»Verschnupft» und »erstaunt»
Strahlenwerte am Zwischenlager Gorleben: Atomausschuss fordert, Castor-Transporte auszusetzen
Lüchow. Fragen, Mutmaßungen, Erklärungsversuche. Dagegen kaum neue Erkenntnisse.
Erwartungsgemäß war gestern Nachmittag im Kreis-atomausschuss nichts Neues zu den erhöhten Strahlenwerten am atomaren Zwischenlager Gorleben zu erfahren. Wie denn auch - tagte doch fast zeitgleich in Hannover die Aufsichtsbehörde, das Niedersächsische Umweltministerium (NMU), mit der Zwischenlager-Betreiberin GNS (Gesellschaft für Nuklearservice), um die diskutierten und widersprüchlichen Messwerte (EJZ berichtete) zu analysieren. Dennoch zog der Ausschuss aus dem Vorfall schon eine erste Konsequenz.
Denn einstimmig hat der Atomausschuss empfohlen, dass der Kreistag fordern soll, den im Herbst geplanten nächsten Castor-Transport nach Gorleben auszusetzen sowie weitere Transporte nicht zuzulassen. Drei Enthaltungen zu diesem Antrag von Martina Lammers (Bündnisgrüne) kamen von der CDU. Zudem hat der Ausschuss einstimmig auf Antrag von Julia Herbst (SPD) empfohlen, dass den Ausschuss-Mitgliedern die Genehmigungsbescheide für die Einlagerungsbedingungen in Gorleben vorgelegt werden sollen.
Im Fokus der Kritik stand zunächst einmal die Informa- tionspolitik des NMU. Der Landkreis sei sehr »verschnupft» darüber gewesen, dass man aus den Medien über die erhöhten Strahlenwerte erfahren habe, sagte der Erste Kreisrat Claudius Teske. Das sei »nicht hinnehmbar» und »ein Skandal». Angeblich sei man in Hannover selbst überrascht gewesen von den Messergebnissen. Die haben - auf die Jahresdosis hochgerechnet - einen prognostizierten Strahlenwert von 0,27 Milli- sievert ergeben. Ab diesem Wert darf im Zwischenlager Gorleben nichts weiter eingelagert werden. Der Grenzwert liegt bei 0,3 Millisievert. Auch GNS-Sprecher Jürgen Auer zeigte sich »erstaunt», über die Medien von den Messwerten erfahren zu haben. Die höheren Messwerte des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), der im Auftrag des NMU am Zaun des Zwischenlagers misst, gegenüber den eigenen Messungen seien »nicht nachvollziehbar», sagte Auer. Im vorigen Jahr hatte die GNS eine Jahresdosis von 0,17 Millisievert errechnet, das NLWKN einen Wert von 0,23 Millisievert. Auch diese Diskrepanz sei erst jetzt bekannt geworden. Für den Ausschuss-Vorsitzenden Martin Donat (GLW) ist die höhere Strahlung eine logische Konsequenz. Schließlich habe es 2010 den heißesten Transport gegeben mit dem höchsten radioaktiven Inventar. Er empfahl, den Blick auf die Rechenmodelle zu legen. Unter anderem das tut die Fachgruppe Radioaktivität der Bürgerinitiative Umweltschutz. Und sie ist der Ansicht, dass das NLWKN und die GNS bei ihren Messungen von einem unterschiedlichen Strahlenuntergrund ausgingen, dessen Werte abgezogen würden. So komme man eben zu unterschiedlichen Messwerten.
»Es gibt viele offene Fragen, die messtechnisch leicht zu klären wären», sagte das beratende Mitglied Udo Jentzsch. So sei immer noch nicht geklärt, wo sich der ungünstigste Punkt befinde, an dem laut Vorschrift gemessen werden müsse. Dieser Punkt müsse endlich ermittelt und kontrolliert werden. Auch würden die Ergebnisse am Zaun durch den Wall möglicherweise verfälscht, weil Strahlung abgeschirmt werde. Also: Welche konkrete Abschirmwirkung habe der Wall? Jentzsch wundert sich, warum das Bundesamt für Strahlenschutz als Genehmigungs- und das NMU als Aufsichtsbehörde Vorgaben dafür nicht festgeschrieben beziehungsweise kontrolliert hätten. Die Differenz zwischen den unterschiedlichen Messungen sei über Jahre nicht aufgeklärt worden. Seine Erklärung: entweder »stille Übereinkunft» zwischen Betreiberin und Kontrolleuren -oder einfach »Inkompetenz».
