Dienstag, 25. August 2009

Expertise zum Salzstock Gorleben /24.08.09

Salzstock bei Gorleben: löchrig wie ein Zahn der von Karies befallen ist

Die LINKE im Niedersäsischen Landtag hat heute ihre in Auftrag gegebene „Expertise zum Salzstock Gorleben - Der aktuelle Kenntnisstand im Lichte der aktuellen Ereignisse in der ASSE II“ vor Journalisten in Hannover vorgestellt. Die Linksfraktion will mit dieser Studie zu einer fachlich fundierten Diskussion über die Endlagerfrage beitragen, sagte Kurt Herzog, der umweltpolitische Sprecher der Fraktion. Der Autor der Studie, der Kieler Diplom-Geologe Ulrich Schneider, beschreibt darin die neusten Erkenntnisse über das Lagermedium Salz, und wie es sich verhält, wenn es mit stark Wärme entwickelndem Atommüll in Kontakt kommt. Gleich zu Beginn der Vorstellung seiner Studie stellte Schneider klar: „Es gibt keine Langzeitsicherheit für das Endlager Gorleben“.

Man könne sich das Deckgebirge über dem Salzstock wie einen hohlen Zahn vorstellen. Wie Karies dringe das Wasser in die abwärtsführenden Kalisalzschichten ein, die das Steinsalz des geplanten Endlagers umgeben. Davon zeuge bereits der eher zufällig gefundene eingespülte Sand bis in etwa 400 Metern Tiefe. Infolge der Temperaturerhöhung durch den hoch radioaktiven Atommüll werde das Salz dünnflüssiger. Dadurch reiße der ohnehin zerklüftete Hauptanhydrit – die Schicht zwischen den innersten Salzen des Endlagers und den äußeren Salzgesteinen – auf und könne absinken. „Dies könnte dazu führen, dass radioaktives Material in die Biosphäre gelangt, was die Menschen in der Region massiv gefährden würde. Aus diesen Gründen ist eine Langzeitsicherheit für ein atomares Endlagers in Gorleben nicht zu gewährleisten“, sagte Schneider.

Der Diplom-Geologe, der den Salzstock bereits in den 80er Jahren gemeinsam mit Prof. Klaus Duphorn im Auftrag der Physikalisch Technischen Bundesanstalt untersucht hat, plädierte für eine Verlängerung des Gorleben-Moratoriums. Während des zehnjährigen Moratoriums, das im kommenden Jahr ausläuft, sollten eigentlich alle Zweifel am Standort Gorleben ausgeräumt werden. „Diese sogenannten Zweifelsfragen sind keineswegs zufriedenstellend abgearbeitet. Das bisherige Untersuchungskonzept war teilweise unzureichend und die vorliegenden aktuellen Standortbeschreibungen weisen zum Teil Widersprüche und Fehler in der Auswertung auf“, kritisierte Schneider. Dies schmälert das Vertrauen in eine seriöse Bearbeitung des sensiblen Themas „Endlagerung von radioaktiven Abfällen“ erheblich. Er forderte die Politik auf, nicht nur das Moratorium zu verlängern, sondern nach alternativen Endlagerstandorten zu suchen.

Kurt Herzog forderte die politisch Verantwortlichen auf, Schlüsse aus der Studie zu ziehen: „Wir brauchen eine vergleichende Standortsuche für ein Endlager unter Ausschluss von Gorleben“. Man dürfe nicht wieder so lange warten wie beim Atommülllager Asse. „CDU und FDP sollen endlich ihre Lehren aus dem Asse-Schlamassel ziehen“, betonte der umweltpolitische Sprecher.

Die Linksfraktion kämpft seit ihrem Einzug in den Landtag gegen das Endlager Gorleben. Die Entscheidung für den Standort im Wendland ist nach Ansicht von Herzog einer der gravierendsten umweltpolitischen Skandale der vergangenen Jahrzehnte. „Sie basierte nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern wurde politisch gefällt“, sagte Herzog. Die Linksfraktion will Schneiders Gutachten für ihre weitere parlamentarische Arbeit nutzen. „Dabei ist uns natürlich klar, dass es keine sichere Endlagerung von Atommüll geben kann und wird. Letztlich kann man nur die Beste von schlechten Alternativen wählen“, sagte Herzog. Das marode Atommülllager Asse und der löchrige Salzstock Gorleben zeigten vor allem eines: Die Nutzung der Atomenergie müsse beendet werden.

Expertise zum Salzstock Gorleben
Der aktuelle Kenntnisstand im Lichte der aktuellen Ereignisse bei der ASSE II

Ein PDF der Studie können Sie hier herunterladen. klick
64 Seiten, 9,4MB

Verfasser: Dipl.-Geologe Ulrich Schneider, Kiel, August 2009
Auftraggeber: Fraktion Die Linke im Niedersächsischen Landtag
Quelle: europaticker