen gemessen. Laut Bundesamt für Strahlenschutz könnte es bereits in 150 Jahren zu einer radioaktiven Verstrahlung der oberirdischen Gewässer rund um die Asse kommen, bei der die heute geltenden Strahlenschutzwerte um das Vierfache überschritten würden.

PM: Bonner Hausdurchsuchung, Staatsanwaltschaft läuft ins Leere

Presseinfo der Anti-Atom-Gruppe Bonn
Bonn, 29.06.08

Bonner Hausdurchsuchung: Staatsanwaltschaft läuft ins Leere. AtomkraftgegnerInnen fordern Entschädigung für Beschlagnahme

Das Ermittlungsverfahren gegen die Bonner Anti-Atom-Gruppe wegen eines angeblichen Aufrufs zu Straftaten ist jetzt eingestellt worden.

Zehn Monate nach der Hausdurchsuchung beim Inhaber der Internetseite www.antiatombonn.de und Beschlagnahme seines Computers konnte die Bonner Staatsanwaltschaft weder feststellen, ob überhaupt eine Straftat begangen wurde, noch ob es dafür Beweise oder einen Schuldigen gibt. Ohne weitere Begründung wird das Verfahren nun "wegen Geringfügigkeit" beendet. Dem schon völlig absurden Vorgehen setzt das nach Ansicht der Anti-Atom-Gruppe Bonn die Krone auf. Sie fordert eine Entschädigung für den von Hausdurchsuchung und Beschlagnahme betroffenen Atomkraftgegner. Die Staatsanwaltschaft müsse eingestehen, mit Ihren Vorwürfen ins Leere gelaufen zu sein.

Was war passiert?

Die Anti-Atom-Gruppe Bonn hatte im Mai 2007 mit einem öffentlichen Training in gewaltfreier Aktion im Bonner Hofgarten gegen den G8-Gipfel mobilisiert. Auf ihrer Internetseite hatte sie den Aktionsaufruf des bundesweiten "Block G8"-Bündnisses dokumentiert, hinter dem über 100 Organisationen standen, von Gewerkschaftsgliederungen über Antifa-Gruppen und GlobalisierungskritikerInnen, bis hin zu Organisationen wie Pax Christi und Grüner Jugend.

Sinnverfälschend konstruierte die Bonner Staatsanwaltschaft aus dem bereits im Herbst 2006 international publizierten Text von "Block G8" einen angeblichen Aufruf zu Gewalt gegen Polizeibeamte herbei. Die Bilder Tausender friedlicher Demonstranten am Zaun von Heiligendamm gingen im Juni 2007 um die Welt.

Am frühen Morgen des 16. August 2007 durchsuchten dann mehrere Polizisten in Bonn die Wohnung des Inhabers der Internetadresse der Anti-Atom-Gruppe Bonn. Seine komplette EDV-Ausrüstung nahmen die Beamten mit. Der Vorwurf: Als Domaininhaber von www.antiatombonn.de sei er verantwortlich für einen dort veröffentlichten Aufruf zu Straftaten.

Das Vorgehen sorgte für bundesweite Empörung. Das Landgericht Bonn teilte im November 2007 jedoch mit, dass es die Verhältnismäßigkeit im Hinblick auf den Tatvorwurf als gegeben ansehe. Nach Einsicht in die Akten stellte sich heraus, dass bereits wochenlang Aktive der Anti-Atom-Gruppe Bonn ausgeforscht und beobachtet wurden.

Das ging angeblich alles so in Ordnung: Im Januar 2008 versicherte NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) in einer Antwort auf eine Landtagsanfrage von Bündnis '90/Die Grünen, es bestünden "keine Bedenken im Hinblick auf die Verhältnismäßigkeit der angeordneten Durchsuchungsmaßnahme." Sie bestätigte auch die Einzigartigkeit dieses Falles in NRW.
In den folgenden Monaten blieben allerdings Schritte zur Auswertung des beschlagnahmten Computers aus. Schriftliche und telefonische Nachfragen seitens des Anwalts des Betroffenen verliefen erfolglos. Eine Auswertung des Computers erfolgte erst im April 2008, ca. 8 Monate nach der Beschlagnahme.

Nun ist das Verfahren im Juni 2008 "wegen Geringfügigkeit" eingestellt worden. Ergebnisse, Begründungen, Beweise: Fehlanzeige. Wenn der Anlass letztlich ein offenbar so nichtiger ist - war dann eine Hausdurchsuchung tatsächlich so verhältnismäßig, wie ihn Gericht, Staatsanwaltschaft und Ministerin halten?

