Mit einer Bustour durch die Republik werben Atomkraftgegner für den Ausstieg aus der Hochrisikotechnologie. Gespräch mit Wolfgang Ehmke
Interview: Gitta Düperthal
Wolfgang Ehmke ist Sprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg
Unter dem Motto »Mal richtig abschalten« tourt die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg seit Anfang Juli und noch bis 1. August mit dem Bus durch die Republik. Sie werben für die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen und mobilisieren für eine bundesweite Demonstration am 5. September in Berlin. Am Mittwoch gab es eine Kundgebung vor den beiden noch betriebsbereiten Atomkraftwerken in Biblis. Wird die Bewegung größer?
Wir spüren großen Rückhalt – nicht nur bei unserer Tour, die uns nach Büchel, Köln, Hamm-Uentrop, Jülich, Ahaus, Münster, Gronau und Almelo in den Niederlanden und dann nach Lingen, Esenshamm und Oldenburg führt. Es gibt einen Schulterschluß. Umweltverbände wie der BUND, Robin Wood, die atomkritischen Ärzte IPPNW und Greenpeace rufen mit zur Demonstration im September in Berlin auf. Erstmals kommt Unterstützung aus der Wirtschaft – ein Novum. Der Bundesverband Erneuerbare Energie ist dabei, es zeichnet sich eine völlig neue Allianz ab. Gewerkschafts- und Kirchenkreise machen mit.
Sie haben am Mittwoch abend die Flughafenausbaugegner im Kelsterbacher Wald bei Frankfurt am Main getroffen, die andere Ziele haben. Wie findet man zusammen?
Wir nennen uns bewußt Bürgerinitiative Umweltschutz in Lüchow-Dannenberg. Übergeordnetes Ziel ist, die Energie- und Klimapolitik zum Positiven zu verändern. Ein weiterer direkter Zusammenhang: Aktionsformen der Flughafenausbaugegner gleichen denen der Antiatombewegung: Ein Hüttendorf zu bauen oder zivilen Ungehorsam – diese Art von Gegenwehr kennen wir auch aus dem Wendland. Inzwischen sind persönliche Freundschaften entstanden. Auch deshalb haben wir Zwischenhalt im Kelsterbacher Wald gemacht, wo sich die Leute gegen den Bau der Nordwestlandebahn am Frankfurter Flughafen und das Abholzen des Forsts zur Wehr setzen. Beim gemeinsamen Waldspaziergang haben wir uns über politische Ziele, Möglichkeiten, den Rechtsweg zu beschreiten und öffentlichen Protest ausgetauscht. Wir waren am Rodungszaun, der zur Abschottung der Ausbaugegner aufgestellt worden ist. Ähnliches kennen wir aus Wackersdorf und Gorleben. Als wir am Zaun Transparente aufstellten, sind wir gleich mit vom Flughafenbetreiber Fraport beauftragten Polizisten in Konflikt geraten. Sie suchten nach strafbaren Inhalten, konnten aber keine finden. Auf den Transparenten stand: »Mal richtig abschalten – Atomausstieg sofort. Demonstration in Berlin, 5. September 2009«.
Warum machen Sie drei Wochen vor den Bundestagswahlen mobil?
Wir wollen mit dem Thema Atomausstieg wachrütteln. Nach den Mißständen in Asse II und Krümmel, die Schlagzeilen machten, ist Offenheit für unser Anliegen zu spüren. Sowohl die rot-grüne als auch die schwarz-grüne Regierungskoalition hat außer Papier nichts hervorgebracht, um das Problem zu lösen. Wir befürchten, daß der Bau in Gorleben weitergeht, wenn das auf höchstens zehn Jahre befristete Moratorium ausläuft. CDU und FDP haben wiederholt angekündigt, eine Laufzeitverlängerung alter Reaktoren zu befürworten – wofür es selbst unter deren Wählern keine Mehrheiten gibt. Auch in konservativen Umfragen von Welt online sind über 80 Prozent der Befragten dafür, alte Reaktoren sofort stillzulegen. Sogar CDU-Mitglieder wollen das.
www.bi-luechow-dannenberg.de
Quelle: http://www.jungewelt.de/2009/07-24/052.php
Interview: Gitta Düperthal
Wolfgang Ehmke ist Sprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg
Unter dem Motto »Mal richtig abschalten« tourt die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg seit Anfang Juli und noch bis 1. August mit dem Bus durch die Republik. Sie werben für die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen und mobilisieren für eine bundesweite Demonstration am 5. September in Berlin. Am Mittwoch gab es eine Kundgebung vor den beiden noch betriebsbereiten Atomkraftwerken in Biblis. Wird die Bewegung größer?
