Morsleben. Beton in rauen Mengen soll den Einsturz des maroden Atommüll-Endlagers Morsleben verhindern. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) will künftig auch die Behälter mit den strahlenden Abfällen unter dem Baustoff begraben.
Gut 500 Meter unter der Erde direkt an der Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen tut sich eine riesige Salzkammer auf, 60 Meter lang, 25 Meter breit. Im hinteren Teil stapeln sich unzählige gelbe Fässer, jeweils drei übereinander gestellt, auf jedem eine Buchstaben-Zahlenkombination. „KKU" bedeutet Kernkraftwerk Unterweser, „KGR" Grundremmingen. Unter dem salzigen Boden befinden sich noch mal zwei solcher Schichten mit Fässern in Dreierlagen. „Ursprünglich war die Kammer 32 Meter hoch, jetzt sind es nur noch 24 Meter", erklärt Heribert Kögler von der Endlagergesellschaft DBE.
Hier im Ostfeld des ehemaligen Kalibergwerks Morsleben enthalten die in Reih und Glied aufgestellten Fässer schwachradioaktiven Müll vornehmlich aus der Atomindustrie. Ein paar hundert Meter weiter im Südfeld sind es mittelradioaktive Abfälle. Wegen der höheren Strahlung wählten die Betreiber die „Verstürztechnik", die einschnelles Handhaben erlaubt: Die Fässer wurden einfach in eine tiefer gelegene Kammer gekippt. Eine später darüber geschüttete Schicht aus gemahlenem Salz soll verhindern, dass beim Aufprall von Gesteinsbrocken, die aus der Decke brechen, radioaktiver Staub aufgewirbelt wird.
36 750 Kubikmeter Atommüll insgesamt schmoren in dem 1970 von der damaligen DDR errichteten Endlager. 60 Prozent davon kamen allerdings erst nach der Wende hierher. Auch die westdeutschen Energieversorger machten nur zu gern von der billigen Entsorgungsmöglichkeit Gebrauch -einschließlich des umstrittenen Verstürzens. Erst 1998 stoppten die Gerichte die Atommüllfuhren nach Morsleben; 2001 erklärte das dem damals grüngeführten Bundesumweltministerium unterstellte BfS das endgültige Aus für die weitere Einlagerung.
Seither läuft auch die Gefahrenabwehr. Zwar hat Morsleben nicht mit einem permanenten Wassereinbruch wie das 40 Kilometer westlich gelegene Versuchsendlager Asse II im Landkreis Wolfenbüttel zu kämpfen. Aber wegen des intensiven Bergbaus und der unterschiedlichen Salzschichten ist das Gestein unter Tage äußerst brüchig. Im November 2001 krachte ausgerechnet beim Test einer Alarmeinrichtung ein 4000 Tonnen schwerer Salz-brocken von der Decke eines Hohlraumes. Von „schmerzhaften Erfahrungen" mit gescheiterten Endlagerkonzepten spricht BfS-Präsident Wolfram König.
Um die Standsicherheit zu gewährleisten, lässt das BfS seit 2003 Salzbeton in die Hohlkammern der oberen Sohlen pumpen, bisher 480 000 Kubikmeter. Dies wirkt als eine Art Stützpfeilersystem für das brüchige Deckengewölbe.
Die vierte Sohle, in der die strahlenden Abfälle liegen, ist davon ausgenommen. Doch das Bundesamt für Strahlenschutz will den Beton auch zur endgültigen Schließung des Endlagers einsetzen. Eine Flutung mit einer Magnesiumchlorid-Lösung, wie sie im vergleichbaren Salzbergwerk Asse vorgesehen ist, lehnt König als zu unsicher ab. Flüssigkeiten könnten die Fässer angreifen, außerdem bestehe Gefahr, dass strahlende Nuklide wieder an die Oberfläche gespült würden.
