Samstag, 29. Oktober 2011

Atomkraftgegner protestieren bundesweit /29.10.11

ZDF-"heute", 2.03min

Angaben von Bürgerinitiativen zufolge haben bundesweit mehrere tausend Atomkraftgegner gegen den für Ende November erwarteten Castor-Transport nach Gorleben protestiert. In einigen Orten stellten sich Demonstranten in Form von riesigen Buchstaben auf, die den Schriftzug „Gorleben soll leben“ ergaben.

Mehrere tausend Atomkraftgegner haben am Samstag nach Angaben von Bürgerinitiativen bundesweit gegen den für Ende November erwarteten Castor-Transport nach Gorleben protestiert. In 57 Orten bundesweit habe es Demonstrationen, Mahnwachen, Straßentheater und Aktionen in Zügen gegeben, sagte Jochen Stay von der Anti-Atom-Organisation „Ausgestrahlt“.

Die Proteste richteten sich auch gegen die insgesamt „verfehlte Atommüllpolitik“ der Bundesregierung, sagte Stay weiter. Die Umweltorganisation Robin Wood erklärte, es sei „sinnlos und gefährlich, Atommüll quer durch Europa zu karren“. Damit solle nur vertuscht werden, dass es kein sicheres Endlager gebe.

Im Wendland beteiligten sich nach Angaben örtlicher Initiativen rund 100 Menschen an einem demonstrativen Spaziergang entlang der Bahnstrecke, auf der die elf Castor-Behälter nach Dannenberg gebracht werden sollen. Die meisten Aktivisten waren zuvor gemeinsam mit einem Zug zum Bahnhof Leitstade gefahren.

Kundgebungen auch in Göttingen, Celle, Lüneburg
In der Hildesheimer Fußgängerzone simulierten Atomkraftgegner einen Atommülltransport mit Castor-Attrappen. In Stadthagen rollten Umweltschützer Fässer durch die Innenstadt. An den Bahnhöfen von Göttingen, Uelzen, Celle und Lüneburg versammelten sich Atomkraftgegner zu Kundgebungen.

In einigen Orten stellten sich Demonstranten in Form von riesigen Buchstaben auf, die den Schriftzug „Gorleben soll leben“ ergaben. Im bayerischen Grafenrheinfeld forderten nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mehr als 1.000 Demonstranten die Abschaltung des örtlichen Atomkraftwerks.

EKD-Ratsvorsitzender für Suche nach Alternativstandorten
Sprecher von Bürgerinitiativen bezeichneten die Aktionen als „Warmlaufen für die Proteste in einem Monat“. Ein Bündnis von Umweltverbänden, Bürgerinitiativen und Anti-Atom-Organisationen plant für den 26. November in Dannenberg eine große Demonstration gegen die Atommülllieferung. In den folgenden Tagen sind Straßen- und Schienenblockaden angekündigt.

Die Atomkraftgegner rechnen damit, dass der Castortransport am 24. November in Frankreich starten wird. Nach widersprüchlichen Messungen über eine möglicherweise erhöhte Radioaktivität am Gorlebener Zwischenlager steht eine endgültige Genehmigung des Transportes durch das niedersächsische Umweltministerium aber noch aus.

Am Samstag besuchten zudem der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, und der Hannoveraner Landesbischof Ralf Meister den Salzstock in Gorleben. „Der Weg zur Standortsuche muss neu beschritten werden – mit einem Konzept im Interesse der Menschen und im Interesse der Sicherheit künftiger Generationen“, sagte Schneider. Dafür wolle er bei der Politik werben. 2008 hatte sich die EKD-Synode bereits für die Suche nach Alternativstandorten ausgesprochen.
Quelle: Focus online


PubliXviewinG
Castorstrecken-Aktionstag - 29. Oktober 2011. In 57 Städten im ganzen Bundesgebiet protestierten Atomkraftgegner am Castorstrecken-Aktionstag gegen den für Ende November 2011 geplanten Castor-Transport nach Gorleben. Es gab Aktionen in Zügen und vor Bahnhöfen, Demonstrationen, Mahnwachen und Happenings. Wie hier in Leitstade im Wendland, beteiligten sich insgesamt rund 6000 Menschen bundesweit an den Aktionen, die von örtlichen Initiativen veranstaltet wurden.

Fotos: PubliXviewinG

Link zur Bilderschau:

Bundesweite Anti-Atom-Proteste /29.10.11

Bundesweite Anti-Atom-Proteste "Schotter"-Training mit der Polizei

In knapp vier Wochen soll der Castor durchs Wendland rollen - wenn Atomgegner ihn nicht stoppen. Um sie zu aktivieren, gibt es heute bundesweit Protestaktionen. Und Unterstützung von der Polizei.
Von Manuela Pfohl

Das waren noch Zeiten! Als vergangenen November 50.000 Aktivisten im Wendland gegen den Castor protestierten und Ende März, kurz nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima, mehr als 250.000 Menschen in Deutschland auf die Straße gingen. Als an unzähligen Autos die Aufkleber mit der gelben Sonne klebten und sich die Yuppies Anti-Atomkraft-Buttons an die Designerjacketts steckten. Vorbei! Jetzt, acht Monate und einen Kompromiss-zum-Atomausstieg später, steht ein neuer Castortransport an. Doch nicht wenige Aktivisten befürchten, es könnte statt des Sturms gegen den Atommüll nur noch ein laues Lüftchen rund um Gorleben wehen. Viele Sympathisanten und selbst einige alte Anti-AKW-Haudegen winken nämlich inzwischen ab.

Mit dem Kompromiss zum Atomausstieg bis zum Jahr 2022 seien die Ziele des Widerstands in Deutschland schließlich erreicht. Die Castortransporte bis zum endgültigen Aus müsse man halt notgedrungen hinnehmen. Da half es wenig, dass die großen Initiativen erklärten: ja, aber über die Hälfte der AKWs darf noch mehr als zehn Jahre weiterlaufen. Auch der Einwand, dass selbst bei den außer Betrieb genommenen Reaktoren unklar sei, wie dauerhaft ihre Abschaltung sein wird, verhallte weitgehend. Mitten im schönsten Konsens wollte kaum jemand etwas hören von "Standbyaktivitäten", "Kaltreserven" und verborgenen "Sicherheitsmängeln". Das Ergebnis: Zur lange angekündigten Blockade des Kernkraftwerkes in Brokdorf waren im Juni gerade noch 250 Aktivisten gekommen. War es das?

Viermal soviel Radioaktivität wie beim Super-GAU

Mit einer bundesweiten Mobilisierungskampagne soll das Ende der Anti-Atom-Aktionen doch noch abgewendet werden. In mehr als 57 Orten bundesweit sind für den heutigen Samstag Aktionen lokaler Initiativen gegen den Castortransport geplant, der mit insgesamt elf Behältern ab dem 24. November von der französischen Plutoniumfabrik in La Hague Richtung Wendland rollt - und in jedem einzelnen Behälter viermal soviel Radioaktivität enthält, wie beim Super-GAU in Fukushima ausgetreten ist.

Die klare Ansage des Bündnisses zum Castor-Aktionstag lautet: "Nicht nur in Gorleben, auch in Freiburg, Husum, Aachen oder Erfurt stellen wir uns quer gegen ein Endlager im maroden Gorlebener Salzstock und gegen den Castortransport ins Wendland. Denn Gorleben ist überall!" Dirk Werner, Sprecher von www.lagatom.de erklärt: "Jegliche Atommülltransporte wie zum Beispiel der Castor sind abzulehnen, solange in Atomkraftwerken, Atomforschungseinrichtungen, Uranminen, Urananreicherungsanlagen und Brennelementefabriken weiter neuer Atommüll produziert wird." Tatsächlich ist die Endlagerung des Atommülls die Achillesferse des Atomkompromisses. Denn noch gibt es weltweit kein sicheres Lager. Und Gorleben ist was seine Eignung angeht, mehr als umstritten.