Vielleicht ging es auch einfach darum, G8-Kritiker einzuschüchtern und ihre Arbeit auszuhorchen: "Im Rahmen einer ersten [...] Sichtung von Dateien wurde eine erhebliche Menge von Vorgängen betreffend die Anti-Atom-Gruppe Bonn und zu dem G8-Gipfel festgestellt."

Mit der vorläufigen Niederlage der Bonner Staatsanwaltschaft in diesem fadenscheinigen Kriminalisierungsversuch ist das Verfahren für die Anti-Atom-Gruppe Bonn aber noch nicht beendet. Die Verletzung von Grund- und Bürgerrechten ist keine "Geringfügigkeit".

Die Bonner Anti-Atom-Gruppe geht davon aus, dass das Verfahren nicht nur "wegen Geringfügigkeit" - und somit einem impliziten Tatvorwurf -, sondern schlicht "aus Mangel an Beweisen" eingestellt werden muss. Die juristische und politische Auseinandersetzung werden wir darum selbstverständlich weiterführen.

Kontakt und weitere Informationen:
Anti-Atom-Gruppe Bonn
Tel. 0228-4221370
kontakt@antiatombonn.de, http://www.antiatombonn.de/

Mittwoch, 25. Juni 2008

Kundgebung, die Asse bringt es an den Tag 05.07.08

Vor über 40 Jahren:
AnwohnerInnen der Asse protestieren gegen die Einlagerung von Atommüll im nassen Salzbergwerk. Vergebens: 130.000 Fässer radioaktiver Müll werden eingelagert – angeblich „versuchsweise“.

Vor über 10 Jahren:
Es gibt harsche Kritik an der Verfüllung des Schachtes mit lockerem Salz. Diese „Rettungsmaßnahme“ kann weder die Instabilität noch das drohende Absaufen verhindern.

Heute – 2008:
Es geht ans Eingemachte, wir müssen das Schlimmste verhindern: Der Schacht soll mit Salzwasser gefüllt werden – die organisierte Verseuchung der Umwelt. Es entsteht eine radioaktive Suppe, die nach und nach aus dem Berg gepresst wird. Schon in 150 Jahren erwartet das Bundesamt für Strahlenschutz eine mehrfache Überschreitung von Grenzwerten. Trotzdem verfolgen der Betreiber und die Behörden weiter diesen Weg – sind die wahnsinnig???

Wir fordern:
-Schluss mit den Flutungsplänen!

Stattdessen – mit Hochdruck:
-Stabilisierung des Bergwerks, um Zeit zu gewinnen
-Entwicklung und Prüfung von Alternativen – offen und vorurteilsfrei
-Vorbereitung einer Rückholung des gesamten Atommülls

Kundgebung
Samstag, 5. Juli 2008, 11 Uhr
Asse II bei Remlingen

Spendenkonto aufpASSEn e.V.:
Kto. 400 214 3900 BLZ 430 609 67
GLS Gemeinschaftsbank eG

Mehr Infos unter
www.asse2.de
Verwendungszweck: A2K

Radioaktive Lauge im Atommüll-Lager Asse / ROBIN WOOD-Protest vor der Schachtanlage /24.06.08

AktivistInnen von ROBIN WOOD protestieren heute vor der Schachtanlage Asse 2 bei Wolfenbüttel gegen die dortige verantwortungslose Lagerung von Atommüll. In dem weltweit ersten unterirdischen Atommülllager droht eine Katastrophe. Das im Salzstock aufgefangene Wasser ist schon jetzt weit über den erlaubten Grenzwerten radioaktiv verseucht.

Der Betreiber der Asse, das Helmholtz Zentrum München (HZM), hat für heute MedienvertreterInnen zur Schachtanlage eingeladen. Für den Abend ist eine Informationsveranstaltung des Landkreises Wolfenbüttel angesetzt, bei der u.a. das HZM sein Konzept zur Schließung des Bergwerks präsentieren wird. ROBIN WOOD fordert, jetzt konsequent alle Maßnahmen für die Standsicherheit des Einsturz gefährdeten Bergwerks zu ergreifen und die Option offen zu halten, den Atommüll wieder zurückzuholen. Außerdem fordert ROBIN WOOD Bundesumweltminister Sigmar Gabriel auf, das Verfahren an sich zu ziehen und für eine funktionierende Atomaufsicht zu sorgen.

