Dienstag, 9. September 2008

Fiasko beim Pilotprojekt und keine Konsequenzen für Gorleben /3.09.08

gelesen bei die Linkszeitung
Das marode Kalibergwerk Asse II ist von Anfang an als Atommülllager ohne eine entsprechende Genehmigung genutzt worden und hat offenbar niemals den Sicherheitsanforderungen für die Lagerung hochradioaktiver Kernbrennstoffe genügt. Das hat Bundesumweltminister Sigmar Gabriel nun auch offiziell eingestanden. Aus Sicht der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow- Dannenberg greift die Darstellung von Gabriel jedoch viel zu kurz. "Bei allen Unterschieden zwischen einer ehemaligen Kaligrube, die illegal als Endlager genutzt wurde, und einem Neubau im Salzgestein wie in Gorleben, drängen sich Parallelen zwischen der Asse II und Gorleben förmlich auf", unterstrich BI-Sprecher Ehmke.

Jahrelang galt die Asse II als Pilotprojekt für Gorleben. Geowissenschaftler, die sich, wie Prof. Klaus Kühn, für Gorleben stark machten, hatten auch der Asse II wider besseren Wissens einen "Persilschein in puncto Standsicherheit und Trockenheit" ausgestellt.

Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), Vorläuferbehörde des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), hatte nach Auswertung der Tiefbohrungen im Raum Gorleben bereits aus eigener Initiative vorgeschlagen, das "Erkundungsrisiko breiter zu streuen" und auch andere Standorte als Gorleben zu untersuchen. Der Hintergrund: Der Salzstock Gorleben ist nicht wasserdicht, das heißt nicht hinreichend gegen so genannte Wasserwegsamkeiten abgeschirmt.

Eine weitere brisante Parallele sei, dass das Umweltminister Gabriel direkt unterstellte Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) sehr wohl um die geologischen Daten wisse, die offenbar gegen Gorleben sprechen. "Das BfS legt sie aber nicht offen und mauert bei Anfragen", rügt die Bürgerinitiative. "Das nächste offizielle Eingeständnis ist überfällig, aus Asse II lernen heißt, auf Gorleben zu verzichten."

Die Gorleben-Gegner würden mit Vehemenz dafür kämpfen, dass die katastrophalen Erkundungsergebnisse der 80er Jahre, die erst sehr spät zum Gorleben-Moratorium, also einem Baustopp unter Tage, geführt hatten, endlich auf den Tisch kommen. Der nächste GAU drohe sonst in Gorleben, sollte dort Atommüll eingelagert werden. "Eine ergebnisoffene Endlagersuche setzt aber voraus, auf die Atomkraft und die Atommüllproduktion vollständig zu verzichten."
Quelle:
Die Linkszeitung