Viel Geld für Gorleben-Erkundungen

Laut "ausgestrahlt", dem Bündnis verschiedener Anti AKW-Initiativen, sind im Entwurf des Bundeshaushaltes 2012 für die Fortsetzung der Bauarbeiten im Salzstock Gorleben 73 Millionen Euro vorgesehen. 2010 seien es nur 25,4 Millionen gewesen. Für die Suche nach anderen Entsorgungsoptionen seien dagegen lediglich 3,5 Millionen Euro eingeplant. Die Gorleben-Kritiker meinen: "Das stärkt den Verdacht, dass im Salzstock Gorleben mit Hochdruck Fakten geschaffen werden, während alternativ nur hier und da mal Studien über Atommüll-Lagerung in anderen Gesteinen wie Ton oder Granit angefertigt werden sollen."

In seinem Mobilisierungsaufruf appelliert Jochen Stay, einer der bekanntesten Aktivisten, deshalb an die vielen müden Kämpfer: "In der nächsten Zeit haben wir die einmalige Chance, das Endlagerprojekt in Gorleben zu kippen! Wir können damit den Einsatz und die Beharrlichkeit Zehntausender aus den letzten 34 Jahren zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen."

Greenpeace deckt grenzwertige Informationspolitik auf

Dass die Umweltorganisation Greenpeace Anfang der Woche die Ergebnisse einer Untersuchung zur Strahlenbelastung in Gorleben veröffentlichte, dürfte zusätzlichen argumentativen Auftrieb geben. Darin heißt es; "Der zulässige Jahresgrenzwert von 0,3 Millisievert könnte am Zwischenlager Gorleben bis Jahresende überschritten werden." Wenn das stimmt, dann kann keinesfalls zusätzlicher Müll mit dem Castor angeliefert werden, denn es bestünde eine erhebliche Gesundheitsgefährdung der Menschen. Ende Oktober will das niedersächsische Innenministerium entscheiden, was nun werden soll.

Bislang hatte es offiziell erhöhte Strahlenwerte abgestritten. Inoffiziell allerdings sah es anders aus, wie das NDR-Fernsehmagazin "Hallo Niedersachsen" nachwies. Es hatte schon vor Wochen einen internen Vermerk der Behörde zitiert, die für die Messungen verantwortlich ist. In dem Vermerk des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) heißt es, nach den aktuellen Werten sei nicht auszuschließen, dass die erlaubte Jahresdosis für 2011 überschritten werden könnte. Eine Einlagerung weiterer Castor-Behälter wäre dann nicht zulässig.

Die Polizei will auch keinen Castor

Eine Nachricht, die den Anti-Atomraft-Aktivisten ganz unerwartet eine neue Allianz bescherte, die sie bislang kaum für möglich gehalten hätte. Unmittelbar nach der Veröffentlichung der Greenpeacedaten erklärte die niedersächsische Gewerkschaft der Polizei (GdP) am Mittwoch: "Die GdP unterstützt die Forderung der Umweltschutzorganisation Greenpeace nach einer Absage des wahrscheinlich bevorstehenden Castortransports 2011, wenn sich die Zweifel an den bisherigen Strahlenmessungen bestätigen." Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft, Dietmar Schilff, meint klipp und klar: "Im Interesse der Bevölkerung und aller eingesetzten Polizeikräfte darf der offenbar geplante Transport im November nun keinesfalls stattfinden, falls dies zutrifft." In der Bewegung rieb man sich ungläubig die Augen beim Lesen des GdP-Zitates und im Vorfeld des heutigen Aktionstages war sogar die Rede davon, die Beamten künftig zum gemeinsamen "Schotter-Training" einzuladen.
Quelle: stern.de

taz enthüllt Die Geheimpapiere der Atomlobby /28.10.11

taz enthüllt
Die Geheimpapiere der Atomlobby

Bezahlte Wissenschaftler, instrumentalisierte Frauen: Interne Papiere zeigen, wie die Atomkonzerne und ihre Lobbyorganisation die Öffentlichkeit beeinflusst haben.
von S. Heiser & M. Kaul

BERLIN taz | Genau vor einem Jahr, am 28. Oktober 2010, beschloss der Bundestag mit den Stimmen von Union und FDP die Verlängerung der Laufzeiten für die Atomkraftwerke. Der taz liegen interne Unterlagen vor, die detailliert zeigen, wie aufwändig die Profiteure dieses Gesetzes mit offenen und verdeckten Mitteln auf diesen Beschluss hingearbeitet haben.

Im Frühjahr 2008 erhielt die Lobbyagentur Deekeling Arndt Advisors den Auftrag, bis zur Bundestagswahl im Herbst 2009 einen Meinungsumschwung für die Atomkraft in Deutschland zu erreichen. Der Auftrag kam vom Deutschen Atomforum, in dem sich die vier Betreiber der deutschen Atomkraftwerke – RWE, Vattenfall, Eon und EnBW – zusammengeschlossen haben.

In den Unterlagen, die die taz auch zum Download im Rechercheblog anbietet, skizziert die Lobbyagentur das Ziel der Kampagne und bilanziert alle einzelnen Maßnahmen.

"Neue Zielgruppen aufschließen"

Die Grundzüge der Strategie sind dabei laut den Papieren: "Ideologische Blockaden aufbrechen, vermeintliche Gewissheiten hinterfragen", "Dritten eine Plattform bieten und öffentlich Gehör verschaffen", "neue Zielgruppen aufschließen", "verändertes Meinungsklima zur Kernenergie in Deutschland etablieren".

Die Lobbyagentur analysiert, dass es die Glaubwürdigkeit der Botschaften erhöht, wenn sie aus dem Munde von unabhängigen Personen kommen. In den internen Unterlagen heißt es, man solle "hochrangige Wissenschaftler verschiedener Disziplinen sowie anerkannte ,moralische Instanzen' einbinden". So engagiert das deutsche Atomforum zur Feier seines 50. Geburtstages am 1. Juli 2009 in Berlin, an dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnimmt, als Festredner den Historiker Arnulf Baring.

Die Szene ist in einem Video auf der Homepage des Atomforums dokumentiert. Baring betont zu Beginn, er sei ein "unparteiischer, aber leidenschaftlich engagierter Bürger". In der Rede analysiert er, die SPD habe die Ablehnung der Atomkraft seit den Siebzigerjahren "zum Dogma erhoben".

Eine Energiepolitik mit "ideologischen Scheuklappen" helfe jedoch nicht weiter. "Gerade aus unserer Geschichte wissen wir: Wer Realitäten nicht rechtzeitig erkennt, riskiert Desaster. Noch können wir energiepolitisch umsteuern."
Sorgfältig vorbereitete Rede

Die internen Unterlagen zeigen, dass Barings Auftritt schon sieben Monate vorher als Teil der Kampagne eingeplant war. Heute sagt Baring auf taz-Anfrage, die Lobbyagentur Deekeling Arndt habe ihm beim Verfassen des Textes "zugearbeitet". Die Agentur habe ihm Informationen zur Verfügung gestellt, von denen er einige in seine Rede eingebaut habe.

Die Information über diese Zusammenarbeit lässt er dagegen aus der Rede raus – genau wie die Information, dass er für den Vortrag bezahlt wurde. Die Lobbyagentur bietet den Text auch der Frankfurter Allgemeinen Zeitung an, die den Text einen Tag nach der Rede als Gastbeitrag Barings abdruckt.

Die internen Unterlagen zeigen auch, wie im Rahmen der Kampagne ein Verein von Frauen gegründet wurde, die sich für die Atomkraft einsetzten. Sie zeigen, wie die Agentur über Pressereisen und Hintergrundgespräche mit Journalisten ihre Botschaften in den Medien platzierte. Und sie zeigen, wie die Agentur Kontakte in die Politik kauft, indem sie ehemalige Abgeordnete und Staatssekretäre beschäftigt.

