Freitag, 4. April 2008

Asse II säuft ab - Infoabend in Dannenberg /04.04.08

Forschungsprojekt Asse II bei Wolfenbüttel säuft ab - Infos in Dannenberg - Wissenschaftler in der Kritik.

»Nach den Erfahrungen, die wir in den vorigen Jahrzehnten mit der Asse II gemacht haben, muss man auch die Möglichkeit einer langfristigen Rückholbarkeit von gelagertem Atommüll ernsthaft prüfen.» Dies sagte Heike Wiegel vom Verein »aufpASSEn» am Montag auf einer Veranstaltung der Bürgerinitiative Umweltschutz (BI) in Dannenberg.

»Die Asse bringt es an den Tag - die Atommüllendlagerung ist gescheitert». So lautete der Titel der Veranstaltung, die im vollen Saal des Hotels »Alte Post» stattfand. Über den katastrophalen Zustand des als Forschungsprojekt für Gorleben deklarierten ehemaligen Salzbergwerks Asse II bei Wolfenbüttel referierten Heike Wiegel vom örtlichen Verein »aufpASSEn», Peter Dickel von der AG Schacht Konrad und Diplomingenieur Udo Dettmann vom Asse II Koordinationskreis.

Zur Geschichte der Asse:
Nach dem Ende der Steinsalzförderung und der Übernahme durch die Gesellschaft für Strahlenforschung (GSF) begann 1967 »versuchsweise» die Einlagerung der ersten Atommüllfässer. Die Einlagerungsgenehmigung endete im Jahr 1978. Das radioaktive Inventar summiert sich auf 124494 Fässer leicht radioaktiven Mülls in zwölf Kammern in rund 750 Metern Tiefe und 1293 Fässer mittelaktiven Mülls in rund 500 Metern Tiefe. Darin enthalten seien 102 Tonnen Uran, 87 Tonnen Thorium und 11 Kilogramm Plutonium, führten die Vortragenden aus. 1988 gaben die Betreiber Laugenzuflüsse zu. Jeden Tag gefährden im Schnitt 11800 Liter Salzlauge die Standsicherheit des Bergwerks. Vor Kurzem habe die ehemalige Betreiberin GSF ihren Namen in Helmholtzzentrum München gewechselt und vermute nur noch eine Standsicherheit bis 2014.

»Typisch, jetzt wollen sie sich aus der Verantwortung stehlen», war daraufhin aus dem Publikum zur Umbenennung zu hören. Umfangreiche Versuche, die Austrittswege der Laugenzuflüsse durch Einfärbung nachzuvollziehen, seien fehlgeschlagen. Es bleibe unklar, wohin und in welche Entfernungen kontaminiertes Wasser gelangen könnte. Die Trinkwasserversorgung des Ballungsgebiets Hannover-Braunschweig sei über Kontamination der Grundwasserströme auf Dauer in Gefahr, führte Heike Wiegel aus.

Neben der allgemeinen Hilflosigkeit im Umgang mit der drohenden Katastrophe wies Peter Dickel neben dem enormen Gebirgsdruck auch auf die plastischen Eigenschaften des Salzes hin, die zu einem Fließen führen. Durch diese Einwirkungen werde das ohnehin nur ein bis sechs Meter dünne Deckgebirge verformt und zerstöre das Grubengebäude zusätzlich. Ein anwesender niederländischer Bergbau-Ingenieur, der sich im Landkreis niedergelassen hat, berichtete dazu, dass er bereits Anfang der 80er-Jahre bei seiner Arbeit in der Asse auf die Problematik hingewiesen habe.

Udo Dettmann sieht es so: »Aus den Asse-Versuchen möchte die Endlager-Lobby Schlüsse für Gorleben gezogen haben. Während dieser Versuchsdurchführungen auf der Asse ist den Wissenschaftlern leider der Fehler unterlaufen, die Sicherheit der Grube nicht im Auge zu behalten. Mit so etwas trivialem wie ,standsicher und trocken» wurde sich nicht beschäftigt. Was für einen Glauben darf man den komplexen Problemstellungen dann schenken?» Und Peter Dickel ergänzte: »Seit vier Jahrzehnten zeigt sich bei der Asse II, dass die Annahmen von Anwohnern der Anlage richtiger waren als die Prognosen der Wissenschaftler. Entweder hatten die Wissenschaftler politische Vorgaben, oder sie waren bestochen oder die Wissenschaft war ein Zerrspiegel, der sie daran gehindert hat, die banale Wirklichkeit zu erkennen. Wissenschaft und Politik haben ja nur dann eine Chance, wieder ernst genommen zu werden, wenn sie selber ernsthaft an der Klärung dieser Frage mitarbeiten.»
Quelle: EJZ