Montag, 30. Mai 2011

Gorleben-Gegner kritisieren, dass die RSK keine neue Risikoanalyse fürs Zwischenlager anfertigte /19.05.11

Alte Zweifel neu aufgewirbelt
Gorleben-Gegner kritisieren, dass die RSK keine neue Risikoanalyse fürs Zwischenlager anfertigte

gel Gorleben. Die Sicherheitsdiskussion über Flugzeugabstürze auf Atomkraftwerke befeuert auch die Zweifel an der Sicherheit des atomaren Zwischenlagers in Gorleben. Zumindest bei den hiesigen Atomkraftgegnern.

Die Bäuerliche Notgemeinschaft erinnert daran, dass die neue Risikoanalyse den Auftrag hatte, alle deutschen Atomkraftwerke und kerntechnischen Anlagen zu unter- suchen, mithin: auch das Zwischenlager Gorleben. Doch das sei »merkwürdigerweise nicht Gegenstand des Berichtes». Der Landtagsabgeordnete Kurt Herzog (Die Linke) weist auf »unakzeptable» Rechenmodelle als Sicherheitsgrundlage für das Lager hin und kündigt an: »Wir werden das hier vor Ort nicht hinnehmen.»

Anlass der neu aufgewirbelten Diskussion ist der Prüfbericht der Reaktorsicherheitskommission (RSK) über Atomkraftwerke. Darin wird angeregt, alte AKWs abzuschalten, die nicht oder nur geringfügig gegen Flugzeugabstürze gesichert sind (EJZ berichtete). Und das Zwischenlager Gorleben? Nach den Terroranschlägen auf das World-Trade-Center 2001 hatte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) 2003 solche Terror-attacken auch für Castor-Hallen in atomaren Zwischenlagern durchrechnen lassen. Ergebnis: Sowohl die mechanischen Be-lastungen eines Aufpralls eines voll betankten Passagierflugzeugs als auch das Szenario eines Kerosinbrandes würden keine erhebliche Gefährdung infolge von Direktstrahlung oder freigesetzter radioaktiver Stoffe bedeuten. Dafür würden die Castor-Behälter sorgen.

Kurt Herzog behauptet das Gegenteil. Es spreche schon für sich, dass jetzt nicht gleichzeitig auch das hohe Risikopotenzial von Zwischenlagern neu betrachtet worden sei, meint der Linken-Politiker. Herzog verweist auf die fehlenden Falltests an realen Castor-Behältern. Rechenmodelle als Sicherheitsgrundlage seien unakzeptabel. Insbesondere das Problem der hohen Brandlast durch die Castor-Abschirmungen selbst und das sich in der Halle stauende Kerosin würden absichtlich systematisch heruntergerechnet, hält er der Studie von 2003 vor. Grundsätzlich kritisiert Herzog das Fazit des AKW-Checks durch die RSK als »völlig unzureichend»: »Was dort zusammengestellt worden ist, wusste man doch weitgehend schon seit zig Jahren. Diese Kommission ist einfach zu nah an der Atomindustrie, um zu angemessenen Ergebnissen zu kommen», moniert Herzog. Mit seriösen Sicherheitsabwägungen habe das nichts zu tun.

Grundsätzlich habe sich die Atomlobby mit dem Prüfbericht selbst »begutachtet», hämt die hiesige Bürgerinitiative Umweltschutz (BI). Im Fokus der Kritik sieht die BI die Phalanx der TÜV-Mitglieder. Acht Prüfteams seien beteiligt gewesen, 46 von 90 Sachverständigen seien vom TÜV gekommen. »Das macht die Sache angreifbar», argumentiert die BI, denn der TÜV könne ja nicht im Nachhinein sich selbst eine mangelnde Sorgfalt bei den vorgeschriebenen Sicherheitsprüfungen bescheinigen. Das Resümee sei von daher absehbar gewesen: Zwar wiesen die alten AKWs Sicherheitsmängel vor allem gegen Flugzeugabstürze auf - die meisten könnten aber angeblich nachgerüstet werden. So würden Lobbyinteressen der AKW-Betreiber ganz groß geschrieben, kritisiert die BI. Die Notgemeinschaft sieht in der RSK und der Ethik-Kommission lediglich Gremien, die aus taktischen Motiven eingerichtet seien: um vor den nächsten Wahlen alle atompolitischen Debatten zu ersticken. Doch ein tragfähiger gesellschaftlicher Konsens lasse sich mit diesen »Show-Kommissionen» nicht herstellen, heißt es.
Quelle: EJZ