Nichts davon ist verboten. Einiges davon ist anrüchig. Das Meiste ist profane, handwerklich gut umgesetzte Öffentlichkeitsarbeit. Aber zusammengenommen zeigen die Dokumente, wie Konzerne in Deutschland vorgehen, wenn sie Einfluss auf Medien, Politik und Öffentlichkeit nehmen.
Quelle: taz.de

Zeitzeugen im Untersuchungsausschuss Gorleben-Legende eingestürzt /27.10.11

Zeitzeugen im Untersuchungsausschuss
Gorleben-Legende eingestürzt

Im Ausschuss sagen wichtige Zeugen von Schwarz-Gelb aus. Ihre Botschaft: Eine Untersuchung, bei der Gorleben als bester Standort rauskam, hat es nie gegeben. von Malte Kreutzfeldt

BERLIN taz | So hatten sich Union und FDP das sicher nicht vorgestellt. In den Untersuchungsausschuss des Bundestags, der die Umstände der Auswahl von Gorleben als Endlagerstandort aufklären soll, hatten sie zwei Zeugen einladen lassen, die ihre Version der Geschichte bestätigen sollten: Dass der Salzstock im Wendland vor 35 Jahren nicht, wie von der Opposition behauptet, unter rein politischen Erwägungen und großem Zeitdruck ausgewählt wurde, sondern nach einer fachkundigen Untersuchung.

Doch dieser Plan schlug spektakulär fehl. Es habe nie eine Standortuntersuchung gegeben, in der Gorleben vorgeschlagen worden sei, sagte Adalbert Schlitt gleich auf die erste Frage. Und er muss es wissen: Schlitt war im Jahr 1976, als die Entscheidung für Gorleben fiel, Geschäftsführer der Kernbrennstoff-Wiederaufbereitungs-Gesellschaft (Kewa), die im Auftrag des Bundes potenzielle Endlagerstandorte analysieren sollte.

Dass Gorleben nicht zu den drei zunächst von der Kewa ausgewählten niedersächsischen Standorten gehörte, war bekannt; Union und FDP hatten aber stets erklärt, es habe eine Nachbewertung durch die Kewa gegeben, in der Gorleben am besten abgeschnitten habe. Das bestritt Schlitt explizit. "Damit ist der vom niedersächsischen Umweltminister in Auftrag gegebene Fake endgültig vom Tisch", kommentierte die Grünen-Abgeordnete Sylvia Kotting-Uhl die Aussage.
"Politische Schwierigkeiten"

Zuvor hatte bereits ein anderer Zeitzeuge die Koalition in Bedrängnis gebracht. Jürgen Schubert, der 1976 das Oberbergamt in dem Arbeitskreis des Landes Niedersachsen vertrat, der die Standortsuche fachlich begleitete, konnte sich ebenfalls an keine Nachuntersuchung erinnern.

Er selbst habe von Gorleben erstmals im Herbst 1976 erfahren, wenige Wochen bevor der Standort benannt wurde. Auch dass die ursprünglich ausgewählten Standorte wegen fachlicher Bedenken aufgegeben wurden, bestritt er. Seiner Erinnerung nach waren dafür "politische Schwierigkeiten" verantwortlich.

Diese Aussagen decken sich auch mit neuen Dokumenten, aus denen in der Sitzung zitiert wurde. In einem Schreiben an das Oberbergamt hatte die niedersächsische Landesregierung im Oktober 1979 erläutert, wie die Wahl auf Gorleben fiel. "Diese Entscheidung muss als politische Entscheidung angesehen werden", hieß es darin explizit.

Zudem steht dort, es habe eine "vom Bund unabhängige Standortuntersuchung gegeben", was gegen eine zweite Untersuchung durch die vom Bund beauftragte Kewa spricht. Auch andere Dokumente hatten zuvor starke Zweifel daran aufkommen lassen.

Kornelia Möller, die die Linkspartei im Ausschuss vertritt, zog eine klare Bilanz: "Der Zeuge Jürgen Schubert vom Oberbergamt hat bestätigt, was wir in den Akten gefunden haben", sagte sie. "Niedersachsen hat Gorleben im Alleingang ausgewählt und am Ende politisch entschieden. Der Bund war letztlich nicht beteiligt und hat Gorleben erst viel später und nur unwillig akzeptiert."
Quelle: taz.de

Der Grenzwert am Zwischenlager kann in diesem Jahr überschritten werden /26.10.11

Gorleben: Greenpeace deckt falsche Berechnungen bei Strahlenmessungen auf/ Der Grenzwert am Zwischenlager kann in diesem Jahr überschritten werden

Hannover (ots) - Das Niedersächsische Umweltministerium (NMU) hat nach Ansicht von Greenpeace erhebliche Fehler bei der Berechnung der Strahlenmessungen am Atommüll-Zwischenlager Gorleben gemacht. Mit einer aktuellen Analyse weist die unabhängige Umweltschutzorganisation heute nach, dass der zulässige Jahresgrenzwert von 0,3 Millisievert am Zwischenlager bis Jahresende überschritten werden kann. Die Strahlenmessungen bilden die Grundlage für die Ende Oktober anstehende Entscheidung des Ministeriums über den diesjährigen Castortransport. Die Greenpeace-Berechnungen ergeben eine mögliche diesjährige Strahlendosis von 0,305 Millisievert. Das NMU hatte hingegen einen Strahlenwert von 0,233 Millisievert errechnet.

"Die Zahlen sprechen eine klare Sprache, der Castortransport muss für dieses Jahr abgesagt werden", so Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace. "Bei der Bewertung des Ministeriums handelt es sich um klare Berechnungsfehler, bei denen es keinen Interpretationsspielraum gibt. Es scheint, als hätte Umweltminister Sander die Messwerte heruntergerechnet, um den geplanten Castortransport nicht zu gefährden."

Die aktuellen Berechnungen von Greenpeace beweisen erneut, dass keine Castoren mehr in das Zwischenlager eingelagert werden dürfen. Voraussichtlich am letzten Novemberwochenende sollen elf Castorbehälter aus der französischen Plutoniumfabrik La Hague nach Gorleben transportiert werden. Jeder Castor beinhaltet vier Mal so viel Radioaktivität wie beim Super-GAU in Fukushima ausgetreten ist.

Hintergrund: Wie hat das Niedersächsische Umweltministerium gerechnet?

Um die aus der Castorhalle austretende Strahlung zu berechnen, werden in der Umgebung des Zwischenlagers zunächst Neutronen- und Gammastrahlung gemessen. Von diesen Werten wird die dauerhaft vorhandene natürliche Hintergrundstrahlung abgezogen. Anschließend werden die Werte addiert.

Für seine Berechnung des niedrigeren Strahlenwertes hat das NMU die Messdaten zweier Behörden kombiniert: Für das erste Halbjahr 2011 zieht das NMU die Messergebnisse des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) heran. Für das zweite Halbjahr 2011 stützt sich das NMU auf neue Messungen der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB), die Anfang September in nur vier Tagen durchgeführt wurden. Die Aufteilung in Jahreshälften begründet das NMU mit einer Ende Juni erfolgten Umstellung von Castoren innerhalb der Lagerhalle. Diese habe die Strahlenbelastung rund um die Anlage gesenkt.

Bei der Berechnung hat das NMU allerdings drei erheblich Fehler gemacht, die zu der niedrigeren Prognose führten: Das NMU hat für das erste Halbjahr rückwirkend einen höheren Neutronen-Hintergrundwert angenommen. Da der höhere Hintergrundwert abgezogen wurde, fällt das Ergebnis entsprechend niedriger aus. Außerdem wurde unzulässigerweise im ersten Halbjahr eine Gammastrahlung von Null angenommen. Dabei liegen behördliche Messungen des NLWKN für diesen Zeitraum vor. Auch für das zweite Halbjahr wurde die Gammastrahlung nicht berücksichtigt, obwohl der TÜV-Bericht Werte liefert.
Quelle: Greenpeace

Es gibt gute Gründe, auch dem nächsten Atommülltransport in die Quere zu campen. Ein Plädoyer /26.10.11

Vier Wochen bis zum Castor
Es gibt gute Gründe, auch dem nächsten Atommülltransport in die Quere zu campen. Ein Plädoyer
Von Andreas Schug

Vor einem Jahr gab es kein anderes Thema als die Atomkraft. Die Proteste gegen den Castortransport waren die größten in der Geschichte. Jetzt beherrscht die Finanzkrise die Nachrichten und erschwert die Mobilisierung der Atomkraftgegner.

Nur ein paar Monate ist es her, dass Hunderttausende ihrem Ärger Luft machten. Damals roch es brenzlig nach einem vorzeitigen Ende von Schwarz-Gelb. Bis Bundeskanzlerin Merkel die Anti-Atom-Demonstranten mit einem Ausstieg ruhig stellte, der nicht viel mehr war, als der Status quo im Herbst davor. Als das Energiepaket am 30. Juni den Bundestag passierte, waren hauptberufliche Aktivisten wie Christoph Bautz (Campact), Jochen Stay (Ausgestrahlt) und Uwe Hiksch (Naturfreunde) fast unter sich.

