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Nach Jahren der Ruhe rufen Atomgegner wieder zum Protest: Zum elften Mal wird Atommüll nach Gorleben transportiert. Auch die Diskussion um den Ausstieg aus der Kernenergie lebt wieder auf.
Von Wolfgang Roth
Wenn am Wochenende der elfte Castor-Transport aus dem französischen La Hague in Richtung Niedersachsen rollt, wird vermutlich vieles so sein wie in alten Zeiten. Nach Jahren relativer Ruhe um das Zwischenlager und das Erkundungsbergwerk für hochradioaktiven Abfall in Gorleben rufen Bürgerinitiativen, Umweltverbände sowie die Parteien der Grünen und Linken nun zu massenhaften Protesten im Wendland auf.
In mehr als 50 Städten wurden Busse geordert, die Polizei stellt ein Großaufgebot bereit. "Da kommt eine Menge zusammen", sagt Werner Nording, der Sprecher des für die Genehmigung der Transporte zuständigen Bundesamts für Strahlenschutz. Vorsichtshalber wurde die Bahnstrecke nach Dannenberg gesperrt, wo die Behälter auf Lastwagen umgeladen werden.
Für die starke Mobilisierung der Kernkraftgegner gibt es mehrere Gründe. Ob der Salzstock in Gorleben als Endlager für den viele hunderttausend Jahre strahlenden Abfall der Reaktoren geeignet ist, wird auch von Geologen schon lange bezweifelt. Seit kürzlich der schludrige, über Jahre andauernde Umgang mit eindringendem Wasser im Forschungsbergwerk Asse ans Licht gekommen ist, steht Gorleben noch stärker in der Kritik. Zwar trat mit dem Atomkonsens im Jahr 2001 ein Moratorium für die weitere Erkundung in Kraft, die Energiekonzerne dringen aber mit politischer Unterstützung von Union und FDP darauf, den Endlager-Standort festzuschreiben.
Zusätzlich befeuert der von beiden Parteien in Frage gestellte, bis Anfang der zwanziger Jahre gestreckte Ausstieg den Konflikt um die Atomkraft. Die Stromversorger hoffen auf Laufzeitverlängerungen, die ihnen eine neue Regierung bescheren könnte. Da im Atomgesetz unter dem rot-grünen Kabinett zwar exakt festgelegt wurde, wie viel Strom jeder Reaktor noch erzeugen darf, aber die Stilllegung einzelner Reaktoren nicht terminiert ist, haben es die Unternehmen in der Hand, deren Abschaltung hinauszuzögern.
In dieser Legislaturperiode stünde normalerweise das Aus für die Kraftwerke Neckarwestheim sowie Biblis A und B an. Umfassende Revisionen und Reparaturarbeiten, gegen die schon aus Sicherheitsgründen niemand sein kann, verlängern aber mit der Reststrommenge automatisch auch die Laufzeit. Wie stark die Hoffnung auf einen Wechsel in Berlin ist, zeigt sich daran, dass bei RWE, Eon, EnBW und Vattenfall das gesetzliche Auslaufen der Meiler im Hintergrund nurmehr als Plan B gilt. Zumindest Bundesumweltminister Sigmar Gabriel steht in der SPD entschieden zum Atomausstieg, der von den Anti-Atom-Initiativen seinerzeit als fauler Kompromiss gegeißelt wurde. Befürchtungen, die SPD könne sich im Fall einer erneuten großen Koalition gleichwohl an einer "Renaissance der Kernenergie" beteiligen, tragen auch den auflebenden Protest in Gorleben.
Dass die elf Behälter mit je 28 Glaskokillen am Freitag starten und vermutlich am Montagmorgen in Dannenberg ankommen, wird von den Behörden nicht bestätigt - man will eventuellen Störern nicht in die Hände spielen. Sicher ist aber, dass der nächste Transport erst im Jahr 2010 ansteht; es wird der vorletzte aus La Hague sein, wo die abgebrannten Brennstäbe aufbereitet werden. Die Verzögerung entsteht, weil der strahlende Abfall aufgrund neuer Behandlungstechnik mehr Wärme entwickelt, wofür die deutschen Castoren nicht gebaut sind. Dieser Zug aus Frankreich wird deshalb mit französischen Behältern vom Typ TN 85 bestückt.
