Samstag, 10. Oktober 2009

Längstes Anti-AKW-Transparent der Welt /10.10.09

.

Fotos oben: PubliXviewinG.
weitere Fotos: hier

pxv Berlin. Am Samstag wurde in Berlin das noch im Entstehen begriffene längste Anti-AKW-Transparent der Welt auf der Reichstagswiese zwischen Bundestag und Bundeskanzleramt erstmals ausgerollt. Hunderte Einzeltransparente mit Bildern und Parolen gegen Atomenergie wurden vor dem Reichstagsgebäude der Öffentlichkeit präsentiert. Eingesandt wurden die Werke aus ganz Deutschland. Die Aktion war ein Zwischenschritt auf dem Weg zum längsten Anti-Atom-Transparent der Welt, das im Laufe der Proteste während der Koalitionsverhandlungen entsteht.

Einem Volksfest nicht unähnlich gab es dazu Infostände, warmes Essen, Getränke und Getrommel zum Anhören oder Mitmachen. Während der gesamten Zeit saßen Freiwillige an Nähmaschinen und verbanden weitere Einzeltransparente miteinander.

Die bundesweit agierende Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt hatte während der Demonstration am 5. September in Berlin dazu aufgerufen, Transparente herzustellen und in die so genannte „Ständige Vertretung“ der Anti-AKW-Bewegung nach Berlin zu senden. Seitdem wurde überall in Kirchengemeinden, Familien oder während der Mittagspause gemalt oder es fanden öffentliche Mal-Aktionen statt.

Text: Andreas Conradt
Fotos: Karin Behr, Andreas Conradt / PubliXviewinG


Keine Stromlücke in der Versorgung /9.10.09

Längere Laufzeiten für alte Atomkraftwerke werden für Energiekonzerne letztlich teurer, haben Wissenschaftler nachgerechnet. Die Stromversorgung hierzulande sei auch ohne die alten Meiler gesichert.

Für eine sichere Stromversorgung braucht Deutschland laut einer neuen Studie weder längere Laufzeiten von Atomkraftwerken noch zusätzliche Kohlekraftwerke. Bereits heute gebe es Strom-Überschüsse, die durch die konventionellen Kraftwerke produziert werden und zu einem teilweise massiven Verfall des Strompreises führen, heißt es in einer Untersuchung des Solar-Instituts Jülich und der Fachhochschule Aachen.

Die Stromkonzerne ließen ihre unflexiblen Großkraftwerke auch dann weiterlaufen, wenn die erneuerbaren Energien den Großteil des Strombedarfs schon abdecken können, heißt es in dem Papier, das die Deutsche Umwelthilfe am Freitag in Berlin vorstellte. Beispielsweise sei durch den Überschuss am vergangenen Sonntag der Strompreis an der Leipziger Strombörse acht Stunden hintereinander auf unter null Euro gefallen. Diese Entwicklung werde letztlich dazu führen, dass die Stromkonzerne immer tiefer in die Tasche greifen müssen, damit ihnen jemand innerhalb oder außerhalb Deutschlands den Überschussstrom abnimmt.

Stromspeicher und - Verbund
«Dieses Gutachten entlarvt das Gerede von der drohenden Stromlücke endgültig als interessengeleitete Stromlüge der Atomkonzerne», sagte Umwelthilfe-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. Gebraucht würden zunächst für eine Übergangszeit mehr flexible und hocheffiziente Gaskraftwerke, die die naturgemäß schwankende Stromproduktion durch erneuerbare Energien ausgleichen können. Später könnten zudem Stromspeicher und ein internationaler Stromverbund für den notwendigen Ausgleich sorgen.

In einem Entwurf des Koalitionsvertrags zwischen Union und FDP zu den Themen Umwelt und Energie heißt es dagegen, Kernenergie sei vorerst unverzichtbar. «Daher wird die Laufzeitbefristung der deutschen Kernkraftwerke auf 32 Jahre aufgehoben. Die Laufzeiten werden stattdessen anhand von Sicherheitsanforderungen an die Anlagen bestimmt.»