Jetzt mischt sich ab und zu eine rotgelbe »Atomkraft? Nein Danke!«-Sonne in die Occupy-Bewegung gegen die Macht der Finanzmärkte, doch das Thema steht nicht wirklich weit oben auf der politischen Agenda. Das merken auch die Aktiven, die zum nächsten Castor ins Wendland mobilisieren. Auf der Deutschlandkarte von »Ausgestrahlt« im Internet sieht man erst rund 20 Busse, die am 26. November - also in vier Wochen - zur Auftaktdemo nach Dannenberg fahren wollen. Auch Plakate oder Flugblätter sind in den Städten kaum zu sehen. Zum Streckenaktionstag am kommenden Sonnabend sind an weniger als 30 Orten Aktionen eingezeichnet. Vor einem Jahr, als es um die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken ging, waren es Hunderte.

Es wirkt ganz so, als ob die Antiatom-Szene, die damals innerhalb kürzester Zeit gewaltige Massendemonstrationen organisiert hatte, in den Dornröschenschlaf entschlummert wäre. »Irgendwann muss es auch mal gut sein, wir haben ja jetzt den Ausstieg«, sagen manche, andere meinen, der Müll müsse schließlich irgendwo hin oder finden die Euro-Krise gerade drängender und protestieren daher lieber gegen die staatlich gestützte »Allmacht der Märkte« und etablieren in den Occupy-Camps neue Demokratieformen.

Atomkraftinitiativen und Umweltverbände haben in den vergangenen Monaten eine Reihe neuer Fakten über die strahlenden Gefahren veröffentlicht und so dazu beigetragen, dass das scheinbar abgehakte Thema dennoch immer wieder ins Bewusstsein drang. Denn fatal wäre es, wenn Gorleben aus dem Blickfeld geraten würde.

Schließlich sprechen genug Gründe dafür, auch dem Castor in die Quere zu campen. Zum Beispiel, um zu zeigen, dass Fukushima nicht vergessen ist. Neun deutsche Atomkraftwerke mit einem miserablen Sicherheitsstandard aus den 70er und 80er Jahren sind stets für einen GAU gut. Gleichzeitig ist das Klagerecht der Anwohner - etwa wegen möglicher Flugzeugabstürze - im Juni flugs ausgehebelt worden. Und die Lagerhalle von Gorleben? An der »Kartoffelscheune« sind die Strahlenwerte überhöht, deshalb wurden sie jahrelang schöngerechnet. Dort darf selbst nach dem Ausstiegsgesetz kein Castor mehr hin. Das ist den Politikern egal, wie zuletzt auch der Gorleben-Untersuchungsausschuss gezeigt hat: Die Gutachten ließ man so lange zurechtbiegen, bis der Salzstock offiziell als Endlager feststand - ohne dafür geeignet zu sein.

Deshalb gilt es jetzt, der Regierung nicht auf den Leim zu gehen und die Endlagerpläne für Gorleben vom Tisch zu fegen. »Occupy Castor!« Es hilft ja nichts anderes.
Quelle: Neues Deutschland

Castor-Zulassung war fünf Tage abgelaufen - für Behörden kein Problem / 24.10.11

Ahaus - Im Zwischenlager Ahaus stehen mehrere Castoren, für die eine Zulassung für mehrere Tage ausgelaufen war. Während die Atomkraftgegner von „Schlamperei“ sprechen, beruhigt die Atomaufsicht: Zwar sei es richtig, dass für die 18 Behälter aus dem ehemaligen Forschungsreaktor in Rossendorf bei Dresden die „verkehrsrechtliche Zulassung“ am 15. Oktober abgelaufen sei.

Aber: Nach den Worten eines Sprechers des Bundesamts für Strahlenschutz müsse der Betreiber Anträge rechtzeitig stellen. Die aktuelle Zulassung werde aber vor allem dann wichtig, wenn die Behälter vom Typ Castor MTR 2 vom Zwischenlager Ahaus an einen anderen Ort transportiert werden müssen. Das ist zurzeit nicht absehbar. Wenn die Transport-Auflage nicht erfüllt sei, heiße das aber noch nicht, dass die Genehmigung an sich nicht in Frage gestellt wird.

Die Überwachung der Auflagen liegt in den Händen der Atomaufsicht, die in NRW dem Wirtschaftsministerium zugeordnet ist. Die könne dem Betreiber zunächst eine Frist setzen, in der er die Auflage zu erfüllen hat. Dem Ministerium zufolge verzögert sich die Zulassung, die alle drei Jahre verlängert werden muss, gelegentlich. „Wir wussten, dass das Verfahren eingeleitet war“, meinte der Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Die neue Zulassung sei zudem am 20. Oktober erteilt worden.

Die Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ erklärt: „Dieser Zustand hätte nie eintreten dürfen.“ Ihr Sprecher Felix Ruwe fordert unter anderem „eine unabhängige Überprüfung der Atomaufsicht in Nordrhein-Westfalen“.
VON STEFAN WERDING, MÜNSTER
Quelle: borkenerzeitung.de

Parlamentarier am Zwischenlager Gorleben abgewiesen / 22.10.11

Berlin - Weil sie sich nicht rechtzeitig angemeldet haben, hat der Betreiber des Zwischenlagers Gorleben am Freitag vier Parlamentariern den Einlass in das Brennelemente-Lager verwehrt. Auf die Schnelle sei die vorgeschriebene Überprüfung der Parlamentarier nicht möglich gewesen, sagte ein Sprecher der Betreiberfirma GNS. Die Abgeordneten von SPD, Linkspartei und Grünen wollten sich einen Eindruck von der Lagerung der Castor-Behälter verschaffen. Die Lagerhalle war zuletzt ins Gerede gekommen, nachdem eine Messstelle in der Umgebung erhöhte Strahlung festgestellt hatte. Umweltschützer fordern, den für nächsten Monat geplanten Castortransport abzusagen. Die Parlamentarier-Gruppe wähnt nun gezielte Verdunkelung. 'Man hätte Transparenz schaffen können und hat es nicht getan', sagte der SPD-Politiker Matthias Miersch. 'Die Frage ist, warum.' Betreiber GNS verweist dagegen auf die Betriebsgenehmigung für das Zwischenlager. 'Die Regeln gelten für jeden Besucher', so der Sprecher. 'Selbst für den Papst.'
Quelle: Sueddeutsche.de

Greenpeace: Atommüll nach Philippsburg / 19.10.11

Stuttgart (dpa) - Der nächste Castor-Transport sollte nach Auffassung von Greenpeace nicht nach Gorleben, sondern nach Philippsburg rollen und der Atommüll dort zwischengelagert werden. Nach einer am Mittwoch in Stuttgart vorgestellten Studie für die Umweltorganisation ist das Zwischenlager bei dem Atomkraftwerk im Kreis Karlsruhe sicherer als das in Niedersachsen, wo angeblich erhöhte Strahlenwerte für Aufregung gesorgt hatten.

Zudem seien die Transportwege für die Castoren, die Ende November von der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague nach Deutschland transportiert werden sollen, deutlich kürzer. Rund ein Fünftel des bisher aus La Hague mit Ziel Gorleben (Niedersachsen) zurückgebrachten hoch radioaktiven Atommülls sei Baden-Württemberg zuzurechnen, sagte Greenpeace-Energieexperte Tobias Münchmeyer. Deshalb müsse der Müll in Philippsburg untergebracht werden.

