Ohnsorg-Theater im Atomkraftwerk Krümmel
Der Krümmel-Betreiber Vattenfall hat der schleswig-holsteinischen Atomaufsicht einen Zwischenbericht zu Pannen in der Anlage am 28. Juni und ihrer Aufarbeitung vorgelegt. Hier die wichtigsten Aussagen aus dem 250-seitigen Bericht mit Text, Tabellen und Fotos. Die Auszüge sind nicht nach dem zeitlichem Ablauf geordnet. Die Seitenangaben beziehen sich auf den Hauptbericht.
Wasserstand gesunken: Eine der Wasserpumpen des Reaktors fiel aus. Den Schilderungen zufolge sank der Pegel im Reaktor-Druckbehälter in zehn Minuten deutlich. Das Wasser kühlt die Brennstäbe im Behälter. Der Pegel stand zwischenzeitlich bei weniger als 12 Metern und musste auf etwa knapp 14 Meter angehoben werden. Die kritische langfristige Versorgung sei aber gesichert gewesen, heißt es. Zugleich stieg der Druck im Behälter an. Ventile wurden geöffnet - erst automatisch, dann von Hand. Dieses Öffnen führte zu einem Druckabfall im Behälter um über zwei Drittel von 65 Bar auf 20 Bar. (Seite 2)
Kommunikationsprobleme: Der Bericht erwähnt ein Missverständnis zwischen dem Schichtleiter und dem Reaktorfahrer. Es geht um das Bedienen der Ventile, die nach dem Ausfall einer Wasserpumpe denwachsenden Druck im Behältersenken sollten. Der Reaktorfahrer habe zwei Ventile geöffnet und minutenlang offen gelassen, statt sie abwechselnd zu öffnen und zu schließen, wie dies der Schichtleiter wollte. „Dies wurde von dem Reaktorfahrer so nicht verstanden." Ob es eine direkte und klare Anweisung gab, wird allerdings nicht explizit erwähnt. Der Druck sei in kurzer Zeit starkabgesackt. (Seite 16)
Brandgas im Kontrollgebäude: 10 Minuten nach Ausbruch des Brandes war die Sprinkleranlage im Trafo-Haus leer. Die Feuerwehr konnte ein Ausbreiten des Rauches nicht mehr verhindern. Giftiges Gas gelangte auch in das Kontrollgebäude: Die Luftzufuhr des Kontrollgebäudes mit der Leitwarte filterte zwar den Rauch heraus, zog aber giftiges Brandgas an. Die Brandmelder sprangen an, gingen von einem Feuer im Inneren aus und lösten den „Entqualmungsbetrieb" aus, der noch mehr Brandgas in das Schaltanlagengebäude und zur Schaltwarte pumpte. Die Beschäftigten mussten in die Steuerung der Entlüftung eingreifen. Der Reaktorfahrer setzte Atemschutz auf, blieb aber unverletzt. (Seite 8)
Anwesende im Kontrollgebäude: Bei den Schilderungen zu den Anwesenden im Schaltanlagengebäude schwärzt Vattenfall in der offen zugänglichen Version des Berichts vier Zeilen. Ob es hier um Datenschutz wegen etwaiger Namen geht, ist nicht zu erkennen. In Funktion benannt, tauchen acht Mitarbeiter vom Reaktorfahrer bis zum Rundengänger auf. Zudem seien Beschäftigte von Fremdfirmen im Haus gewesen, ohne Funktion bei der Warte. Nach dem Alarm kamen weitere Mitarbeiter ins Gebäude. Vattenfall spricht von 37 Personen, die darauf „im Maximum" während der Pannen im Schaltanlagengebäude waren oder dazustießen. Dies wird abgeleitet aus Daten der Türkontrolle. 10 Leute sind im Normal-Betrieb im Leitstand nötig, vor dem Bericht hatte Vattenfall von rund 20 Anwesenden gesprochen. (Seite 15)
Interne Aufklärung: Der Konzern äußert sich auch zu seinen Bemühungen, das Geschehen firmenintern aufzuklären. Vattenfall setzt auf eine so genannte MTO-Analyse, die das Zusammenspiel von Maschine und Mitarbeiter untersucht. MTO steht für Mensch-Technik-Organisations-Systeme. „Das MTQ-Verfahren selbst beinhaltet aber zwingend ein vorrangig internes Zusammentragen von Informationen." Dies sei absolut notwendig um „wertungsfreie" Erkenntnisse zu sammeln. „Eine externe Vernehmung verhindert die Durchführung des (...) vorgesehenen MTO-Verfahrens." Weiter: „Die vorgestellte Vorgehensweise wurde von der Aufsichtsbehörde nicht bezweifelt." Vattenfall verweigerte Behörden zunächst Personenangaben. (Seite 14)
Computerausfall: Das Computersystem von Krümmel erlitt laut dem Bericht bei der Störung einen Datenverlust. „Die Auswertung der Störung war durch Probleme bei der Datenarchivierung der Prozessrechneranlage erschwert." Zeitabläufe mussten mühsam rekonstruiert werden, um ein vollständiges Bild zu liefern. (Seite 4)
http://www.vattenfall.de/www/vf/vf_de/225583xberx/225613dasxu/225933bergb/226503kerng/226173kraft/226263kernk/855255aktue/index.jsp?WT.ac=content
Der Krümmel-Betreiber Vattenfall hat der schleswig-holsteinischen Atomaufsicht einen Zwischenbericht zu Pannen in der Anlage am 28. Juni und ihrer Aufarbeitung vorgelegt. Hier die wichtigsten Aussagen aus dem 250-seitigen Bericht mit Text, Tabellen und Fotos. Die Auszüge sind nicht nach dem zeitlichem Ablauf geordnet. Die Seitenangaben beziehen sich auf den Hauptbericht.