Wir spüren großen Rückhalt – nicht nur bei unserer Tour, die uns nach Büchel, Köln, Hamm-Uentrop, Jülich, Ahaus, Münster, Gronau und Almelo in den Niederlanden und dann nach Lingen, Esenshamm und Oldenburg führt. Es gibt einen Schulterschluß. Umweltverbände wie der BUND, Robin Wood, die atomkritischen Ärzte IPPNW und Greenpeace rufen mit zur Demonstration im September in Berlin auf. Erstmals kommt Unterstützung aus der Wirtschaft – ein Novum. Der Bundesverband Erneuerbare Energie ist dabei, es zeichnet sich eine völlig neue Allianz ab. Gewerkschafts- und Kirchenkreise machen mit.
Sie haben am Mittwoch abend die Flughafenausbaugegner im Kelsterbacher Wald bei Frankfurt am Main getroffen, die andere Ziele haben. Wie findet man zusammen?
Wir nennen uns bewußt Bürgerinitiative Umweltschutz in Lüchow-Dannenberg. Übergeordnetes Ziel ist, die Energie- und Klimapolitik zum Positiven zu verändern. Ein weiterer direkter Zusammenhang: Aktionsformen der Flughafenausbaugegner gleichen denen der Antiatombewegung: Ein Hüttendorf zu bauen oder zivilen Ungehorsam – diese Art von Gegenwehr kennen wir auch aus dem Wendland. Inzwischen sind persönliche Freundschaften entstanden. Auch deshalb haben wir Zwischenhalt im Kelsterbacher Wald gemacht, wo sich die Leute gegen den Bau der Nordwestlandebahn am Frankfurter Flughafen und das Abholzen des Forsts zur Wehr setzen. Beim gemeinsamen Waldspaziergang haben wir uns über politische Ziele, Möglichkeiten, den Rechtsweg zu beschreiten und öffentlichen Protest ausgetauscht. Wir waren am Rodungszaun, der zur Abschottung der Ausbaugegner aufgestellt worden ist. Ähnliches kennen wir aus Wackersdorf und Gorleben. Als wir am Zaun Transparente aufstellten, sind wir gleich mit vom Flughafenbetreiber Fraport beauftragten Polizisten in Konflikt geraten. Sie suchten nach strafbaren Inhalten, konnten aber keine finden. Auf den Transparenten stand: »Mal richtig abschalten – Atomausstieg sofort. Demonstration in Berlin, 5. September 2009«.
Warum machen Sie drei Wochen vor den Bundestagswahlen mobil?
Wir wollen mit dem Thema Atomausstieg wachrütteln. Nach den Mißständen in Asse II und Krümmel, die Schlagzeilen machten, ist Offenheit für unser Anliegen zu spüren. Sowohl die rot-grüne als auch die schwarz-grüne Regierungskoalition hat außer Papier nichts hervorgebracht, um das Problem zu lösen. Wir befürchten, daß der Bau in Gorleben weitergeht, wenn das auf höchstens zehn Jahre befristete Moratorium ausläuft. CDU und FDP haben wiederholt angekündigt, eine Laufzeitverlängerung alter Reaktoren zu befürworten – wofür es selbst unter deren Wählern keine Mehrheiten gibt. Auch in konservativen Umfragen von Welt online sind über 80 Prozent der Befragten dafür, alte Reaktoren sofort stillzulegen. Sogar CDU-Mitglieder wollen das.
www.bi-luechow-dannenberg.de
Quelle: http://www.jungewelt.de/2009/07-24/052.php