Sonntag, 21. August 2011

Frankreich will AKW auf dem Meeresboden bauen /5.08.11

Die Pilotanlage soll vor der Küste von Cherbourg errichtet werden. Umweltschützer warnen.

Kernkraftwerk auf Tauchstation – Frankreich will jetzt Atommeiler unter Wasser bauen! Vor der Küste von Cherbourg in der Normandie soll 2013 die erste Pilotanlage („Flexblue“) errichtet werden.

Die Unterwasser-Reaktoren erinnern an U-Boote. 100 Meter lang, 15 Meter breit, 12.000 Tonnen schwer. Und auch die Technik basiert auf der, die bereits in Atom-U-Booten und dem nukleargetriebenen Flugzeugträger Charles de Gaulle eingesetzt wird.

In 100 Metern Tiefe sollen die von einer Einsatzzentrale an Land überwachten U-AKW in Küstennähe verankert werden und zwischen 50 und 250 Megawatt Strom liefern. Hinter dem „Flexblue“-Projekt steckt der französische Schiffsbaukonzern DCNS (zu 75% in Staatshand), der französische Konzern Areva (Weltmarktführer bei Nukleartechnik), der Energieriese Electricité de France und die französische Atomaufsichtsbehörde.

AKW mit Torpedo-Abwehr

Geplant ist, ab 2017 die ersten Unterwasser-Reaktoren zu produzieren. Kosten: mehrere 100 Millionen Euro. Zum Vergleich: Ein Land-AKW kostet bis zu 5 Milliarden Euro. DCNS rechnet mit einem Verkaufspotenzial von 200 Tauch-AKW in den nächsten 20 Jahren, u.a. in Schwellenländern.

Laut DCNS sind die U-AKW sicherer als jene an Land. Gegen Terrorangriffe werden sie durch Stahlnetze geschützt. Zudem können Torpedos „in sicherer Distanz“ zum AKW unschädlich gemacht werden, sagt DCNS-Nuklearchef André Kolmayer. Und auch „Stürme, Erdbeben, Überschwemmungen oder ein Flugzeugabsturz gefährden sie nicht.“ Greenpeace ist da skeptisch, befürchtet Umweltschäden. Etwa durch Meerwasser-Erwärmung, die Flora und Fauna gefährden würde. Riskant sei zudem, dass sich ausgetretene Radioaktivität im Wasser sehr viel schneller verbreite als in der Luft.
Quelle: http://www.bz-berlin.de