Samstag, 12. November 2011

Heiße Fracht: Atommüll strahlt mehr denn je /10.11.11

Der Countdown läuft: Elf Castorbehälter sollen am 24. November aus der Wiederaufbereitungsanlage La Hague Richtung Atommüllzwischenlager Gorleben rollen. Es ist der letzte Transport hochradioaktiven Atommülls aus Frankreich. Und der zweite, bei dem die Radioaktivität im Inneren der Castor-Behälter zugenommen hat. Denn mittlerweile können Kernkraftwerke ihre Brennelemente länger nutzen, wodurch ein höherer Abbrand und dadurch eine höhere Radioaktivität entsteht.

Letzte rechtliche Hürde aus dem Weg geräumt

Neue Behälter des Typs HAW28M, die bereits im vergangenen Jahr eingesetzt wurden, sollen die Strahlung außerhalb der Castoren verringern. "Diese Behälter sind auf eine höhere Wärmeleistung von 56 Kilowatt ausgelegt", sagt Jürgen Auer, Sprecher der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS), die das Zwischenlager Gorleben betreibt. Anfang Oktober seien die Castoren mit bis zu 28 Glaskokillen beladen worden. In den Stahlzylindern stecken in Glas eingeschmolzene hochradioaktive Wiederaufarbeitungsabfälle. Das niedersächsische Umweltministerium hatte am Mittwoch die letzte rechtliche Hürde für den 13. Castor-Transport aus dem Weg geräumt und der GNS die Zustimmung zur Aufnahme elf weiterer Behälter erteilt.

GNS sieht bei Strahlenwerten keine Probleme

Bevor die Castoren auf die rund 1.000 Kilometer lange Reise nach Gorleben geschickt werden, wird ihre Strahlung Auer zufolge dutzendfach überprüft. Maximal darf sie an der Behälteroberfläche zwei Millisievert pro Stunde betragen. Im Abstand von zwei Metern ist ein Höchstwert von 0,1 Millisievert erlaubt. Auf dem Verladebahnhof in Valognes werden die Behälter laut Auer ein letztes Mal von den französischen Behörden überprüft, bevor sie nach Gorleben rollen. Schon jetzt lasse sich absehen, dass "die Werte sich in die der vergangenen Jahre einreihen".

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hatte den Transport im Juni genehmigt. Eines der wichtigsten Kriterien für die Zulassung eines Atommülltransports ist nach Angaben des BfS-Sprechers Florian Emrich, dass "selbst bei einem Unfall keine katastrophalen Auswirkungen" zu befürchten seien.


BfS weist Verantwortung für Transport zurück

Das BfS hat indes keine Entscheidungsgewalt darüber, ob und wohin ein Castor-Transport rollt. Emrich verweist auf die Verpflichtung des BfS, Anträge zu überprüfen. "Werden alle gesetzlich vorgeschriebenen Nachweise erbracht, dann hat der Antragsteller einen Rechtsanspruch auf eine Genehmigung." Einen Ermessensspielraum gebe es nicht, wodurch willkürliche Entscheidungen vermieden würden, erklärt Emrich. Alleine der Besitzer des radioaktiven Materials, in diesem Fall der Kernkraftwerkbetreiber, entscheide, was mit dem Atommüll geschehe.

"Der Eindruck, der gelegentlich erweckt wird, das BfS könne darüber befinden, wohin Transporte gehen, ist nicht richtig", stellt Emrich klar und weist damit die Aussage von Hans-Heinrich Sander (FDP) zurück. Der niedersächsische Umweltminister hatte im Landtag versucht, das BfS für die Durchführung des Transports verantwortlich zu machen.
Quelle: ndr.de