Quelle: sueddeutsche.de
Mit WiderSetzen in Hitzacker an die Transportstrecke
Nach Jahren der Ruhe rufen Atomgegner wieder zum Protest: Zum elften Mal wird Atommüll nach Gorleben transportiert. Auch die Diskussion um den Ausstieg aus der Kernenergie lebt wieder auf.
Von Wolfgang Roth
Wenn am Wochenende der elfte Castor-Transport aus dem französischen La Hague in Richtung Niedersachsen rollt, wird vermutlich vieles so sein wie in alten Zeiten. Nach Jahren relativer Ruhe um das Zwischenlager und das Erkundungsbergwerk für hochradioaktiven Abfall in Gorleben rufen Bürgerinitiativen, Umweltverbände sowie die Parteien der Grünen und Linken nun zu massenhaften Protesten im Wendland auf.
In mehr als 50 Städten wurden Busse geordert, die Polizei stellt ein Großaufgebot bereit. "Da kommt eine Menge zusammen", sagt Werner Nording, der Sprecher des für die Genehmigung der Transporte zuständigen Bundesamts für Strahlenschutz. Vorsichtshalber wurde die Bahnstrecke nach Dannenberg gesperrt, wo die Behälter auf Lastwagen umgeladen werden.
Für die starke Mobilisierung der Kernkraftgegner gibt es mehrere Gründe. Ob der Salzstock in Gorleben als Endlager für den viele hunderttausend Jahre strahlenden Abfall der Reaktoren geeignet ist, wird auch von Geologen schon lange bezweifelt. Seit kürzlich der schludrige, über Jahre andauernde Umgang mit eindringendem Wasser im Forschungsbergwerk Asse ans Licht gekommen ist, steht Gorleben noch stärker in der Kritik. Zwar trat mit dem Atomkonsens im Jahr 2001 ein Moratorium für die weitere Erkundung in Kraft, die Energiekonzerne dringen aber mit politischer Unterstützung von Union und FDP darauf, den Endlager-Standort festzuschreiben.
Zusätzlich befeuert der von beiden Parteien in Frage gestellte, bis Anfang der zwanziger Jahre gestreckte Ausstieg den Konflikt um die Atomkraft. Die Stromversorger hoffen auf Laufzeitverlängerungen, die ihnen eine neue Regierung bescheren könnte. Da im Atomgesetz unter dem rot-grünen Kabinett zwar exakt festgelegt wurde, wie viel Strom jeder Reaktor noch erzeugen darf, aber die Stilllegung einzelner Reaktoren nicht terminiert ist, haben es die Unternehmen in der Hand, deren Abschaltung hinauszuzögern.
In dieser Legislaturperiode stünde normalerweise das Aus für die Kraftwerke Neckarwestheim sowie Biblis A und B an. Umfassende Revisionen und Reparaturarbeiten, gegen die schon aus Sicherheitsgründen niemand sein kann, verlängern aber mit der Reststrommenge automatisch auch die Laufzeit. Wie stark die Hoffnung auf einen Wechsel in Berlin ist, zeigt sich daran, dass bei RWE, Eon, EnBW und Vattenfall das gesetzliche Auslaufen der Meiler im Hintergrund nurmehr als Plan B gilt. Zumindest Bundesumweltminister Sigmar Gabriel steht in der SPD entschieden zum Atomausstieg, der von den Anti-Atom-Initiativen seinerzeit als fauler Kompromiss gegeißelt wurde. Befürchtungen, die SPD könne sich im Fall einer erneuten großen Koalition gleichwohl an einer "Renaissance der Kernenergie" beteiligen, tragen auch den auflebenden Protest in Gorleben.
Dass die elf Behälter mit je 28 Glaskokillen am Freitag starten und vermutlich am Montagmorgen in Dannenberg ankommen, wird von den Behörden nicht bestätigt - man will eventuellen Störern nicht in die Hände spielen. Sicher ist aber, dass der nächste Transport erst im Jahr 2010 ansteht; es wird der vorletzte aus La Hague sein, wo die abgebrannten Brennstäbe aufbereitet werden. Die Verzögerung entsteht, weil der strahlende Abfall aufgrund neuer Behandlungstechnik mehr Wärme entwickelt, wofür die deutschen Castoren nicht gebaut sind. Dieser Zug aus Frankreich wird deshalb mit französischen Behältern vom Typ TN 85 bestückt.
Quelle: sueddeutsche.de