Eine Million Jahre muss - nach Vorgaben der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO - der radioaktive Atommüll sicher gelagert werden. Doch in dem so genannten Versuchsendlager Asse, in dem rund 130.000 Fässer mit leicht- und mittelradioaktiv verseuchtem Müll liegen, ist es mit der Sicherheit schon nach knapp 40 Jahren vorbei. In der Salzlauge, die auf einer Sohle in der Nähe einer mit Atommüll gefüllten Kammer aufgefangen wurde, haben sich Cäsium, Strontium und sogar das hochgefährliche Plutonium gelöst. Laut Bundesamt für Strahlenschutz könnte es bereits in 150 Jahren zu einer radioaktiven Verstrahlung der oberirdischen Gewässer rund um die Asse kommen, bei der die heute geltenden Strahlenschutzwerte um das Vierfache überschritten würden.

"Die Asse sollte ein Vorzeigeprojekt werden. Hier sollte demonstriert werden, dass auch der Salzstock in Gorleben als Endlager taugt. Das Ergebnis ist eindeutig. Es gibt keine sichere Endlagerung des Atommülls", sagt Dirk Seifert, Energiereferent der Umweltorganisation ROBIN WOOD. "Der Bund und das Land Niedersachsen müssen nun alles tun, damit sich das gleiche Desaster im Schacht Konrad und in Gorleben nicht wiederholt. Diese Endlagerprojekte müssen jetzt gestoppt werden."

Seitdem der Skandal um radioaktiv belastetes Wasser in der Asse öffentlich bekannt wurde, ergehen sich das niedersächsische Umweltministerium, das Landesbergbauamt in Clausthal-Zellerfeld und das Helmholtz Zentrum darin, sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss des niedersächsischen Landtages hätte Licht in den Dschungel der Unverantwortlichkeiten bringen könnte, wurde aber von der SPD-Fraktion blockiert.

Das Helmholtz Zentrum aber arbeitet daran, für immer zu vertuschen, was in der Asse gelaufen ist. Es will den Schacht fluten und ihn bis 2017 endgültig schließen. ROBIN WOOD-Aktivist Thomas Erbe hält dagegen: "Wir fordern, dass in der Asse nur noch Tätigkeiten durchgeführt werden, die der akuten Gefahrenabwehr dienen. Die Rückholung des gesamten Atommülls muss jetzt vorbereitet werden. Wir haben keine Zeit zu verlieren."

Kontakt:
Dirk Seifert, Energiereferent, Tel. 040 / 380 892-21, energie@robinwood.de

Ute Bertrand, Pressesprecherin, Tel. 040 / 380 892-22, presse@robinwood.de
Quelle: Robin Wood

Montag, 23. Juni 2008

Bergwerk Asse II, Risse im Atomklo /21.06.08

Quelle: stern.de
Von Christoph M. Schwarzer

Rund 130.000 Fässer mit Uran und Plutonium lagern im ehemaligen Salzstock Asse II bei Wolfenbüttel. Der Betreiber hat allerdings erst nach intensiver Nachfrage zugegeben, dass es ein Caesium-137-Problem gibt. Das zuständige Ministerium ist empört, die Atommüllgegner sind entsetzt.

Es tropft im Salzbergwerk Asse II bei Wolfenbüttel. Hier in Niedersachsen, wo etwa 130.000 gelbe Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Abfall der Ewigkeit entgegendämmern, dringt seit 1988 Wasser ein. Zurzeit zwölf Kubikmeter am Tag. Und diese treffen dabei nicht nur auf abgelegte Kleidung von Radiologie-Krankenschwestern, sondern auch auf 102 Tonnen Uran und zehn Kilogramm Plutonium.

Grenzwert achtfach überschritten
Jetzt musste der Betreiber der Anlage, das Helmholtzzentrum in München, bei einer Befragung im Umweltausschuss des niedersächsischen Landtags zugeben, dass es ein Problem mit Caesium 137 gibt. Die Konzentration, sagt Udo Dettmann vom Koordinierungskreis der Gegner von Asse II, hätte den an der Erdoberfläche zulässigen Grenzwert achtfach überschritten. Eine Aussage, die vom Umweltministerium in Hannover (NMU) bestätigt wird. Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) ist vor allem über die Informationspolitik des Helmholtzzentrums empört: "Das Vertrauen in die Betreiber ist empfindlich gestört." Denn wie so oft in Atomfragen wurde nicht automatisch berichtet, sondern nur nach bohrenden Fragen zugegeben.

