Donnerstag, 9. Juli 2009

Atomkraft treibt Strompreis in die Höhe /24.06.09

Billigstrom dank Atom - mit dieser Logik zieht die Kernkraft-Lobby in den Wahlkampf. Ganz so einfach ist es aber nicht, zeigt eine Studie des Ökoinstituts. Demnach könnten längere Atom-Laufzeiten den Strom in Deutschland sogar teurer machen.

Düsseldorf - Der Plan von Union und FDP ist klar: Im Falle eines Wahlsiegs im Herbst wollen sie die deutschen Kernkraftwerke länger laufen lassen - in der Hoffnung auf sinkende Strompreise. Doch diese Rechnung geht möglicherweise nicht auf. Denn laut einer Studie des Ökoinstituts, aus welcher das "Handelsblatt" zitiert, führen längere Atom-Laufzeiten nicht zwingend zu sinkenden Strompreisen. Im Gegenteil: Unter Umständen würde Strom sogar teurer.

Das Gutachten hat das Bundesumweltministerium in Auftrag gegeben. Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) will mit der Untersuchung eines der wichtigsten Argumente der Energiebranche entkräften. Dies könnte ihm tatsächlich gelingen.

Laut "Handelsblatt" hat das Ökoinstitut die Strompreise in einzelnen EU-Staaten verglichen. Dabei kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass es "keinen Zusammenhang zwischen hohem Kernenergie-Anteil und Strompreisniveau" gebe. "Im Gegenteil: Es finden sich sowohl Staaten mit hohen Kernenergieanteilen und sehr hohem Preisniveau für Haushalts- und Industriekunden als auch Staaten mit niedrigem Kernenergieanteil und niedrigem Preisniveau", heißt es in der Untersuchung.

Ein besonderes Augenmerk legten die Gutachter auf den französischen Strommarkt: In Frankreich liegt der Anteil des Stroms aus Kernkraftwerken bei knapp 80 Prozent, in Deutschland bei knapp 30 Prozent. Dennoch ist das Strompreisniveau in Frankreich laut Ökoinstitut in einzelnen Marktsegmenten höher als in Deutschland.

Aus Sicht des Ökoinstituts hätte ein "Ausstieg aus dem Ausstieg", also ein Stopp des Atomausstiegs in Deutschland, möglicherweise sogar preistreibende Effekte. Mit dem Ausstiegsbeschluss gebe es einen transparenten Fahrplan.

Dieser Plan führe zu einer erhöhten Investitionsbereitschaft und damit zu einer beschleunigten Modernisierung des Kraftwerksparks und so zu einer "mittel- bis langfristigen Dämpfung der Strompreisentwicklung".

Dagegen würde die mit einer Laufzeitverlängerung einhergehende Unsicherheit "wahrscheinlich zu einem gedämpften Modernisierungsprozess und damit verbunden eher zu höheren Strompreisen führen".
Quelle: Spiegel.de