Gorleben (ddp). Bei Anti-Atomkraft-Protesten in Gorleben sind am Wochenende mehrere Atomkraftgegner festgenommen und verletzt worden. Demonstranten hätten am Samstag versucht, den Zaun um das Gorlebener Erkundungsbergwerk zu beschädigen, sagte ein Polizeisprecher. Beamte seien daraufhin «mit körperlicher Gewalt» gegen Demonstranten vorgegangen. Drei Personen wurden festgenommen. Sie seien im Verlauf des Tages wieder frei gekommen, sagte Rechtsanwalt Martin Lemke.
Umweltschützer berichteten von einem «völlig überzogenen» Einsatz der Polizei mit Schlagstöcken und Pfefferspray. «Schon das Anbringen von Transparenten wurde von der Polizei unterbunden, es kam bei Nichtigkeiten wie Rütteln am Zaun zu Festnahmen», erklärte die Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Nach ihren Angaben wurden zwölf Atomkraftgegner bei dem Einsatz verletzt.
Die Demonstration am Samstag richtete sich gegen die Endlagerpläne von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) und längere AKW-Laufzeiten. An einer Kundgebung und einer anschließenden symbolischen Umzingelung des Endlagerbergwerks beteiligten sich nach Angaben von Bürgerinitiativen rund 1000 Menschen. Die Polizei sprach von 400 bis 500 Teilnehmern. Röttgen hatte das Moratorium für die Erkundung des Salzstocks kürzlich aufgehoben.
BI-Sprecher Wolfgang Ehmke nannte die Atomkraft «eine Dinosaurier-Technologie, die wir schon vor 30 Jahren überwunden glaubten». Bereits in der «Republik Freies Wendland» habe es Sonnenkollektoren und Windräder gegeben. Im Frühsommer 1980 hatten Umweltschützer im Gorlebener Wald ein Hüttendorf errichtet und die «Republik Freies Wendland» ausgerufen. Auch sonnenbeheizte Duschen wurden damals errichtet.
Niedersachsens Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel zeigte sich «optimistisch, dass der Endlagerstandort Gorleben kippt». «Es wird immer deutlicher, mit wie viel Lug und Trug der Standort ausgesucht wurde», sagte Wenzel am Rande der Kundgebung der Nachrichtenagentur ddp. Bis heute würden berechtigte geologische Einwände gegen Gorleben unterdrückt.
Die BI-Vorsitzende Kerstin Rudek kündigte einen «heißen Herbst» und «Massenproteste» gegen den nächsten Castortransport ins Gorlebener Zwischenlager an. «Wir werden da sein, wo sie uns nicht haben wollen, und wir werden viele sein», sagte sie. Die Umweltschützer befürchten, dass weitere Atommülltransporte Gorleben auch als Endlager festschreiben.
Am Freitag hatten atomkraftkritische Landwirte das Richtfest für eine neue Schutzhütte im Gorlebener Wald gefeiert. Der Bau in Sichtweite des Endlagerbergwerks solle künftig Anlaufstelle für Atomkraftgegner sein, erklärte die Bäuerliche Notgemeinschaft. Zudem gab es am Wochenende Ausstellungen, Filme und eine Podiumsdiskussion über die «Republik Freies Wendland».
Quelle: http://www.open-report.de
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