Schutz gegen Absturz
Union und FDP wollen auf «intensive staatliche Überwachung» und Sicherheitsüberprüfungen setzen. «Unter anderem dürfen ältere Anlagen mittelfristig nur weiterbetrieben werden, wenn sie einen baulichen Schutz gegen Flugzeugabsturz vergleichbar dem der neuesten Anlagen aufweisen», heißt es weiter. Einige ältere Kraftwerke, die nach dem rot-grünen Atomausstiegsgesetz in den nächsten Jahren vom Netz gehen sollen, haben diesen Schutz nicht.

Die Nachrüstung gilt als sehr teuer und technisch schwierig. Allerdings könnte «mittelfristig» bedeuten, dass die Meiler noch einige Jahre unbehelligt weiter produzieren dürfen. Davon würden Kraftwerke wie Biblis A und B, Neckarwestheim 1 und Brunsbüttel profitieren, die laut Atomkonsens bald abgeschaltet werden müssten.

Zusatzgewinne für Erneuerbare
Die Hälfte der von längeren Laufzeiten der alten Kraftwerke erwarteten Zusatzgewinne soll nach dem Willen von Union und FDP abgeschöpft werden. Sie sollen «nachvollziehbar und verbindlich» in erneuerbare Energien, Effizienz und neue Kraftwerks-, Netz- und Speichertechnologien fließen. Zur Umsetzung soll die Regierung eine «verbindliche Vereinbarung» mit der Industrie treffen. Nicht genannt ist die Absicht, das Geld auch für Strompreissenkungen zu nutzen. Dafür hatten sich vor der Wahl beide Seiten eingesetzt. Am Freitag wiederholte die Junge Union die Forderung.

Für alle Entwürfe der Arbeitsgruppen gilt: Beschlossen werden sie erst am Ende der Koalitionsverhandlungen. Den Erkundungsstopp für den Salzstock Gorleben wollen Union und FDP wie bereits angekündigt unverzüglich aufheben. Die Erkundung soll «ergebnisoffen fortgesetzt» werden. Allerdings betrachten die Koalitionspartner den niedersächsischen Standort nicht mehr exklusiv: «Parallel dazu sind Vorbereitungen dafür zu treffen, dass im Fall der Nichteignung von Gorleben rasch Alternativen zur Verfügung stehen.»
Quelle: Netzzeitung

Decke im Atommüll-Lager Asse eingestürzt /9.10.09

Salzgitter — Im maroden Atom-Endlager Asse bei Wolfenbüttel ist in rund 500 Meter Tiefe eine Decke zwischen zwei Hohlräumen eingestürzt. Wie das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) als Betreiber in Salzgitter mitteilte, besteht aber "keine akute Gefahr". Es handle sich nicht um Kammern, in denen Atomabfall gelagert gewesen sei. Vielmehr seien beide Kammern bereits mit Salzgrus verfüllt gewesen, so dass die gebrochene Decke nur etwa 60 Zentimeter tief eingestürzt sei. Der Deckenbruch werde weiter beobachtet und geprüft, ob Stabilisierungsmaßnahmen sinnvoll seien.

Das BfS will bis zum Jahresende einen Vorschlag für die endgültige Schließung des Lagers prüfen. Geprüft wird dabei auch, ob der in der Asse lagernde Atommüll ganz oder teilweise aus dem Salzstock zurückgeholt werden soll. In dem ehemaligen Salzbergwerk waren zwischen 1967 und 1978 rund 126.000 Fässer mit schwach- und mittelaktivem Atommüll eingelagert worden.
Quelle: AFP

Montag, 5. Oktober 2009

Förderturm Gorleben besetzt. 5.10.09


Bilder oben: PubliXviewinG - weitere Fotos hier


Ein Video von Graswurzel-tv bei YouTube

Ein Film von http://www.graswurzel.tv 3.37min
Schnitt: Kina Meyer
Kamera: Kina Meyer



-------Förderturm besetzt------
Heute um 6 Uhr besetzen AktivistInnen am Erkundungbergwerk in Gorleben den Förderturm.
Sie protestieren während der Koalitionsverhandlungen, die heute in Berlin beginnen, gegen deren Atompolitik.
Wer diese eMail noch rechtzeitig erhält, kann die AktivistInnen in Gorleben durch die Anwesenheit unterstützen.
-------- Ende Newsletter ------

