Ein defekter Druckschalter war die Ursache für die Störung im Behälter-Überwachungssystem im Atommüll-Zwischenlager Gorleben am Wochenende. Das erklärte gestern der Sprecher der Gesellschaft für Nuklearservice (GNS), Jürgen Auer, auf Nachfrage der EJZ.
Danach sei noch am Sonntag nach der zweiten Fehlermeldung des Systems der entsprechende Behälter einer »eingehenden Untersuchung unterzogen» worden, wobei man den Druckschalter als Quelle der Störung ausgemacht habe, nachdem zuvor von einem defekten Kabel oder Stecker ausgegangen war.
Der Transportbehälter vom Typ HAW 20/28 CG steht jetzt, so Auer, im Wartungsbereich der Lagerhalle und soll in den kommenden Tagen von Experten weiter untersucht werden. Man wolle herausfinden, warum der Druckschalter kaputt gegangen sei, betonte Auer. Diese Untersuchungen könnten in dem Wartungsraum vorgenommen werden, ein Transport in die benachbarte Pilot-Konditionierungsanlage (PKA) sei nicht vorgesehen. Auer stellte erneut heraus, dass es sich bei dem Vorfall um ein Ereignis der »Kategorie Null» gehandelt habe, also der niedrigsten Stufe. Zu keinem Zeitpunkt habe die Gefahr bestanden, dass Radioaktivität austrete. »Der Druck zwischen den beiden Deckeln, den der Schalter überwacht, ist praktisch gleich geblieben», erklärte Auer.
Bei der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) bleibt man nach dem Störfall weniger gelassen. Es sei eine »absurde Argumentation», wenn die Zwischenlager-Betreiberin das jetzt Geschehene als Nachweis für die Sicherheit des Überwachungssystems heranführe. Das erinnere an die »hilflose Informationspolitik des Krümmel-Betreibers Vattenfall», betont BI-Sprecher Wolfgang Ehmke: »Dort wie in Gorleben wird von der Störanfälligkeit der Nukleartechnologie abgelenkt und das Funktionieren des Sicherheitssystems selbst dann noch gelobt, wenn gleich nach einer Reparatur der gleiche Störfall noch einmal eintritt.» Es sei Glück, dass nur das Überwachungssystem bei einem Castor-Behälter defekt sei und nicht die Deckeldichtung, betont man bei der BI. Doch auch wenn »keine zusätzliche Radioaktivität freigesetzt» werde, würde nun doch zumindest das Personal bei der Reparatur »zusätzlicher Strahlung exponiert».
Der Störfall in Gorleben zeige, »wie schnell angeblich sichere Technik ausfallen kann», stellte Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation »Ausgestrahlt», heraus. Die Überwachung habe keine vier Jahre nach der Einlagerung des Behälters im Gorlebener Zwischenlager versagt, so Stay. Dabei sei die jetzt im Zwischenlager betroffene Überwachungstechnik »gegenüber dem, was es in Atomkraftwerken wie Krümmel oder Biblis zu beherrschen gilt», noch recht einfach.
Die Grünen im Niedersächsischen Landtag fordern unterdessen »eine umfassende Untersuchung» der Ursache. »Es ist wenig Vertrauen erweckend, dass der Zwischenfall nach Ersatz des defekten Kabels wiederholt aufgetreten ist», stellt die Lüchow-Dannenberger Grünen-Landtagsabgeordnete Miriam Staudte heraus. »Wir fordern die Atomaufsicht in Hannover auf, hier genaust möglich aufzuklären.» Man wolle wissen, ob sich der Defekt auch an den anderen 91 Transportbehältern, die im Zwischenlager Gorleben lagern, wiederholen kann, so Staudte.
Auch die SPD-Landtagsabgeordnete Andrea Schröder-Ehlers will die Vorgänge im Zwischenlager untersucht wissen. Es seien noch viele Fragen offen, und »wir erwarten umfassendere Informationen darüber, wie der genaue Ablauf war und welche Folgen der Defekt für die künftige Arbeit im Zwischenlager mit sich bringt. Zudem müssten nun alle Castoren überprüft werden, forderte die SPD-Frau.
Das gleiche Problem wie am Wochenende war vor gut einem halben Jahr schon einmal an einem Castor-Behälter im Gorlebener Zwischenlager aufgetreten. Auch damals musste ein defekter Druckschalter ersetzt werden.
Bild: Ein defekter Druckschalter zwischen den Deckeln eines Castor-Behälters ist laut GNS die Ursache für den Störfall im Zwischenlager Gorleben. Der Schalter werde ausgetauscht, die Fehlerursache untersucht. Gleiches war vor einem halben Jahr schon einmal passiert. Auch damals musste ein Schalter ausgewechselt werden.
Quelle: ELBE-JEETZEL-ZEITUNG