Entsorgung von Atommüll
Die Zwischenlager werden randvoll
Alexander Mäder
Stuttgart - Wenn Castorbehälter unter Polizeischutz nach Gorleben transportiert werden, dann werden sie nicht unter Tage im Salzstock gelagert, sondern in einer großen Halle, dem Transportbehälterlager. Von den fünf bis sechs Meter hohen und jeweils etwa 120 Tonnen schweren Tonnen sind bisher 91 dort untergebracht. 420 Stellplätze sind vorhanden. Das Lager Ahaus nahe der niederländischen Grenze ist noch einmal so groß.
Genügt der Platz für den Atommüll, der nun durch die Laufzeitverlängerung zusätzlich anfällt? Ja, wenn man die zwölf dezentralen Zwischenlager hinzuzählt, die in der Nähe von Atomkraftwerken in ganz Deutschland errichtet worden sind. Zusammengenommen bieten die Lager Platz für fast 21.800 Tonnen strahlender Schwermetalle. Das Bundesamt für Strahlenschutz rechnet nach dem Atomkompromiss vom Sonntag mit rund 21600 Tonnen.
Zwischenlager nicht für die Ewigkeit
Doch erledigt ist die Entsorgung damit keineswegs, denn die Zwischenlager sind nicht für die Ewigkeit gebaut. Die beiden Lager in Baden-Württemberg in Philippsburg und Neckarwestheim, die zusammen 300 Castorbehälter aufnehmen können, sind für 40 Jahre genehmigt worden. Die Kommunen haben sich bereits dagegen verwahrt, dass die Frist verlängert wird. Auch die baden-württembergische Umweltministerin Tanja Gönner (CDU) hat die Zwischenlagerung als "zweite Wahl" bezeichnet und dringt auf ein Endlager.
Hinzu kommt, dass neben dem hochradioaktiven auch schwachradioaktiver Müll anfällt: Früher waren es durchschnittlich 4250 Kubikmeter im Jahr. Dieser Müll umfasst keine Brennelemente, sondern vor allem abgenutzte Bauteile aus Atomkraftwerken. Derzeit gibt es rund 60-mal so viel schwach- wie hochradioaktiven Abfall. Er wird im Schacht Konrad bei Salzgitter endgelagert werden; die Anlage soll in vier Jahren betriebsbereit sein.
Um zu verdeutlichen, welches Zusatzproblem durch die längeren Laufzeiten auf das Land zukommt, vergleichen Umweltschützer die Abfallmengen vor und nach dem Atomkompromiss. Bisher hat das Bundesamt für Strahlenschutz bis zum Ende der Atomenergie mit 17.600 Tonnen radioaktiver Schwermetalle gerechnet. Nun werden es 25 Prozent mehr. Die Deutsche Umwelthilfe rechnet vor, dass nun bis 2040 jedes Jahr rund 400 Tonnen hochradioaktiver Müll anfallen. Und Greenpeace verweist darauf, dass sich der Atommüll, der von heute an noch anfallen wird, durch die längeren Laufzeiten verdreifacht.