Im Jahr 2005 reichte das BfS sein Stilllegungskonzept beim Umweltministerium Sachsen-Anhalt ein, im nächsten Jahr, so hofft König, soll das öffentliche Beteiligungsverfahren stattfinden. 2011 könnte dann mit der Schließung und der Verfullung von vier Millionen Kubikmetern Salzbeton begonnen werden. Die Kosten dafür belaufen sich auf insgesamt zwei Milliarden Euro - zu tragen vom Steuerzahler.
von Peter Mlodoch
http://www.morsleben-stillegung.de/index.php/Hauptseite
Gut 500 Meter unter der Erde direkt an der Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen tut sich eine riesige Salzkammer auf, 60 Meter lang, 25 Meter breit. Im hinteren Teil stapeln sich unzählige gelbe Fässer, jeweils drei übereinander gestellt, auf jedem eine Buchstaben-Zahlenkombination. „KKU" bedeutet Kernkraftwerk Unterweser, „KGR" Grundremmingen. Unter dem salzigen Boden befinden sich noch mal zwei solcher Schichten mit Fässern in Dreierlagen. „Ursprünglich war die Kammer 32 Meter hoch, jetzt sind es nur noch 24 Meter", erklärt Heribert Kögler von der Endlagergesellschaft DBE.
Hier im Ostfeld des ehemaligen Kalibergwerks Morsleben enthalten die in Reih und Glied aufgestellten Fässer schwachradioaktiven Müll vornehmlich aus der Atomindustrie. Ein paar hundert Meter weiter im Südfeld sind es mittelradioaktive Abfälle. Wegen der höheren Strahlung wählten die Betreiber die „Verstürztechnik", die einschnelles Handhaben erlaubt: Die Fässer wurden einfach in eine tiefer gelegene Kammer gekippt. Eine später darüber geschüttete Schicht aus gemahlenem Salz soll verhindern, dass beim Aufprall von Gesteinsbrocken, die aus der Decke brechen, radioaktiver Staub aufgewirbelt wird.
36 750 Kubikmeter Atommüll insgesamt schmoren in dem 1970 von der damaligen DDR errichteten Endlager. 60 Prozent davon kamen allerdings erst nach der Wende hierher. Auch die westdeutschen Energieversorger machten nur zu gern von der billigen Entsorgungsmöglichkeit Gebrauch -einschließlich des umstrittenen Verstürzens. Erst 1998 stoppten die Gerichte die Atommüllfuhren nach Morsleben; 2001 erklärte das dem damals grüngeführten Bundesumweltministerium unterstellte BfS das endgültige Aus für die weitere Einlagerung.
Seither läuft auch die Gefahrenabwehr. Zwar hat Morsleben nicht mit einem permanenten Wassereinbruch wie das 40 Kilometer westlich gelegene Versuchsendlager Asse II im Landkreis Wolfenbüttel zu kämpfen. Aber wegen des intensiven Bergbaus und der unterschiedlichen Salzschichten ist das Gestein unter Tage äußerst brüchig. Im November 2001 krachte ausgerechnet beim Test einer Alarmeinrichtung ein 4000 Tonnen schwerer Salz-brocken von der Decke eines Hohlraumes. Von „schmerzhaften Erfahrungen" mit gescheiterten Endlagerkonzepten spricht BfS-Präsident Wolfram König.
Um die Standsicherheit zu gewährleisten, lässt das BfS seit 2003 Salzbeton in die Hohlkammern der oberen Sohlen pumpen, bisher 480 000 Kubikmeter. Dies wirkt als eine Art Stützpfeilersystem für das brüchige Deckengewölbe.
Die vierte Sohle, in der die strahlenden Abfälle liegen, ist davon ausgenommen. Doch das Bundesamt für Strahlenschutz will den Beton auch zur endgültigen Schließung des Endlagers einsetzen. Eine Flutung mit einer Magnesiumchlorid-Lösung, wie sie im vergleichbaren Salzbergwerk Asse vorgesehen ist, lehnt König als zu unsicher ab. Flüssigkeiten könnten die Fässer angreifen, außerdem bestehe Gefahr, dass strahlende Nuklide wieder an die Oberfläche gespült würden.
Im Jahr 2005 reichte das BfS sein Stilllegungskonzept beim Umweltministerium Sachsen-Anhalt ein, im nächsten Jahr, so hofft König, soll das öffentliche Beteiligungsverfahren stattfinden. 2011 könnte dann mit der Schließung und der Verfullung von vier Millionen Kubikmetern Salzbeton begonnen werden. Die Kosten dafür belaufen sich auf insgesamt zwei Milliarden Euro - zu tragen vom Steuerzahler.
von Peter Mlodoch
http://www.morsleben-stillegung.de/index.php/Hauptseite