Greenpeace griff die grün-rote Landesregierung scharf an. «Die Grünen brechen ihr Wort, wenn sie jetzt nicht den Weg für eine sichere Einlagerung in Philippsburg frei machen», sagte Münchmeyer. Vor der Landtagswahl hätten sie sich noch für eine Unterbringung nach dem Verursacherprinzip ausgesprochen, doch auch fünf Monate nach der Regierungsübernahme von Grün-Rot sei keinerlei Initiative zu sehen. Der Energiekonzern EnBW, der im Besitz des Landes und einiger oberschwäbischer Kommunen ist, müsse noch in diesem Jahr eine Erweiterungsgenehmigung für das Lager Philippsburg beantragen.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warf EnBW am Mittwoch zudem Sicherheitsmängel beim Betrieb des AKW Philippsburg II vor. Der Reaktor sei im Mai 2009 bei Instandsetzungsarbeiten weitergelaufen, obwohl wichtige Sicherheitstechnik abgeschaltet worden sei, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake in Berlin. Nach einem anonymen Hinweis hatte seine Organisation Strafanzeige gestellt - das Verfahren wurde aber eingestellt.
Quelle: http://www.greenpeace-magazin.de

Teilerfolg nach zwei Monaten: Keine Endlagerarbeiten in Gorleben mehr am Wochenende / 18.10.11

Die zahlreichen gewaltfreien Blockaden der ersten zwei Monate der Kampagne gorleben365 zeigen Wirkung. Der Dreischichtbetrieb im Salzstock in Gorleben wurde an den Wochenenden komplett eingestellt. Selbst das Wachpersonal arbeitet am Wochenende nur noch in Zwölfstundenschichten.

Seit dem Start der einjährigen Kampagne am 14. August 2011 fanden an jedem Wochenende mehrere Blockaden statt, die den Baustellenverkehr zum Teil massiv behindern konnten. Zunächst reagierten die Betreiber durch die Nutzung von zwei zusätzlichen Toren und das Anlegen neuer Waldwege. In der Folge gelang es den Blockadegruppen dennoch mehrfach, alle sechs Tore erfolgreich zu blockieren. In ihrer Verzweiflung schritten die Betreiber dann bei zwei Blockaden sogar zur Selbstdemontage, indem sie ein Loch in ihren Zaun schnitten, um den Schichtwechsel durchführen zu können.

Katja Tempel von der Kampagne gorleben365 freut sich: »Wir beobachten, dass der übliche mittägliche Schichtwechsel am Wochenende nicht mehr stattfindet. Nur zwischen 8.00-8.30 Uhr bzw. 20.00-20.30 Uhr ist ein kleines Fahrzeugaufkommen zu registrieren. Diese geringe Zahl der Fahrzeuge lässt den Schluss zu, dass es sich nur um den Werkschutz, aber auf keinen Fall um einen regulären Schichtwechsel im Bergwerksbetrieb handelt.«

An den letzten beiden Wochenenden haben die Blockadegruppen bereits auf die veränderte Situation reagiert und vor 8 Uhr morgens mit den Blockaden begonnen. »In den kommenden Wochen und Monaten werden wir den Druck aufrecht erhalten – nicht nur an den Wochenenden, sondern auch unter der Woche. Es melden sich immer mehr Gruppen, aus dem gesamten Bundesgebiet, die hier blockieren wollen. Den Menschen ist bewusst, dass das Problem der Atommülllagerung noch ungelöst ist. Sie widersetzen sich der Erkundung, weil der Salzstock in Gorleben völlig ungeeignet ist« konstatiert Jochen Neumann von der Kampagne gorleben365.
Quelle: redglobe.de

Castor-Gegner wollen blockieren /17.10.11

Der nächste Castortransport soll voraussichtlich Ende November in Gorleben ankommen. In Hannover kündigten Atomkraftgegner Demonstrationen und Blockaden an.
Video: 2.11min
Quelle: ndr.de

Castorgegner kündigen massive Blockaden an / 17.10.11

Ein Aktionsbündnis aus elf Atomkraftgegner-Gruppierungen hat am Montag in Hannover massiven Widerstand gegen den geplanten Castortransport angekündigt. Geplant sind Demonstrationen, Sitzblockaden und sogenannte Schotter-Aktionen. Die Sprecherin der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI), Kerstin Rudek, sagte, dass die Demonstranten sich ganz klar für die Abschaltung aller Atomkraftwerke weltweit aussprächen und dass der Standort Gorleben nicht durch einen weiteren Transport als Endlager zementiert werden solle. Der Castortransport wird wahrscheinlich am 24. November in Frankreich starten, im Wendland wird er voraussichtlich zwei Tage später eintreffen.

Die geplanten Aktionen sind vielfältig

Die BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg organisiert für die Zeit des Castortransports mehrere Kundgebungen und Demonstrationen. Die Initiative "Widersetzen" kündigte eine große Sitzblockade auf der Bahnstrecke bei Hitzacker an. Nach Angaben von Sprecher Hauke Nissen wollen die Teilnehmer in diesem Jahr bewusst auch Verbote der Polizei übertreten. Dabei würden sie jedoch sehr umsichtig vorgehen. Auch die Initiative "X-tausendmal quer" will eine Sitzblockade organisieren. Das Bündnis "Castor Schottern" plant erneut, Steine aus dem Gleisbett zu entfernen. "Wir wollen so die Strecke unbefahrbar machen", sagte die Sprecherin der Gruppe, Hanna Spiegel.

Vorbereitungen sind angelaufen

"Es gibt nichts, was daraufhin deutet, dass der Castor nicht rollen wird", sagte BI-Sprecherin Kerstin Rudek. Die Container-Unterkünfte für die Polizisten würden im Wendland vorbereitet, Beamte beobachteten "rund um die Uhr neuralgische Punkte in der Region". Das niedersächsische Umweltministerium hatte eine endgültige Entscheidung über die Genehmigung für den Castortransport für Ende Oktober angekündigt. Hintergrund dafür sind die möglicherweise erhöhten Strahlenwerte im Zwischenlager Gorleben.

Initiativen rechnen mit weniger Teilnehmern

"Wir haben es in diesem Jahr etwas schwerer, Menschen für die Proteste zu begeistern als im letzten Jahr", sagte Rudek. Grund dafür sei die Abschaltung von acht Atomkraftwerken. Im vergangenen Jahr hatten Tausende Demonstranten die Ankunft des Zuges mit Atommüll in Gorleben um einen Tag verzögert.

Proteste auch außerhalb des Wendlands geplant

Im Vorfeld zu dem Castortransport kündigten Atomkraftgegner an, den Zug mit den Behältern schon an der deutsch-französischen Grenze zu behindern. In der Nähe von Berg in der Pfalz wird laut südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen eine Blockade vorbereitet. In Frankreich sollen Umweltschützer planen, den Zug bereits bei seiner Abfahrt am französischen Bahnhof Valognes in der Nähe der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague zu stoppen.
Quelle: ndr.de

Anti-Atom-Initiativen wollen erneut Castor-Transport blockieren / 17.10.11

Auch in diesem Jahr wollen rund ein Dutzend Organisationen versuchen, den Ende November erwarteten Castor-Transport mit hoch radioaktivem Müll aus Frankreich auf dem Weg ins Gorlebener Zwischenlager zu blockieren.

Auch in diesem Jahr wollen rund ein Dutzend Organisationen versuchen, den Ende November erwarteten Castor-Transport mit hoch radioaktivem Müll aus Frankreich auf dem Weg ins Gorlebener Zwischenlager zu blockieren. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Hannover kritisierten die Sprecher der Atomkraftgegner am Montag, die Bundesregierung plane lediglich einen "Atomausstieg light", bei dem die letzten Atommeiler erst 2022 vom Netz gehen sollen. "Die Bundesregierung gaukelt der Bevölkerung vor, das Atomproblem gelöst zu haben, ohne ein geeignetes Endlager auch nur in Aussicht zu haben", sagte Hauke Nissen von der Initiative "Widersetzen".
Quelle: stern.de

Castorgegner planen Proteste / 17.10.11

Atommülltransport nach Gorleben
Castorgegner planen Proteste

Die Atomkraftgegner stellen ihren Fahrplan der Proteste gegen den Castortransport im November vor. Geplant sind Demonstrationen, Blockaden und neue Schotter-Aktionen.von REIMAR PAUL

GÖTTINGEN taz | Bei ihren Aktionen gegen den für Ende November erwarteten Castortransport nach Gorleben setzen die Atomkraftgegner vor allem auf Bewährtes. Der gestern vorgestellte Protestfahrplan sieht wie im vergangenen Jahr viele große und kleine Demonstrationen sowie Blockaden auf Schienen und Straßen vor. Auch die Initiative "Castor schottern" ist wieder mit von der Partie.