Noch vor zwei Wochen hieß es, dass die Konzentration von Caesium 137 im Bergwerk nur der üblichen, oberirdischen Umweltkonzentration entspreche. Caesium 137 ist allerdings kein natürliches, sondern ein künstliches Radionuklid. Die Atomwaffentests in den 50er und 60er Jahren sowie der Super-GAU von Tschernobyl haben für eine Grundkonzentration des Stoffs in der Biosphäre gesorgt. Caesium 137 wird vom Körper ähnlich wie Jod in der Schilddrüse angesammelt, wo es als Alphastrahler Krebs erregt. Anwohner in der Umgebung von Atomkraftwerken haben Jod in ihrer Hausapotheke, um ihre Schilddrüse im Extremfall damit zu sättigen und vor gefährlichen Radionukliden zu schützen.

Niedersachsen ist Deutschlands Atomklo
Anders als die anderen bundesdeutschen Atomlager Morsleben, Gorleben und Konrad wird Asse nach Berg- und nicht nach Atomrecht betrieben. Auch das steht jetzt auf dem Prüfstand, weil der Betreiber schon eine Lösung für die Caesium 137-getränkte Lauge parat hatte: 77 Kubikmeter wurden auf die tiefere 975 Meter-Sohle umgepumpt. Ein Vorgang, für den das Helmholtzzentrum möglicherweise eine "Umgangsgenehmigung" brauchte, sagt das für die Fachaufsicht zuständige NMU und stoppte die Pumpen.

Die hohe Caesium 137-Konzentration führt das Helmholtzzentrum München auf frühere Streckenkontamination zurück. Ähnlich wie bei einem Formel 1-Rennen, bei dem am Fahrbandrand Unmengen Reifenabrieb zu finden sind, hätten sich an den Fahrwegen Caesium und andere Radionuklide angereichert. Und die Aufregung kann man in München ohnehin nicht verstehen: Die Konzentration von radioaktiven Teilchen in der Salzlösung sei seit Anfang der 90er Jahre bekannt und werde nicht verschwiegen, so ein Sprecher des Helmholtzzentrums. Und obwohl das Problem den zuständigen Behörden bekannt sein müsste, wolle man ab sofort offener und deutlicher mit Informationen umgehen.

Salzstock ist nicht stabil - und schrumpft
Nur in einer Frage herrscht bei allen Beteiligten Einigkeit: Der ehemalige Salzstock Asse II ist nicht stabil. Die riesigen, kathedralenartigen Kammern geben dem Druck der sie umgebenden Steinmassen Stück für Stück nach. Jeden Tag, erklärt Udo Dettmann vom Koordinierungskreis Asse II, schrumpfe das Bergwerk um drei Kubikmeter. Das kann das Magnesiumchlorid nicht verhindern, das zur Stabilisierung eingeleitet wird. In 15 Jahren, so Dettmann, hätten sich die Atommüllfässer schlicht aufgelöst. Wegen des permanenten Drucks auf das Bergwerk befürchtet er einen Austritt von Radioaktivität. Rechenmodelle, nach denen das erst nach 23.000 Jahren so weit sei, wären unpräzise wie die 5-Tages-Wettervorhersage. Er verweist auf ein Gutachten des Bundesamtes für Strahlenschutz, das schon in 150 bis 750 Jahren einen Oberflächenaustritt als möglich ansieht.
Bei der Endlagerung von Atommüll sei man sich immer einig gewesen, dass gesellschaftliche Formationen weniger stabil als geologische wären, fasst Dettmann die Grunddiskussion zusammen. Bei Asse II hätte aber schon eine Doktorarbeit aus dem Jahr 1979 die Risse und die Eintrittsstelle von Laugen präzise vorausgesagt. Und die früheren Bergleute hätten immer darauf hingewiesen, dass der Salzstock in Bewegung ist.

