Samstag, 5. November 2011

McAllister bringt Castor-Transport auf den Weg /1.11.11

Trotz aller Kritik: Der nächste Castor-Transport mit hoch radioaktivem Abfall nach Gorleben wird wie geplant stattfinden. Eine Entscheidung, die für den niedersächsischen Umweltminister Sander ein böses Nachspiel haben könnte.

Die niedersächsische Landesregierung erwartet den Castor-Transport nach Gorleben wie geplant Ende November. „Der Castor-Transport wird stattfinden, die rechtlichen Voraussetzungen dafür sind erfüllt“, sagte Ministerpräsident David McAllister (CDU) am Dienstag nach einer Kabinettssitzung. Man freue sich allerdings nicht über den Transport, sagte McAllister. Dieser sei eine „besondere Belastung für das Land“. Am 24. November sollen in Frankreich elf Atommüllbehälter zum Zwischenlager Gorleben starten.

Der für die Sicherung der Route zuständige Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) berichtete dem Kabinett über seine Zustimmung zur Einlagerung weiterer Atommüllbehälter in Gorleben. Für Sander könnte das noch ein böses Nachspiel haben. Die Bürgerinitiative Lüchow Dannenberg kündigte eine Strafanzeige gegen den FDP-Politiker an. „Mit der Zustimmung zur Einlagerung elf weiterer Castoren leistet Sander Beihilfe zur unerlaubten Freisetzung ionisierender Strahlen“, sagte der Sprecher der Bürgerinitiative, Wolfgang Ehmke.

„Strahlung heruntergerechnet, bis es passt“
Dies werde man der Staatsanwaltschaft Lüneburg mitteilen und eine Anzeige gegen den Betreiber des Zwischenlagers um den Vorwurf gegen Sander erweitern. Für die Zustimmung zur Einlagerung habe Sander die Strahlung aus den Behältern „heruntergerechnet, bis es passt“, bemängelte Ehmke.

Im Vorfeld hatte es einen monatelangen Streit um die Interpretation von Strahlenwerten am Zwischenlager gegeben. Messungen hatten zwischenzeitlich nahegelegt, dass der zulässige Höchstwert von 0,3 Millisievert (mSv) für das Gesamtjahr 2011 an der Anlage überschritten werden könnte. In diesem Fall hätten keine weiteren Behälter nach Gorleben gebracht werden dürfen. Spätere Untersuchungen ergaben dann niedrigere Prognosen – vor allem die Grünen witterten eine Manipulation und ein Schönfärben der Zahlen.

Umweltministerium wiegelt ab

Für das Umweltministerium gibt es nach weiteren Prüfungen keinen Anlass, die Einlagerung abzusagen. Selbst wenn elf neue Castoren auf das Gelände kommen, werde der Strahlungshöchstwert aller Voraussicht nach unterschritten. Unter Berücksichtigung aller Messergebnisse und Prognosen rechne man nur mit einer Jahresdosis von bis zu 0,235 mSv am Zaun des Lagers. „Aus Sicht des Umweltministeriums liegen keine Hinweise vor, die gegen die Erteilung der Zustimmung sprächen“, hieß es aus dem Umweltministerium.

Der Umweltausschuss des Landtags sprach sich bei einem Besuch in Gorleben mehrheitlich für den neuen Transport aus. Opposition und Castor-Gegner reagierten mit massiver Kritik. Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel bekräftigte seinen Vorwurf an die schwarz-gelbe Landesregierung, die Messwerte um das Zwischenlager für hoch radioaktiven Atommüll zu ihren Gunsten auszulegen: „Ich sehe mich im Verdacht auf Manipulation der Grenzwerte bestärkt.“
Quelle: focus online