Ein Bündnis südwestdeutscher Anti-Atom-Gruppen will den Zug bereits kurz hinter der Grenze zu Deutschland aufhalten. Die "Südblockade" soll am 25. November in der Nähe von Berg in der Pfalz beginnen. Im vergangenen Jahr hatten dort mehr als 1.000 Menschen die Umleitung des Transportes erzwungen.

Auftakt für die Proteste im Wendland ist einen Tag später eine Großdemonstration in Dannenberg. Dabei soll auch DGB-Chef Michael Sommer sprechen. Weitere Kundgebungen und Mahnwachen will die Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg entlang der Transportstrecke organisieren. "Wir möchten frei und wahrnehmbar vom grundgesetzlich verbrieften Demonstrationsrecht Gebrauch machen", so die BI-Vorsitzende Kerstin Rudek.

Die Initiative "Widersetzen" kündigte wie im vergangenen Jahr eine Sitzblockade auf der Bahnstrecke bei Hitzacker an. "X-tausendmal quer" bereitet nach Angaben von Sprecherin Luise Neumann-Cosel eine große Sitzblockade auf der Straße zum Zwischenlager vor.

Die "Castor-Schotterer" wollen mit möglichst vielen Menschen möglichst viele Schottersteine aus dem Gleisbett der dann nur vom Atommüllzug befahrenen Transportstrecke räumen. "Wir wollen diese Strecke unbefahrbar machen", sagte die Sprecherin der Gruppe, Hanna Spiegel. Im vergangenen Jahr war das nur eingeschränkt gelungen, weil ein großes Polizeiaufgebot die bis zu 5.000 Schotterer an den Schienen mit Pfefferspray empfing. Dass der Castortransport am 1. Adventswochenende rollen wird, steht für die Atomgegner so gut wie fest.
Quelle: taz.de

Frau geht wegen Castor-Blockade ins Gefängnis / 13.10.11

Politik 13.10.2011 10:32
Die Umweltschützerin war zu einer Geldstrafe verurteilt worden, lehnte eine Zahlung aber ab

Frankfurt/Gorleben (dapd). Wegen der Beteiligung an einer Blockade der Castorstrecke im Jahr 2008 muss eine Atomkraftgegnerin für zweieinhalb Monate ins Gefängnis. Sie werde die Haftstrafe am Freitagnachmittag in Frankfurt/Main antreten, teilten Unterstützer am Donnerstag mit.

Die Umweltschützerin war zu einer Geldstrafe verurteilt worden, lehnte eine Zahlung aber ab. Die Frau hatte sich im November 2008 gemeinsam mit zwei anderen Aktivisten nahe der deutsch-französischen Grenze an die Schienen gekettet. Die Polizei konnte die Blockade damals erst nach rund zwölf Stunden beenden.
Quelle: kanal 8

Greenpeace will Gorleben-Messungen einsehen / 7.10.11

Kurzzeitig sah es so aus, als würde der Castor-Transport in diesem Herbst nicht nach Gorleben rollen. Am Zwischenlager waren Ende August erhöhte Strahlenwerte gemessen worden, die eine Einlagerung weiterer Atommüllbehälter unmöglich gemacht hätten. Doch eine weitere Messung kam zu dem Ergebnis: Die Strahlungen sind gesunken, der Castor kann rollen. Die Umweltorganisation Greenpeace will nun überprüfen, ob bei den Messungen getrickst wurde, wie bereits die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) vermutete.

Wurden die Messwerte schöngerechnet?

Einsicht in die Akten soll Klarheit bringen. Dafür hat Greenpeace am Freitag beim niedersächsischen Umweltministerium hat Greenpeace einen Antrag nach dem Umweltinformationsgesetz gestellt. "Der Verdacht besteht, dass die Strahlenwerte schöngerechnet wurden, um unbeirrt an dem diesjährigen Castor-Transport festzuhalten", sagt Greenpeace-Atomexperte Tobias Riedl. Bis nicht alle Fakten zur radioaktiven Strahlung am Zwischenlager öffentlich seien, "darf kein Castor nach Gorleben rollen", fordert Riedl.

Drei Institutionen kommen zu unterschiedlichen Messwerten

Drei Institutionen haben bislang unterschiedliche Strahlenwerte am Zwischenlager Gorleben gemessen. Die Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) als Betreiberin des Zwischenlagers kam zu einem Ergebnis, das unter dem kritischen Grenzwert von 0,27 Millisievert pro Jahr lag. Den Messungen des Niedersächsischen Landesamts für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) zufolge lag die Strahlung über dem kritischen Grenzwert, was die letzte Messung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) später widerlegte.

Einsicht in den Schriftverkehr soll offene Fragen klären

Greenpeace will durch die Akteneinsicht in sämtliche Messdaten seit 1983 und den damit verbundenen Schriftverkehr der zuständigen Behörden klären, "ob es finanzielle und zeitliche Beschränkungen oder messtechnische Vorgaben des Ministeriums an die PTB gegeben hat". Eine weitere Frage die Riedl bewegt: "Warum hat die PTB überhaupt eine dritte Messungen gemacht anstatt die alarmierenden Werte der behördlichen Messungen zu überprüfen?"

Umweltministerium kontrolliert den Antrag

Innerhalb von vier Wochen muss das Ministerium auf den Antrag reagieren. "Die Anfrage wird zurzeit geprüft", sagt Jutta Kremer Heye, Sprecherin im Umweltministerium. Zeitgleich werden noch einmal die Strahlenmesswerte überprüft. "Der TÜV hat die Berechnungen noch einmal kontrolliert", sagt die Sprecherin. In der kommenden Woche sollen die Ergebnisse dann veröffentlicht werden. Ende Oktober will das Umweltministerium dann über den Castor-Transport entscheiden.
Quelle: ndr.de

Castortransport: Polizei meidet das Zwischenlager /6.10.11

Beim anstehenden Castor Transport sollen keine Polizeieinheiten auf dem Gelände des Zwischenlagers untergebracht werden, sagt Polizeisprecherin Wiebke Timmermann. Man habe sich aus taktischen Gründen dagegen entschieden - es mache keinen Sinn, eine kleine Einheit gesondert unterzubringen. Ein Zusammenhang mit der aktuellen Strahlendiskusion gebe es nicht. Bereits in den vergangen Jahren wurden die Polizisten gefragt, ob sie in den drei Unterkünften hinter der Castorhalle untergebracht werden wollten. Anscheinend gab es keine Bedenken.

In diesem Jahr sollen sie auf dem Bergwerksgelände untergebracht werden. Für die Sicherheit des Zwischenlagers sei der Betreiber verantwortlich, so die Polizeisprecherin. Polizisten könnten das Gelände im Bedarfsfall von aussen schützen.

Aus Gewerkschaftskreisen der Polizei ist zu hören, dass sie es begrüßen, wenn Beamte nicht mehr hinter der Castorhalle schlafen. Polizeigewerkschaften sorgen sich regelmässig um die Einsatzbedingungen. Vor allem die Versorgung mit Essen sei im vergangen Jahr ein Problem gewesen. Darauf hat die Polizeiführung nun reagiert: für die Essensversorgung gibt es eine eigene Einsatzleitung. Ausserdem werden technische Einheiten gebündelt, um auf mögliche Trecker-Blockaden oder Ankettaktionen reagieren zu können.
von dirk2d2, 2011-10-06 12:47
Quelle: Wendland-net

Wird Gorleben zum Atom-Fass ohne Boden? /5.10.11

Noch wird der Salzstock in Gorleben auf seine Eignung als atomares Endlager geprüft. Sollte es hier zu einer endgültigen Lagerung des strahlenden Mülls kommen, müsste der Standort offenbar erheblich mehr Atommüll aufnehmen als bisher angenommen. Das geht aus einem Bericht der "Frankfurter Rundschau" hervor. Die Grünen hatten eine entsprechende Anfrage an das Bundesumweltministerium gestellt. Dort gehe man davon aus, dass die Gesamtmenge auf das Vierfache steigen könnte, hieß es.