Oberirdische Lagerung als Option
Die Zeit drängt. "Wenn der Atommüll einmal nass ist, kann man ihn nur noch schwer umlagern", sagt Dettmann. Jetzt, das ist die Forderung des Koordinierungskreises Asse II, müssten auf wissenschaftlicher Basis alle Schließungskonzepte schnell geprüft werden. Das könnte zum Beispiel eine Betonverfüllung sein. Oder die oberirdische Lagerung. Eine Forderung, der sich das Bundesforschungsministerium als Besitzer des Bergwerks und das Bundesumweltministerium anschließen: Als Gefahrenpräventionsmaßnahme müsse ein Optionsvergleich durchgeführt werden, der auch die "Teilrückholung mittelradioaktiver Abfälle" beinhalte. Vielleicht ist die Gesellschaft doch stabiler als das Salzbergwerk.
Quelle:
stern.de

Wasser im deutschen Atommüll-Bergwerk ASSE II radioaktiv belastet /12.06.08

Kritik an geplanter Flutung des Atommülls
Wasser im deutschen Atommüll-Bergwerk ASSE II radioaktiv belastet

Der Betreiber des Atommüll-Bergwerkes ASSE II hat auf Anfrage des Landkreises Wolfenbüttel eingeräumt, dass Wasserzuflüsse im Bereich der 750m-Sohle, auf der große Mengen Atommüll lagern, radioaktiv belastet sind. Es handelt sich offenbar um Cäsium-137 und damit um einen Stoff, der zweifelsfrei der technischen Kernspaltung zuzuordnen ist. Cäsium-137 kommt in der Natur nicht vor. Nach Auffassung von Kritikern des Asse-II-Koordinationskreises gibt es nur zwei Möglichkeiten: "Entweder ist bereits Atommüll in Lösung gegangen oder das zufließende Wasser wurde durch radioaktiven Fallout an der Erdoberfläche belastet." In Betracht kämen Tschernobyl (1986) oder die Atomwaffentests der 50er/60er Jahre. Das allerdings spräche für eine sehr unmittelbare Verbindung zwischen Atommüll und Erdoberfläche. Die Kritiker warnen eindringlich vor der geplanten Flutung des Atommülls.

"Das Einbringen von noch mehr Flüssigkeit mobilisiert ja gerade die radioaktiven Stoffe, statt sie zu binden", kritisiert Udo Dettmann vom ASSE-II-Koordinationskreis. "Angesichts der möglicherweise sehr direkten Wegsamkeit zur Erdoberfläche ein Irrsinn. Das hieße, den GAU der Endlagerung zum Super-Gau zu machen."

Mit der geplanten Flutung, so Dettmann, setze der Betreiber eine Herangehensweise fort, auf katastrophale Entwicklungen so zu reagieren, dass der Schaden schon in sehr kurzer Zeit größer ist als der Nutzen.

Bundesamt für Strahlenschutz:
Radioaktive Ausgasungen in 150 Jahren


Es sei ein Skandal, dass die Öffentlichkeit die Informationen über das Ausmaß der Katastrophe nur in homöopathischen Dosen bekomme, moniert Dettmann. Am 29. Mai hätten die Kritiker Berechnungen des Bundesamtes für Strahlenschutz vom September 2007 veröffentlicht, wonach es bereits 150 Jahre nach der geplanten Flutung zu radioaktiven Ausgasungen komme. Den Berechnungen zufolge würden die radioaktiven Gase in so hohen Dosen entweichen, dass die Höchstwerte erwartungsgemäß um bis zu 400 Prozent überschritten werden.

In der vergangenen Woche sei ein Bericht des Betreibers vom Februar bekannt geworden, wonach es bereits Laugenzuflüsse im Bereich des Atommülls gebe. Erst auf Nachfragen der Kreisverwaltung habe der Betreiber jetzt zugegeben, dass dieses Wasser auch radioaktiv belastet sei. "Die Gefahr ist doch", so Dettmann sarkastisch, "dass der Atommüll schneller zu uns zurück kommt als die Wahrheit."

Im Umweltausschuss des Landkreis Wolfenbüttel wurde am 9. Juni auch nach der Haftung der Verantwortlichen gefragt. Die Brisanz dieser Frage reicht weit über den Standort hinaus. In die Kritik gerät beispielsweise Prof. em. Dr. Klaus Kühn, der nach Darstellung der Kritiker nicht nur die ASSE II geplant, befürwortet und zu verantworten habe, sondern ebenso beim Endlagerprojekt in Gorleben tätig gewesen sei.
Quelle: www.ngo-online.de/

