Donnerstag, 17. September 2009

Schavan behält in Auftrag gegebene Studie zurück /16.09.09

Forschungsministerin Annette Schavan hält ein brisantes Papier unter Verschluss. Darin fordern 100 Forscher den Bau neuer Atomkraftwerke in Deutschland und damit eine Kehrtwende in der Energiepolitik. Schavan gab die Studie in Auftrag. Angeblich wollte sie sie erst nach der Bundestagswahl veröffentlichen.

Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) hält angeblich ein brisantes Atom-Gutachten unter Verschluss, das sie selbst in Auftrag gegeben hat. In der Studie regten rund 100 Forscher den Neubau von Atomkraftwerken in Deutschland an, berichtet die „Financial Times Deutschland“.

In der Studie plädierten die Forscher demnach so für neue Meiler: „Abhängig von politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen könnte sich Deutschland aber in der Zukunft wieder an der Entwicklung und dem Bau von neuen Kernkraftwerken beteiligen, um einen erheblichen Teil des Energiebedarfs mit Kernenergie zu decken.“

Trotz unbestreitbarer Risiken biete die Kernkraft „eine kostengünstige und konsensfähige Grundlast-Stromversorgung ohne CO2-Ausstoß“.

Zudem werben die Forscher laut dem Bericht dafür, an anderen Standorten als Gorleben nach atomaren Endlagern zu suchen. Die Zeitung zitiert die Wissenschaftler mit der Aussage, „für ein Endlager in Tongestein liegen umfangreiche wissenschaftliche Erkenntnisse aus Frankreich, Belgien und der Schweiz vor.“

Schavan soll dem Blatt zufolge die Studie mit dem Titel „Konzept für ein integriertes Energieforschungsprogramm für Deutschland“ im Juni erhalten haben, aber erst im Oktober vorstellen wollen.

Die Union tritt wie die FDP für längere Laufzeiten von Atomkraftwerken ein.

Seit Monaten versucht vor allem Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD), Stimmung gegen die Atompläne von Schwarz-Gelb zu machen.

In einem Brief an die Autoren der Studie schreibt laut der Zeitung das Präsidiumsmitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech), Ortwin Renn, die Präsidien der Akademien und das Bundesforschungsministerium hätten sich darauf verständigt, das Konzept erst nach der Bundestagswahl der Öffentlichkeit vorzustellen, da sonst die Gefahr bestehe, dass es im Wahlkampf untergehe oder zerredet werde.

Das Ministerium wollte sich zum Inhalt der Studie bisher nicht äußern.
Quelle: Welt online