Auch Abfälle aus Forschungsreaktoren

Zu dem hoch radioaktiven Müll sollen auch bis zu 100.000 Kubikmeter abgereichertes Uran hinzukommen, das nicht nach Salzgitter in das Endlager Schacht Konrad für schwach- und mittelradioaktive Abfälle gebracht werden kann. In Gorleben sollen auch Abfälle aus der Herstellung von Brennelementen oder aus Forschungsreaktoren eingelagert werden.

Salzstock groß genug aber trotzdem ungeeignet?

Mit einer Ausdehnung von etwa 14 Kilometern Länge und einer Breite von vier Kilometern gilt der Salzstock als groß genug für die zusätzlichen Mengen an Atommüll. Unklar ist aber, welche ergänzenden Sicherheitsanforderungen notwendig wären. Zudem gibt es grundsätzliche Zweifel an der Eignung des Salzstocks, der seit rund 30 Jahren als einzige Option für die Lagerung von hochradioaktivem Material erkundet wird.

40 Prozent mehr hochradioaktiver Müll

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) erklärte am Mittwoch, dass der hoch radioaktive Müll trotz des angekündigten Atomausstiegs um rund 40 Prozent zunehme. Bis 2022 kämen von den verbleibenden Atomkraftwerken zu den bislang vorhandenen 6.500 Tonnen noch einmal 4.500 Tonnen hinzu, erklärte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. Das hätten neue Untersuchungen des Endlagerexperten Wolfgang Neumann ergeben. Die jährlichen Castor-Transporte nach Gorleben seien "nur ein Vorgeplänkel für das, was auf einen möglichen Endlagerstandort zukommt", sagte Ehmke.
Quelle: ndr.de

Umweltschützer: Strahlenwerte rund um Gorleben sind gefälscht /29.09.11

Bürgerinitiative kritisiert Messmethoden für Atommüll-Lager - Strafanzeige gestellt

Die Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) rechne seit Jahren mit einem falschen Wert für die natürliche Strahlung, so die Bürgerinitiative

Schwere Vorwürfe gegen Gorleben-Betreiber: Atomexperten der Bürgerinitiative Umweltschutz (BI) werfen der Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) vor, Strahlenmessungen rund um das Atommülllager Gorleben gefälscht zu haben. Ein seit 2004 genutzter sogenannter Nullpunkt zur natürlichen Gammastrahlung sei nicht nur in direkter Nähe des Zwischenlagers ermittelt worden, sondern auch während dort die ersten Castoren eingelagert gewesen seien, sagte Wolfgang Kallen von der BI am Mittwoch in Hannover. "Das ist wissenschaftlich dilettantisch." Zudem sei es nicht zulässig, da sich die Jahresdosis durch die Einlagerung der Castoren seit 1997 stetig erhöht habe. Die BI beruft sich auf veröffentlichte GNS-Betriebsberichte.

Die BI hat bei der Staatsanwaltschaft Lüneburg wegen "unerlaubter Freisetzung ionisierender Strahlung" Strafanzeige gegen den Betreiber gestellt. Sie klagt unter anderem gegen die Umlagerung von Castoren im Behälterlager und die mögliche Überschreitung des Grenzwertes in diesem Jahr. "Wenn die Grenzwerte überschritten werden, machen sich alle an der Einlagerung Beteiligten - auch Polizisten und Wachpersonal - strafbar", sagte Anwalt Martin Lemke. Die Staatsanwaltschaft hat vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) eine Stellungnahme angefordert. Sollte sie nicht ausreichen, könnte zum ersten Mal ein Castortransport nach Gorleben gestoppt werden.

"Seit 2003 werden die vom Bundesamt für Strahlenschutz genehmigten Grenzwerte rund um Gorleben überschritten", betonte Kallen. Nur durch die falschen Berechnungen habe dies bislang keine weiteren Konsequenzen gehabt. Im Falle einer Überschreitung des Jahreswertes von 0,3 Millisievert (mSv) hätte der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) eingreifen und weitere Castor-Einlagerungen abgesagt werden müssen. Für Kallen und seine Mitstreiter steht fest: "Die GNS hat die Berichte absichtlich geschönt."

Zudem habe sich seit Beginn der Einlagerung von Atommüll im Zwischenlager die Neutronenstrahlung im rund 1,9 Kilometer vom Zwischenlager entfernten Ort Gorleben verdoppelt. "Diese Werte wurden von der GNS selbst ermittelt", sagte Kallen.

Die BI fordert die Absage des vermutlich für das erste Adventwochenende geplanten Castortransports. "Wir werden seit 34 Jahren belogen und betrogen", sagte BI-Vorsitzende Kerstin Rudek. "Wir sind keine Zahlen auf Papier, sondern Menschen mit Ängsten." Wenn auch nicht juristisch, so sei Landeschef David McAllister (CDU) zumindest moralisch verantwortlich. "Wir fordern, dass er sich uns stellt, zur Diskussion kommt und nicht heimlich einfährt." McAllister war in der Vorwoche in Gorleben. Auch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) habe bei den Anfang der Woche vorgestellten neuen Messwerten Fehler begangen, betonte Kallen. Einzig der Landesbetrieb NLWKN habe richtig gemessen. Er hatte für das erste Halbjahr am Zaun des Zwischenlagers eine Neutronenstrahlung von 0,27 Millisievert (mSv) verzeichnet und vor einer Überschreitung des Grenzwertes gewarnt. Daraufhin hatte das Umweltministerium bei der PTB neue Messungen in Auftrag gegeben, welche mit 0,212 mSv deutlich niedriger ausgefallen waren. PTB und GNS gehen davon aus, dass es vor Ort keine Gammastrahlung gibt.

Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister rechnet angesichts der Strahlenwerte am Atommülllager Gorleben unterdessen nicht mit einer Absage des Castortransports Ende November. "Wenn die Voraussetzungen erfüllt sind, wird es einen Castortransport geben", sagte der CDU-Politiker. "Wir sind hier nicht im rechtsfreien Raum, sondern es gibt auch rechtliche Ansprüche, an die wir uns zu halten haben." Kürzlich hatte die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Hannover die Ergebnisse ihrer jüngsten Strahlenmessungen vorgelegt. Demzufolge liegt die Gesamtstrahlung am Atommüll-Zwischenlager Gorleben deutlich unter dem zugelassenen Jahresgrenzwert.
Quelle: Welt.de

Castor-Blockierer müssen Strafe zahlen / 27.09.11

Juristisches Nachspiel einer Castor-Blockade: Das Amtsgericht Karlsruhe hat zwei Atomkraftgegnerinnen wegen Nötigung zu Geldstrafen verurteilt. Eine 48-jährige Museumspädagogin aus Hamburg muss 1350 Euro zahlen, eine 25-jährige Kölner Studentin 300 Euro.

Die Greenpeace-Aktivistinnen hatten sich in den frühen Morgenstunden des 15. Februar an die Bahngleise beziehungsweise an ein Tor gekettet, um gegen einen Castor-Transport aus dem ehemaligen Karlsruher Kernforschungszentrum in das Zwischenlager Nord in Lubmin bei Greifswald zu protestieren.

Die 48-Jährige hatte mit neun Gesinnungsgenossen ihre Arme unter die Bahngleise gegraben und dann festgekettet. Um das Gleis wieder freizubekommen, mussten die Schienen durchtrennt und angehoben werden. Die Aktion kostete etwa 5700 Euro.

Die Gruppe um die 25-Jährige legte sich Fahrradschlösser um den Hals, die sie dann am Eingangstor der ehemaligen Forschungsanstalt befestigte. Die Polizei musste die friedlichen Demonstranten mit hydraulischen Schneidwerkzeugen befreien.

Die Entscheidung gilt als Gradmesser für die nun folgenden Prozesse gegen weitere Aktivisten. Verteidigung und Anklage hatten lange über das Strafmaß gestritten. Der Staatsanwaltschaft forderte 5400 und 1400 Euro Geldstrafe, weil die Grenzen des Demonstrationsrechts deutlich überschritten worden seien. Die Anwälte plädierten dagegen auf Freispruch.
Quelle: welt.de

Strahlung aus den Lüftungsschächten / 26.09.11

Wärmebilder in Gorleben
Strahlung aus den Lüftungsschächten

Am Wochenende haben Greenpeace-Mitglieder das Atommüllzwischenlager in Gorleben fotografiert. Ihr Fazit: Aus der Lüftung könnte was durchsickern.