Wasserstand gesunken: Eine der Wasserpumpen des Reaktors fiel aus. Den Schilderungen zufolge sank der Pegel im Reaktor-Druckbehälter in zehn Minuten deutlich. Das Wasser kühlt die Brennstäbe im Behälter. Der Pegel stand zwischenzeitlich bei weniger als 12 Metern und musste auf etwa knapp 14 Meter angehoben werden. Die kritische langfristige Versorgung sei aber gesichert gewesen, heißt es. Zugleich stieg der Druck im Behälter an. Ventile wurden geöffnet - erst automatisch, dann von Hand. Dieses Öffnen führte zu einem Druckabfall im Behälter um über zwei Drittel von 65 Bar auf 20 Bar. (Seite 2)
Kommunikationsprobleme: Der Bericht erwähnt ein Missverständnis zwischen dem Schichtleiter und dem Reaktorfahrer. Es geht um das Bedienen der Ventile, die nach dem Ausfall einer Wasserpumpe denwachsenden Druck im Behältersenken sollten. Der Reaktorfahrer habe zwei Ventile geöffnet und minutenlang offen gelassen, statt sie abwechselnd zu öffnen und zu schließen, wie dies der Schichtleiter wollte. „Dies wurde von dem Reaktorfahrer so nicht verstanden." Ob es eine direkte und klare Anweisung gab, wird allerdings nicht explizit erwähnt. Der Druck sei in kurzer Zeit starkabgesackt. (Seite 16)
Brandgas im Kontrollgebäude: 10 Minuten nach Ausbruch des Brandes war die Sprinkleranlage im Trafo-Haus leer. Die Feuerwehr konnte ein Ausbreiten des Rauches nicht mehr verhindern. Giftiges Gas gelangte auch in das Kontrollgebäude: Die Luftzufuhr des Kontrollgebäudes mit der Leitwarte filterte zwar den Rauch heraus, zog aber giftiges Brandgas an. Die Brandmelder sprangen an, gingen von einem Feuer im Inneren aus und lösten den „Entqualmungsbetrieb" aus, der noch mehr Brandgas in das Schaltanlagengebäude und zur Schaltwarte pumpte. Die Beschäftigten mussten in die Steuerung der Entlüftung eingreifen. Der Reaktorfahrer setzte Atemschutz auf, blieb aber unverletzt. (Seite 8)
Anwesende im Kontrollgebäude: Bei den Schilderungen zu den Anwesenden im Schaltanlagengebäude schwärzt Vattenfall in der offen zugänglichen Version des Berichts vier Zeilen. Ob es hier um Datenschutz wegen etwaiger Namen geht, ist nicht zu erkennen. In Funktion benannt, tauchen acht Mitarbeiter vom Reaktorfahrer bis zum Rundengänger auf. Zudem seien Beschäftigte von Fremdfirmen im Haus gewesen, ohne Funktion bei der Warte. Nach dem Alarm kamen weitere Mitarbeiter ins Gebäude. Vattenfall spricht von 37 Personen, die darauf „im Maximum" während der Pannen im Schaltanlagengebäude waren oder dazustießen. Dies wird abgeleitet aus Daten der Türkontrolle. 10 Leute sind im Normal-Betrieb im Leitstand nötig, vor dem Bericht hatte Vattenfall von rund 20 Anwesenden gesprochen. (Seite 15)
Interne Aufklärung: Der Konzern äußert sich auch zu seinen Bemühungen, das Geschehen firmenintern aufzuklären. Vattenfall setzt auf eine so genannte MTO-Analyse, die das Zusammenspiel von Maschine und Mitarbeiter untersucht. MTO steht für Mensch-Technik-Organisations-Systeme. „Das MTQ-Verfahren selbst beinhaltet aber zwingend ein vorrangig internes Zusammentragen von Informationen." Dies sei absolut notwendig um „wertungsfreie" Erkenntnisse zu sammeln. „Eine externe Vernehmung verhindert die Durchführung des (...) vorgesehenen MTO-Verfahrens." Weiter: „Die vorgestellte Vorgehensweise wurde von der Aufsichtsbehörde nicht bezweifelt." Vattenfall verweigerte Behörden zunächst Personenangaben. (Seite 14)
Computerausfall: Das Computersystem von Krümmel erlitt laut dem Bericht bei der Störung einen Datenverlust. „Die Auswertung der Störung war durch Probleme bei der Datenarchivierung der Prozessrechneranlage erschwert." Zeitabläufe mussten mühsam rekonstruiert werden, um ein vollständiges Bild zu liefern. (Seite 4)
http://www.vattenfall.de/www/vf/vf_de/225583xberx/225613dasxu/225933bergb/226503kerng/226173kraft/226263kernk/855255aktue/index.jsp?WT.ac=content