Quelle: EJZ
Strahlenwerte am Zwischenlager Gorleben: Atomausschuss fordert, Castor-Transporte auszusetzen
Lüchow. Fragen, Mutmaßungen, Erklärungsversuche. Dagegen kaum neue Erkenntnisse.
Erwartungsgemäß war gestern Nachmittag im Kreis-atomausschuss nichts Neues zu den erhöhten Strahlenwerten am atomaren Zwischenlager Gorleben zu erfahren. Wie denn auch - tagte doch fast zeitgleich in Hannover die Aufsichtsbehörde, das Niedersächsische Umweltministerium (NMU), mit der Zwischenlager-Betreiberin GNS (Gesellschaft für Nuklearservice), um die diskutierten und widersprüchlichen Messwerte (EJZ berichtete) zu analysieren. Dennoch zog der Ausschuss aus dem Vorfall schon eine erste Konsequenz.
Denn einstimmig hat der Atomausschuss empfohlen, dass der Kreistag fordern soll, den im Herbst geplanten nächsten Castor-Transport nach Gorleben auszusetzen sowie weitere Transporte nicht zuzulassen. Drei Enthaltungen zu diesem Antrag von Martina Lammers (Bündnisgrüne) kamen von der CDU. Zudem hat der Ausschuss einstimmig auf Antrag von Julia Herbst (SPD) empfohlen, dass den Ausschuss-Mitgliedern die Genehmigungsbescheide für die Einlagerungsbedingungen in Gorleben vorgelegt werden sollen.
Im Fokus der Kritik stand zunächst einmal die Informa- tionspolitik des NMU. Der Landkreis sei sehr »verschnupft» darüber gewesen, dass man aus den Medien über die erhöhten Strahlenwerte erfahren habe, sagte der Erste Kreisrat Claudius Teske. Das sei »nicht hinnehmbar» und »ein Skandal». Angeblich sei man in Hannover selbst überrascht gewesen von den Messergebnissen. Die haben - auf die Jahresdosis hochgerechnet - einen prognostizierten Strahlenwert von 0,27 Milli- sievert ergeben. Ab diesem Wert darf im Zwischenlager Gorleben nichts weiter eingelagert werden. Der Grenzwert liegt bei 0,3 Millisievert. Auch GNS-Sprecher Jürgen Auer zeigte sich »erstaunt», über die Medien von den Messwerten erfahren zu haben. Die höheren Messwerte des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), der im Auftrag des NMU am Zaun des Zwischenlagers misst, gegenüber den eigenen Messungen seien »nicht nachvollziehbar», sagte Auer. Im vorigen Jahr hatte die GNS eine Jahresdosis von 0,17 Millisievert errechnet, das NLWKN einen Wert von 0,23 Millisievert. Auch diese Diskrepanz sei erst jetzt bekannt geworden. Für den Ausschuss-Vorsitzenden Martin Donat (GLW) ist die höhere Strahlung eine logische Konsequenz. Schließlich habe es 2010 den heißesten Transport gegeben mit dem höchsten radioaktiven Inventar. Er empfahl, den Blick auf die Rechenmodelle zu legen. Unter anderem das tut die Fachgruppe Radioaktivität der Bürgerinitiative Umweltschutz. Und sie ist der Ansicht, dass das NLWKN und die GNS bei ihren Messungen von einem unterschiedlichen Strahlenuntergrund ausgingen, dessen Werte abgezogen würden. So komme man eben zu unterschiedlichen Messwerten.
»Es gibt viele offene Fragen, die messtechnisch leicht zu klären wären», sagte das beratende Mitglied Udo Jentzsch. So sei immer noch nicht geklärt, wo sich der ungünstigste Punkt befinde, an dem laut Vorschrift gemessen werden müsse. Dieser Punkt müsse endlich ermittelt und kontrolliert werden. Auch würden die Ergebnisse am Zaun durch den Wall möglicherweise verfälscht, weil Strahlung abgeschirmt werde. Also: Welche konkrete Abschirmwirkung habe der Wall? Jentzsch wundert sich, warum das Bundesamt für Strahlenschutz als Genehmigungs- und das NMU als Aufsichtsbehörde Vorgaben dafür nicht festgeschrieben beziehungsweise kontrolliert hätten. Die Differenz zwischen den unterschiedlichen Messungen sei über Jahre nicht aufgeklärt worden. Seine Erklärung: entweder »stille Übereinkunft» zwischen Betreiberin und Kontrolleuren -oder einfach »Inkompetenz».
Quelle: EJZ