Hannover dpa/taz| Greenpeace-Mitglieder haben nach eigenen Angaben in der Nacht zum Samstag mit einer Wärmebildkamera Aufnahmen vom Atommüllzwischenlager in Gorleben gemacht. Die Aufnahmen zeigten die Abwärme der dort gelagerten Castorbehälter, teilte die Organisation mit.

Die aufgeheizte Luft trete aus den Lüftungsschlitzen ungefiltert aus. Auch sogenannte Streustrahlung gelange zu einem großen Teil auf diesem Weg in die Umwelt.

"Die Wärmeverteilung auf den Greenpeace-Bildern zeigt auch, dass die 102 Atommüllbehälter im nördlichen Teil der Castorhalle stehen", erklärte Greenpeace-Atomexperte Tobias Riedl. Die Lüftungsschlitze würden dort deutlich wärmere Luft abgeben.

"Umweltminister Hans-Heinrich Sander sollte den Messungen seiner eigenen Behörde vertrauen, anstatt die alarmierenden Messwerte in Zweifel zu ziehen", so Riedl weiter. "Die logische Konsequenz muss sein: Castorstopp für Gorleben." Eine Absage des Castortransports hatte Sander vor zwei Wochen ausgeschlossen.

Der Umweltausschuss des niedersächsischen Landtags berät an diesem Montag über die erhöhten Strahlenwerte am Zwischenlager. In nicht öffentlicher Sitzung informiert Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) über die bisherigen Maßnahmen zur Senkung der Ende August von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt gemessenen Werte.
Quelle: taz.de

Propst Wichert-von Holten wendet sich gegen möglichen Castor-Transport im Advent /14.09.11

Gorleben/Hannover (epd). Die evangelische Kirche hat sich gegen einen möglichen Castor-Transport ins Zwischenlager Gorleben in der Adventszeit gewandt. "Die Menschen in unserer Region haben ein Recht auf das Feiern ihrer Festtage", sagte Propst Stephan Wichert-von Holten am Mittwoch in Lüchow dem epd. "Das gilt auch für den Advent, in dem die Menschen die Zeit anders begehen als im Rest des Jahres."

Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg hatte erklärt, sie rechne damit, dass der nächste Castor-Transport aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague am ersten Advent rollt. Recherchen hätten ergeben, dass die Polizei einen Großeinsatz für den 25. bis 28. November plane, sagte Sprecher Wolfgang Ehmke. Für das Wochenende bereite die Initiative wieder eine Großdemonstration in Dannenberg vor.

"Das wird dem ersten Advent einen neuen Gehalt geben: Ankunft des Castors", kritisierte Ehmke. "Das ist eine Provokation, denen ist nichts heilig." Die Bürgerinitiative kämpfe jedoch weiter dafür, dass der Castor-Transport wegen der erhöhten Strahlungswerte im Lager Gorleben ausgesetzt wird.

Im niedersächsischen Landtag forderte die Opposition am Mittwoch Ministerpräsident David McAllister (CDU) auf, den Transport abzusagen. Der genehmigte Grenzwert für radioaktive Strahlung werde nach einer Hochrechnung in diesem Jahr überschritten, deshalb dürften nicht noch weitere Castor-Behälter hinzukommen, sagte der Fraktionschef der Grünen, Stefan Wenzel. "Die Rechtslage ist zwingend."

Vertreter der Regierungsfraktionen wiesen die Forderung zurück. Es sei noch gar nicht ausgemacht, ob die Grenzwerte tatsächlich überschritten würden, sagte der CDU-Umweltexperte Martin Bäumer. Dies hänge nicht von der Zahl der Castor-Behälter ab. "Für Panikmache ist kein Platz." Zudem gebe es Verträge mit La Hague, die Castor-Behälter abzunehmen. Daran müsse sich Deutschland halten.
Copyright: epd-Landesdienst Niedersachen-Bremen

Fünf Alternativen zu Gorleben? /11.09.11

Michael Sailer, der oberste Berater von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) zum Thema Atommüllentsorgung, hat sich dafür ausgesprochen, bundesweit nach einem Atommüllendlager zu suchen. Bis 2014 oder 2015 sollten demnach mehrere Standorte ausgewählt werden, die für ein Atommüllendlager in Frage kommen. Diese Orte sollten detailliert untersucht und untereinander sowie mit Gorleben verglichen werden. "Ich hoffe, dass die Politik das jetzt anpackt", so Sailer gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.

Nach Angaben von Sailer wäre es sinnvoll, bei jedem Standort ein Gebiet mit einer Größe von 30 bis 80 Quadratkilometern mit einzubeziehen. "In Deutschland wird es nur in Salz- und Tongestein gehen. Granit, der vor allem in Bayern zu finden ist, um schließt Atommüll wegen der Härte des Gesteins schlechter", sagte Sailer.
Bereits 1,5 Milliarden Euro in Gorleben verbaut

"Endlich kommt Bewegung in die Sache." Mit diesen Worten begrüßte Wolfgang Ehmke, der Sprecher der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, den Vorschlag des Regierungsberaters. "Bislang gibt es eine Festlegung auf Gorleben", sagte Ehmke. Diese zu lockern, sei ein erster Schritt. "Es dürfen aber nur neue Standorte in die engere Auswahl genommen werden. Auf Gorleben muss ganz verzichtet werden", forderte Ehmke. Sonst finde der Vergleich unter ungleichen Bedingungen statt, denn in die Erkundung Gorlebens seien bereits mehr als 1,5 Milliarden Euro geflossen.

Auch die Umweltorganisation Greenpeace unterstützt die erneute Suche nach möglichen Endlager-Standorten. "Die gesamte Vorauswahl von Gorleben zur sogenannten Erkundung beruht auf fachlich gröbsten Fehlentscheidungen," sagte Greenpeace-Atomexperte Tobias Münchmeyer. Gorleben müsse deswegen bei der Suche ausscheiden.
Quelle: ndr.de

Advent, Advent – der Castor kommt /12.09.11

Atomkraftgegner nennen das letzte Novemberwochenende als Transporttermin
Von Reimar Paul
Die Antiatombewegung stellt sich ungeachtet der anhaltenden Diskussion um erhöhte Radioaktivitätswerte am Zwischenlager Gorleben darauf ein, daß noch in diesem Jahr weitere Castorbehälter ins Wendland gebracht werden. »Wir erwarten, daß der Transport am letzten Wochenende im November startet, also am 1. Advent«, erklärte am Wochenende Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Die BI nannte keine Quelle für diese Einschätzung. In der Vergangenheit hatten die Atomkraftgegner mit ihren Prognosen für die Ankunft der Castortransporte aber immer richtig gelegen. Ministerien und Polizei halten die Termine stets so lange wie möglich geheim. Der erwartete Transport besteht aus elf Castorbehältern und kommt aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague. Sechs Castoren wurden dort bereits mit Glaskokillen beladen. Sie enthalten hochradioaktive Abfälle.

Der Skandal um die erhöhte Strahlung am Zwischenlager werde dem Protest zusätzlichen Schub geben, sind die Atomgegner überzeugt. Nach der Messung der erhöhten Werte am Zaun des Zwischenlagers im August habe man zunächst mit einer Aussetzung des Transportes gerechnet, sagte Ehmke. Das niedersächsische Umweltministerium hatte erklärt, die Zustimmung zur Einlagerung der elf Castoren erst dann zu erteilen, wenn der Betreiber GNS die Strahlung am Zaun des Zwischenlagers gesenkt hat.

Gleichzeitig liefen die Vorbereitungen insbesondere des für den Polizeieinsatz zuständigen Innenministeriums in Hannover aber weiter. Innenminister Uwe Schünemann (CDU) sagte, ein Abbruch des Transportes würde das Land Millionen Euro kosten. »Das paßt alles nicht zueinander, und die Empörung treibt die Leute auf die Straße«, so Ehmke.

Unterdessen wurde bekannt, daß die GNS die bislang 102 Castorbehälter im Zwischenlager bereits im Juli umgestellt hat. Die Gorleben-Gegner vermuten, dem niedersächsischen Umweltministerium sei schon im Juli bekannt gewesen, daß die Grenzwerte in Gorleben überschritten würden.
Quelle: http://www.jungewelt.de