Informationen und Fotos über die Besetzung unter:
http://www.contratom.de/news/newsanzeige.php?newsid=18167

Atomgegner mit ständiger Vertretung in Berlin /2.10.09

Unterschriftensammlung
Atomgegner strahlen weiter
Mit Aktionen und Argumenten wollen AKW-Gegner während der Koalitionsverhandlungen Druck machen. 40.000 Unterschriften binnen dreier Tage haben sie gesammelt.
VON MALTE KREUTZFELDT

BERLIN taz | Für die Energiekonzerne sind die Wege zur Macht nicht weit: Ob Unter den Linden oder in der Friedrichstraße - RWE, Eon, EnBW und Vattenfall unterhalten im Regierungsviertel große Repräsentanzen. Von dort aus überwachen die Lobbyisten, dass ihre Interessen in den anstehenden Koalitionsverhandlungen berücksichtigt werden.

Um dem etwas entgegenzusetzen, eröffnen nun auch die Atomkraftgegner eine "ständige Vertretung" in der Hauptstadt. Zwar sind die Räumlichkeiten in einer ehemaligen Schule im Stadtteil Weißensee, die als Büro, Lager und Schlafquartier dienen, weniger nobel als die Konzern-Repräsentanzen. Doch ausgerüstet mit reichlich Material aus dem Protest-erfahrenen Wendland wollen die Atomkraftgegner von dort aus ordentlich Druck machen. "Wir werden die Koalitionsverhandlungen permanent belagern", sagt Jochen Stay von der Organisation Ausgestrahlt (http://www.ausgestrahlt.de/).

Starten sollen die Aktionen zum Beginn der Gespräche zwischen Union und FDP am Montag mit einem "Warmlaufen" rund um den Verhandlungsort, zu dem mehrere hundert Menschen erwartet werden. Parallel wird in ganz Deutschland am "längsten Transparent der Welt" gearbeitet, das anschließend in Berlin zusammengenäht und am 10. Oktober erstmals entrollt werden soll.

Entmutigt wirken die Atomkraftgegner angesichts des eindeutigen Wahlausgangs jedenfalls nicht. "Die Auseinandersetzung ist mit dem Wahltag nicht beendet, sondern sie beginnt erst", sagte Christoph Bautz vom Online-Netzwerk Campact. "Alle Umfragen belegen, dass die Mehrheit der Menschen und sogar der Anhänger von Schwarz-Gelb am Atomausstieg festhalten will." Einen offenen Brief mit der Forderung "Nicht rütteln am Atomausstieg" hätten innerhalb von nur drei Tagen über 40.000 Menschen unterschrieben, berichtete Bautz.

Auch Jochen Stay setzt darauf, dass die Parteien ihre Position noch ändern. "Merkel wird sich entscheiden müssen, ob sie wie angekündigt die ,Kanzlerin für alle'' sein will - oder doch nur die Kanzlerin der Atomlobby." Mit der Anti-Atom-Bewegung habe die Kanzlerin schließlich Erfahrung: Während ihrer Zeit als Umweltministerin mussten die Castor-Transporte gestoppt werden. Zudem wurde das Endlager Morsleben damals gerichtlich gestoppt und zwei AKWs stillgelegt.

Neben öffentlichem Druck setzen die Atomkraftgegner auf die Kraft der Argumente: "Die Laufzeitverlängerung hilft den erneuerbaren Energien nicht", betont Thorben Becker, Energieexperte beim BUND. "Im Gegenteil stellt sie eine große Gefahr für ihren weiteren Ausbau dar." Zudem seien viele Atomkraftwerke schlicht überflüssig, sagt Jochen Stay. Obwohl im letzten Jahr ständig vier bis sieben Reaktoren vom Netz waren, exportiere Deutschland Strom. "Vermutlich muss die neue Regierung - ähnlich wie bei den Staatsfinanzen - erst mal einen Kassensturz machen, um die Realität zur Kenntnis zu nehmen."
Quelle: taz.de