Sonntag, 8. November 2009

Wieder peinliche Atom-Panne, Cadarache /26.10.09

Nach Plutonium jetzt auch angereichertes Uran in französischer Atomanlage Cadarache vergessen.

Marseille - Schon wieder ein Paukenschlag beim Abbau einer Atomanlage im französischen Cadarache: Jetzt wurde dort ein Lager mit zehn Kilogramm angereichertem Uran entdeckt, das in den Büchern nicht verzeichnet war.

Erst Mitte Oktober waren in derselben Anlage plötzlich 39 Kilogramm Plutoniumstaub aufgetaucht, von dem offiziell niemand wusste. Diese Menge hätte nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace für fünf Atombomben ausgereicht. Der Fund hat auch international für Aufsehen gesorgt, die französische Staatsanwaltschaft ermittelt bereits.

Nicht atomwaffenfähig

Das jetzt entdeckte Uran war niedrig angereichert und könnte nicht für den Bau von Atombomben verwendet werden. Möglich wäre aber der Einsatz in einer „schmutzigen Bombe", bei der zwar keine Kernreaktion in Gang gesetzt, aber strahlendes Material mit Hilfe einer konventionellen Explosion freigesetzt wird. Sicherheitsexperten vermuten, dass Terrororganisationen versuchen, an Nuklearmaterial für den Bau einer schmutzigen Bombe zu kommen.

Im französischen Cadarache fehlte dieses ebenso brisante wie gefährliche Material nicht nur in den Büchern. Sondern die gefundene Menge lag mit zehn Kilogramm auch zweieinhalb Mal über der erlaubten Höchstgrenze.
Nach Angaben des staatlichen Atomenergiekommissariats CEA diente die abgekapselte Zelle zwischen 1994 und 2006 dazu, rund 20 Tonnen Brennmaterial aus neun Reaktoren aufzubereiten. Es habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für das Personal in Cadarache, für Bewohner oder die Umwelt dargestellt.

Es drohen Erdbeben

Das Atomzentrum Cadarache liegt in den französischen Alpen etwa 60 Kilometer nordöstlich von Marseille. Wegen mangelnder Erdbebensicherheit wurde der kommerzielle Betrieb nach mehr als vier Jahrzehnten eingestellt. Seit März des heurigen Jahres wird jene Anlage abgebaut, in der so genannte MOX-Brennelemente für Kernkraftwerke hergestellt worden waren. Dabei tauchte das Plutonium und jetzt auch das angereicherte Uran auf.

Weiter betrieben werden jedoch verschiedene Forschungsreaktoren. Cadarache ist auch der Standort des internationalen Kernfusionsreaktors ITER, den die EU, die USA, China, Russland und Japan derzeit gemeinsam errichten.
Quelle: TT.com