ASSE-Wasser ist radioaktiv belastet /11.06.08

GSF gibt zu: Künstliches Cäsium-137 im Wasser auf der 750m-Atommüll-Sohle

Der Betreiber des Atommüll-Bergwerkes ASSE II hat jetzt auf Anfrage des Landkreises Wolfenbüttel eingeräumt, dass Wasserzuflüsse im Bereich der 750m-Sohle, auf der die großen Mengen des Atommülls lagern, radioaktiv belastet sind. Dass eine „Aktivierungskon­zen­tration, die im Bereich der Umweltradioaktivität liegt“, gemessen wurde, kann nicht beruhigen. Es handelt sich um Cäsium-137 und damit einen Stoff, der zweifelsfrei der technischen Kernspaltung zuzuordnen ist. Es gibt als nur 2 Möglichkeiten: Entweder ist bereits Atommüll in Lösung gegangen oder das zufließende Wasser wurde durch radioaktiven Fallout an der Erdoberfläche belastet. In Betracht kämen Tschernobyl (1986) oder die Atomwaffentests der 50er/60er Jahre. Das allerdings spräche für eine sehr unmittelbare Verbindung zwischen Atommüll und Erdoberfläche.

Der GAU darf nicht zum Super-Gau gemacht werden !

Angesichts dieser dramatischen Entwicklung warnen die KritikerInnen entschieden vor der geplanten Flutung des Atommülls. Udo Dettmann vom ASSE-II-Koordinationskreis: „Das Einbringen von noch mehr Flüssigkeit mobilisiert ja gerade die radioaktiven Stoffe, statt sie zu binden; angesichts der möglicherweise sehr direkten Wegsamkeit zur Erdoberfläche ein Irrsinn. Das hieße, den GAU der Endlagerung zum Super-Gau zu machen.“ Mit der geplanten Flutung, so Dettmann, setzt der Betreiber eine Herangehensweise fort, auf katastrophale Entwicklungen so zu reagieren, dass der Schaden schon in sehr kurzer Zeit größer ist als der Nutzen. Um dem nicht tatenlos zusehen zu müssen, ruft der ASSE-II-Koordinationskreis für Samstag, den 5. Juli. 11.00 Uhr zu einer Kundgebung am ASSE-Schacht auf: „Stoppt die Flutung des Atommülls jetzt“.

Wahrheit nur in homöopathischen Dosen

„Es ist ein Skandal“, so Dettmann, „dass die Öffentlichkeit die Informationen über das Ausmaß der Katastrophe nur in homöopathischen Dosen bekommt“. Am 29. Mai hatten die KritikerInnen Berechnungen des Bundesamtes für Strahlenschutz vom September 2007 veröffentlicht, das es bereits nach 150 Jahren zu radioaktiven Ausgasungen kommt. Letzte Woche war ein Bericht des Betreibers vom Februar bekannt geworden, dass es bereits Laugenzuflüsse im Bereich des Atommülls gibt. Erst auf Nachfragen der Kreisverwaltung gab der Betreiber jetzt zu, dass dieses Wasser auch radioaktiv belastet ist. „Die Gefahr ist doch“, so Dettmann sarkastisch, „dass der Atommüll schneller zu uns zurück kommt als die Wahrheit.“

Konsequenzen für Gorleben und KONRAD?


Angesichts der akuten Entwicklung wurde im Umweltausschuss des Landkreis Wolfenbüttel am 9. Juni auch nach der Haftung der Verantwortlichen gefragt. Die Brisanz dieser Frage reicht weit über den Standort hinaus. Denn Personen wie etwa Prof. em. Dr. Klaus Kühn haben nicht nur die ASSE II geplant, befürwortet und zu verantworten, sondern waren ebenso beim Endlagerprojekt in Gorleben tätig. Wer sich bei der ASSE II geirrt hat oder die Umstände unter Umgehung der Wahrheit für zumutbar hielt, warum sollte der in Gorleben anders handeln?

Es stehen zuer Verfuegung:

- Diese Presseinformation als word-Datei
- Mail-Wechsel zwischen Landkreis Wolfenbüttel und Betreiber (PDF)
- Laugenzuflussbericht des Betreibers (vom 29. Februar 2008) (PDF)

Mehr Informationen
http://www.asse2.de/
http://www.ag-schacht-konrad.de/


Rückfragen
Udo Dettmann, 0177 2 00 00 86, Peter Dickel, 0531 / 89 56 01


Mit freundlichen Grüssen
pressedienst@ag-schacht-konrad.de
Asse-II-Koordinationskreis

Quelle: Indymedia